Volkswagen T-Roc R: SUV wird zum Kraftprügel!


Gut, dass der VW-Konzern einen so großen Baukasten besitzt. Denn das gibt Spielraum für die spannenden Varianten, die von der R GmbH entwickelt werden und die jeweiligen Baureihen nach oben abschließen. Jetzt gibt es auch einen T-Roc R: Das neue Modell kostet knapp 44.000 Euro, bietet dafür Allradantrieb sowie Fahrleistungen der Sonderklasse.

Volkswagen T-Roc R

Volkswagen


Bei der Maschine handelt es sich um jenen Motor aus der EA888-Serie, der nicht nur im Golf R, sondern auch im Audi SQ2 und Cupra Ateca von Seat für druckvollen Vortrieb sorgt. Die 300 PS kommen aus 2,0-Litern, das max. Drehmoment von 400 Nm liegt auf einem Plateau von 2.000 bis 5.200 Umdrehungen an.

 

Derart motorisiert stürmt der mit 1.575 kg nicht gerade leichtgewichtige T-Roc R in 4,8 Sekunden auf 100 km/h. Die Spitze liegt bei 250 km/h, die im 6. von 7 Gängen erreicht werden. Lobende Erwähnung verdient die lineare Gaspedal-Kennlinie, mit der sich der T-Roc R präzise bewegt.

 

Eine Handschaltung gibt es leider nicht; für die Kraftübertragung sorgt das obligatorische DQ381-Doppelkupplungsgetriebe, das die Gänge je nach gewähltem Modus sanft wechselt oder mit Nachdruck reinpeitscht, in der Steuerung jedoch durchaus Wünsche offenlässt. Denn selbst in der sportlichsten Einstellung, im Race- bzw. S-Modus, schaltet der T-Roc R beim scharfen Anbremsen vor Kurven viel zu spät herunter, so dass beim Herausbeschleunigen durch die dann fällige Schaltaktivitäten zu oft Zeit vergeudet wird... Wechselt man in den manuellen Modus, zeigen sich weitere Tücken. Es beginnt bei der unsportlichen Logik der Schaltgasse: Das Wegdrücken zum Hochschalten und Heranziehen zum Herunterschalten widerspricht rennsportlicher Herangehensweise. Man muss also auf die Schaltpaddel ausweichen. Und sieht sich auch hier mit Zwangshochschaltungen und Kickdown-Schaltvorgängen konfrontiert, die hier nichts verloren haben.

 

Um die beflissenen Hochschaltmanöver zu vermeiden, sollte man also den Drehzahlmesser im Auge behalten, um rechtzeitig selbst zu schalten oder um im Zweifel leicht vom Gas zu gehen. Dies jedoch geht nur in der klassischen Graphik mit Rundinstrumenten; wird aber die Balkengraphik gewählt, verschwindet der Tourenzähler. All dies dürfte beim profanen T-Roc nur wenige Kunden stören, aber wir haben es hier mit einem 300 PS Boliden zu tun, von dem man viel mehr Rücksichtnahme erwarten darf.

 

Kurioserweise hört der zweitsportlichste Fahrmodus auf die Bezeichnung „Normal“, wovon man sich nicht täuschen sollte: Diese Stufe ist beim T-Roc R ebenfalls sportlich angelegt. Übrigens gibt es Offroad-Optionen, die vom normalen T-Roc übernommen wurden. Diese vermutlich selten bis nie genutzten Funktionen belegen einen voluminösen Drehschalter auf der Mittelkonsole, während die praxisrelevanteren Modi erst einmal auf den Bildschirm geholt werden müssen, was nicht nur Zeit kostet, es hinterlässt auch Abdrücke.

 

Während wir uns bei der gesammelten Elektronik mehr „R“ wünschen, lässt die Performance auf der Straße wenig Wünsche offen. Die Lenkung ist sauber gewichtet, das Einlenkverhalten präzise, der Grenzbereich ist weit oben, die Verzögerung der großen Bremsanlage ist hervorragend...

 

Der mit einer Haldex-Kupplung operierende Allradantrieb kann bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse schicken; im Zusammenspiel mit den Bremseingriffen des XDS-Systems ergibt sich eine neutrale, wenig driftfreudige Charakteristik.

 

Die Sportsitze bieten hervorragenden Seitenhalt, und ihr Design wirkt so hochwertig wie sportlich. Ansonsten leidet auch die R-Variante unter den Hartplastik-Bauteilen, die den T-Roc auf das gefühlte Niveau eines Golf III bringen: Es wäre schön, wenn die Abkehr von der „Ära Piëch“ etwas weniger plakativ stattgefunden hätte. Abhilfe kommt erst in gut 2 Jahren, denn dem Vernehmen nach wird es zum Facelift der Baureihe wieder hochwertigere Oberflächen geben. Es wäre außerdem begrüßenswert, wenn VW dann auch ein Head-up-Display anbieten würde, vor allem jedoch eine Dynaudio-Stereoanlage, die wir schmerzlich vermisst haben.

 

Mit seinem Einstandspreis von 43.995 Euro, der sich übrigens mit allen Extras auf bis zu 60.000 Euro treiben lässt, liegt der VW T-Roc R fast auf dem Niveau seines Schwestermodells Audi SQ2. Dabei lässt sich der Audi noch stärker individualisieren, der VW ist sportlicher abgestimmt, und zwar spürbar, wie R-GmbH-Chef Jost Capito beteuert. Und so bleibt nach einem nahezu perfekten Tag eigentlich nur ein Wunsch offen: Bitte weniger T-Roc und mehr R. (ampnet/SW)