Admiral-Streifen fürs Spitzenmodell.




Daimler bleibt dabei: Die S-Klasse ist das beste Auto der Welt. Und um diesem Claim Glaubwürdigkeit zu verleihen, haben sich die Schwaben ihr Spitzenmodell gründlich vorgenommen. Die stilistischen Änderungen halten sich in Grenzen halten, doch intern wurde das Auto wie eine neue Modellgeneration behandelt.

 

Und das bedeutet: Neue Antriebe, mehr Komfort und eine komplett neue Elektronik. Ganz nebenbei hat Mercedes einige Modellbezeichnungen aus der langen Historie reaktiviert: Die Marken-Aficionados werden sich schon alleine deshalb von S 450 und S 560 begeistern lassen.

 

Der Sprung bei den Motoren ist groß: Die bisherigen V6-Motoren werden durch eine neue Generation von Reihenmotoren abgelöst. Den 2,9-Liter Diesel gibt es mit 286 PS als S 350 d und mit 340 PS als S 400 d. Bei den Benzinern beginnt es mit dem 3,0-Liter Reihensechszylinder, den es mit 367 PS als S 450 sowie mit 435 PS als S 500 gibt. Beide Motoren sind mit einem 48 Volt-Bordnetz sowie integriertem Starter-Generator ausgerüstet, der nur bei Bedarf extra Schub abgibt und so das bekannte „Turbo-Loch“ also eliminiert.

 

Als Prestige-Antriebe fungieren der 4,0-Liter V8 im S 560, der stolze 469 PS leistet, und der 530 PS starke 6,0-Liter V12 im S 600. Von AMG gibt es den S 63 AMG mit 4,0-Liter V8 und 612 PS sowie den S 65 AMG mit 630 PS starkem 6,0-Liter V12. Ein Plug-in-Hybrid folgt, und zwar auf Basis des älteren 3,0-Liter V6. Einen Vierzylinder wird es hingegen nicht mehr geben, dafür einige Varianten mit dem optionalen Allrad.

 

Die Vielfalt der technischen Ansätze sorgt dafür, dass jede Variante am Steuer ihre spezifischen Reize verströmt. Der Sechszylinder-Ottomotor spricht bissig aufs Gas an und agiert bis in den oberen Drehzahlbereich hinein ungemein seidig und vibrationsarm. Der Achtzylinder im S 560 hat spürbar mehr Dampf, gerade oberhalb von 200 km/h, und gefällt mit dem klassischen, diskret gedämmten Achtzylinder-Klang. Der S 63 AMG ist lauter und aggressiver; die Fahrleistungen liegen auf Supersportwagen-Niveau, der Stil des AMG muss einem allerdings gefallen. Und natürlich gibt es die phantastischen Diesel, die mit ihrem enormen Drehmoment und niedrigem Verbrauch für deutsche Vielfahrer weiterhin die perfekte Motorisierung stellen; noch...

 

Das Fahrwerk wird mit den Leistungen locker fertig, die Abstimmung ist natürlich oberklasse-like. Die Spreizung zwischen den Fahrmodi ist klar spürbar, wobei die S-Klasse im „Comfort“-Modus zum Nachschwingen neigt, Fahrbahnunebenheiten jedoch fast restlos ausbügelt. Der „Sport“-Modus bietet einen sehr guten Kompromiss; besonders eindrucksvoll ist wiederum die bei einigen Modellen optionale „Curve“-Funktion, mit der die Seitenneigung der Karosserie bis zur Haftungsgrenze völlig egalisiert wird. Das Fahrerlebnis ist in dem Modus geradezu surreal.

 

Die Fahrassistenz- und Telematiksysteme wurden weiter verfeinert. Sie überwachen Fahrer und Fahrzeug umfassender als bisher, arbeiten aber gleichzeitig unaufdringlicher und halten die Eingriffe auf einem Minimum. Der Schritt vom automatisierten zum autonomen Fahren scheint greifbar, wenngleich man nur ungern auf den Fahrspaß verzichten möchte, den die neue S-Klasse vermittelt.

 

Ein Novum sind die „Wellness“-Systeme, mit denen per Stereoanlage, Beduftung und Ambientebeleuchtung die Stimmungen inszeniert werden. Gerade in China schätzt die Kundschaft solche Features.

 

Der Innenraum orientiert sich stark am Vorgänger; die Verglasung der Armaturen ist allerdings verbreitert worden, es gibt neue Infotainment-Systeme, und Leder ist auch beim Einstiegsmodell Serienausstattung: Die Stoffsitze gibt es nur noch auf Wunsch. Das bisherige 2-Speichen-Lenkrad weicht einem 3-Speichen-Volant, welches dem Geschmack der Massen entsprechen sollte...

 

Das Exterieur wurde mit neuen Front- und Heckschürzen modifiziert und wirkt moderner. LED-Scheinwerfer sind Serie; besonders eindrucksvoll sind allerdings die optionalen Multibeam-LED-Scheinwerfer. Sie bieten gleich mehrere Vorzüge: Sie sind kompakter und bekommen daher eine eigenständige Frontschürze; sie verfügen über eine variable Verteilung des Lichts; das „Ultra-Range“-Fernlicht liefert die gleiche Performance wie die Laser-Scheinwerfer der Konkurrenz; und mit ihren drei Streifen unterstreichen sie die Hierarchie der S-Klasse im Mercedes-Portefeuille. Intern spricht man scherzhaft sogar von „Admiral-Streifen“.

 

Es gibt die S-Klasse weiterhin in Kurz- und Langversion; darüber rangiert der Mercedes-Maybach mit bis zu 630 PS. Die Preise starten bei 84.639 Euro. Dafür ist alles auch Top! (ampnet/TX)