Alfa Romeo Giulietta Spider:


Vor 110 Jahren wurde die Biscione, wie die Traditionsmarke Alfa Romeo in Italien in Anlehnung an die Schlange im bekannten Logo genannt wird, offiziell gegründet. Daher drehte sich im Jahr 2020 alles um die bewegte Geschichte der Marke aus Mailand. Ein Muss: Das neue Museo Storico, das große Werksmuseum von Alfa Romeo, im Mailänder Vorort Arese.

Alfa Romeo Giulietta Spider

FCA


„Der Alfa Romeo Spider ist ein sehr einfach zu fahrendes Auto. Zudem ist er sehr hübsch“. Dieses Urteil kam von einem außergewöhnlichen Schauspieler, von Steve McQueen. Das US-Magazin „Sports Illustrated“ hatte den Auto- und Motorrad-Fan im Sommer 1966 eingeladen, den zu diesem Zeitpunkt neuen italienischen Roadster mit der Konkurrenz zu vergleichen. Der Alfa Romeo Spider, den der „King of Cool“ fuhr, war eines der ersten Exemplare des „Duetto“ genannten Modells, das nach der Weltpremiere einige Monate zuvor auf dem Genfer Autosalon in die USA kam. 2 Jahre nach Steve McQueen fuhr u.a. der noch junge Dustin Hoffman einen Alfa Romeo Spider zur Musik von Simon & Garfunkel im Kinohit „Die Reifeprüfung“ über die Leinwand. Es entstanden Szenen, die in die Filmgeschichte eingingen und den „Duetto“ zum Kult machten. Auch Box-Legende Muhammad Ali fuhr zweitweise solch einen Spider, mit dem Kennzeichen „Ali Bee“.

 

Den Grundstein zu diesem Erfolg legte der Vorgänger, die Alfa Romeo Giulietta Spider, der in vielen italienischen Filmen Anfang der 1960iger auftauchte. Für die Alfa Romeo Giulietta Spider war Max Edwin Hoffman, nicht Verwandt mit dem schon genannten US-Schauspieler, der Faktor in den USA. Der Österreicher und begeisterte Rennfahrer war damals vor dem Nationalsozialismus in die USA geflohen. In wenigen Jahren wurde der Geschäftsmann zum wichtigsten Importeur für Autos der „alten Welt“.

 

Die Alfa Romeo Giulietta Spider wurde für Max Edwin Hoffmann jedoch zur Besessenheit. 1954, direkt nach dem Marktstart des Coupé-Modells Giulietta Sprint, regte der gebürtige Österreicher die Entwicklung eines Roadsters auf dessen technischer Basis an. Der Geschäftsmann war sich sicher, dass ein Giulietta Spider das ideale Auto für die US-Staaten der Pazifikküste ist. Max Edwin Hoffman war so überzeugt von seinem Erfolg, noch vor der Abnahme des endgültigen Designs orderte der US-Manager mehrere 100 Stück.

 

„Die schöne junge Dame“, wie „Pinin“ Farina seinen Entwurf beschrieb, wies eine Panorama-Windschutzscheibe sowie gesteckte Seitenfenster auf. Der Prototyp hatte keine Türgriffe, stattdessen aktivierte ein Seil den Öffnungsmechanismus. Erst spätere Versionen bekamen die traditionelle Windschutzscheibe, konventionelle Seitenfenster, äußere Türgriffe sowie Türverkleidungen und Stoffverdeck. Der Innenraum wurde modifiziert...

 

Die erste Version des Alfa Romeo Giulietta Spider erhielt den Motor der Coupé-Version Sprint. Der Vierzylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 1.290 ccm leistete 65 PS und ermöglichte eine Spitze von 155 km/h. Die Modellversion Spider Veloce hatte dann ab dem Jahr 1958 bereits satte 80 Pferdchen zur Verfügung.

 

Das italienische Kino schloss den Alfa Romeo Giulietta Spider ins Herz. Starregisseur Federico Fellini setzte den Wagen im Klassiker „La Dolce Vita“ (Das süße Leben) ein, Kollege Michelangelo Antonioni wählte den schönen Roadster als Alain Delons Auto in „L’Eclisse“ (Liebe) von 1962.

 

Als die Zeit für einen Nachfolger reif war, ging Alfa Romeo im großen Stil ans Werk. Für das Debüt in den USA wurde eine Luxuskreuzfahrt über den Atlantik organisiert, als Gäste waren bis zu 1.300 Prominente aus Showbusiness, Sport und Mode mit an Bord. Zu den Passagieren des Turbinendampfers „Raffaello“ zählten die Schauspieler Vittorio Gassman und Rossella Falk sowie die Opernsängerin Anna Moffo. Die „Raffaello“ fuhr von Genua nach New York und machte anlässlich der Filmfestspiele einen Zwischenstopp in Cannes. Während der ganzen Kreuzfahrt waren ein grüner, ein weißer und ein roter Spider prominent ausgestellt. Damit zitierte Alfa Romeo die italienischen Nationalfarben, betonte die Herkunft des Roadsters. Und: Pure Werbung!

 

Der Alfa Romeo Spider 1600, so die offizielle Bezeichnung des neuen Modells, basierte technisch auf dem Coupé Giulia Sprint GT Veloce, allerdings mit auf 2,25 m verkürztem Radstand. Zum Marktstart war der Roadster mit dem bewährten Vierzylinder aus Leichtmetall ausgestattet, der aus 1.570 ccm satte 108 PS holte. Bei einem Trockengewicht von unter 1.000 kg erreichte der offene Italiener in der Spitze gut 185 km/h.

 

Die 1969 präsentierte Generation erhielt den Spitznamen „Coda Tronca“ (Kurzheck). Die Generation von 1983, dem Zeitgeist und umfangreichen Versuchen im Windkanal folgend mit Spoilern versehen, kennen Fans unter der Bezeichnung „Aerodinamica“. 1989 kam die letzte Generation heraus, sie wies eine schnörkellose, stromlinienförmige Karosserie auf. Ebenso nüchtern der Titel: „4. Serie“. (TX)