Alle Kraft nach vorne.




Manche Visionen werden Realität, auch wenn es etwas länger dauert: Schon 2010 hat der damalige BMW-Chef Norbert Reithofer (ist heutiger Aufsichtsratsvorsitzender) angekündigt, dass der BMW 1er, damals und bis heute einziges hinterradgetriebenes Modell seiner Klasse, auf den Frontantrieb wechseln würde. Jetzt ist es soweit…

 

Die dritte Generation des BMW 1er steht auf einer neuen, mit dem Mini geteilten Plattform, bei der die Kraft auf die Vorderräder verteilt wird, und optional auf alle vier Räder.

 

Gleichzeitig verschwindet ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Es gibt in Zukunft auch keinen 1er mit Reihen-Sechszylinder mehr. Denn der hätte wohl kaum quer unter die Vorderhaube gepasst. Die Proportionen haben sich deutlich geändert: Der 1er präsentiert sich nunmehr mit kurzer und steiler Fronthaube sowie einem langgezogenen Dachaufbau, ganz im üblichen Stil des Segments. Dabei spielt der Münchner aber so perfekt mit markentypischen Elementen wie Doppelscheinwerfern, Frontniere, „Hofmeister-Knick“ in der C-Säule oder L-förmigen Rückleuchten, dass man zumindest optisch den echten BMW erkennt.

 

Die Ingenieure haben auch keine Mühen gescheut, um dem Fronttriebler die Agilität zu verleihen, die man mit den hinterradgetriebenen Modellen der Marke verbindet. So verfügt das Fahrwerk über eine aufwendige Mehrlenkerachse hinten, der M135i xDrive kommt außerdem auch mit elektronisch gesteuerter Torsen-Differentialsperre und 18 Zoll-Felgen auf 225er-Reifen aus der Serie 40. Die Stabilitätskontrolle arbeitet nochmals schneller, präziser als bisher.

 

Für Vortrieb sorgen Maschinen der eigenen modularen Motorenfamilie; zum Marktstart gibt es die Modelle 118i (1,5-Liter Dreizylinder mit 140 PS), 116d (1,5-Liter Dreizylinder-Diesel mit 116 PS) und 118d (2,0-Liter Vierzylinder-Diesel mit 150 PS) sowie das Spitzenmodell M135i xDrive, der mit einem 306 PS starken 2,0-Liter Vierzylinder-Turbo ausgerüstet ist. Damit spurtet der 1er in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Spitze wird bei 250 km/h abgeregelt. Sparsamstes Modell ist natürlich der 116d mit lediglich 3,8 Litern Zyklusverbrauch pro 100 km.

 

Puristen und Nostalgiker werden bedauern, dass die manuelle Schaltung weiter zurückgedrängt wird. Der Trend geht in München zum 8-Gang-Wandlerautomaten, wobei dieses von ZF zugelieferte Getriebe derart verzögerungsfrei schaltet, dass es sich mit Doppelkupplungsgetrieben problemlos duellieren könnte.

 

Die Abmessungen sind praktisch identisch mit dem Vorgänger, doch die Antriebseinheit fällt kompakter aus, somit ist die Kabine viel großzügiger geschnitten. Der neue 1er bietet auf den äußeren Plätzen reichlich Platz und ungewöhnlich viel Bein- und Kopffreiheit; der Kofferraum fasst 380 Liter und lässt sich bei umgelegten Rücksitzen auf 1.200 Liter erweitern. Die 4 Türen sind nunmehr erstmals serienmäßig.

 

Auf dem Markt trifft der BMW 1er auf starke Konkurrenz: Die A-Klasse von Mercedes ist noch frisch, VW bringt einen neuen Golf, der nächste Audi A3 folgt 2020. Der neue BMW bringt alle Voraussetzungen mit, sich in diesem Umfeld zu behaupten. (ampnet/TX)