Audi RS 4 Avant: Sportlicher Kombi!


Schnelle Kombis haben Konjunktur. Gerade, wenn sie im Premium-Segment unterwegs. Zwar sind es nur geschätzte 2 Prozent der Kunden, die sich als Ausgleich zu ihrem Business-Alltag mit dem PS-Kombi am Wochenende auf eine Rennstrecke begeben, dennoch hat Audi mit dem RS 4 Avant zu Jahresbeginn nachgelegt. Übrigens in vierter Generation.

Audi RS 4 Avant

Nicht wie früher gegen Ende des Modellzyklus einer Baureihe wird der erstarkte Kombi dieses Mal nachgeschoben, sondern zur deren aktueller Lebensmitte. Ab 78.900 Euro geht es los. Dafür gibt es einen anständig ausgestatteten Sportkombi mit 450 PS, der in 4,1 Sekunden von null auf 100 km/h spurtet und weiter bis 250 km/h. Alles mit 1.510 Liter Gepäck!

 

Herz der Liaison ist ein Leichtmetall-V6 mit 2,9 Liter Hubraum. Abgerückt ist Audi Sport vom Hochdrehzahl-Konzept einer V8-Maschine. Zu hoch der Verbrauch und zu unanständig die Emissionen. Mit sechs Zylindern macht der neue RS 4 Avant aber keine schlechtere Figur. 450 PS dank Turbolader, direkter Benzineinspritzung und indirekter Ladeluftkühlung.

 

Vor allem das immense Drehmomentangebot, das mit max. 700 Nm ab 1.900 U/min bereitsteht, macht den RS 4 Kombi dynamisch. Spontan ist die Reaktion nach dem Druck aufs Gaspedal, vehement stürmt der PS-Kombi nach vorn, begleitet wird die beeindruckende Beschleunigung von einem sonoren Ansaug- und Auspuffklang, zumindest, wenn die 2-flutige Auspuffanlage (1.900 Euro) als Option gewählt wurde. Den Heldentenor gibt der dynamische Kombi, der aber nicht in Neckarsulm bei Audi Sport sondern im Ingolstädter Stammwerk gebaut wird, mit gehöriger Inbrunst.

 

Das Leistungspotenzial erlaubt muntere Sprints aus nahezu allen Lagen. Solange die Nadel des Tourenzählers nicht unter 1.500 Touren absinkt, federt der RS 4 Avant förmlich aus den Startblöcken. Nur in den Kurven merkt man, es ist ein Kombi und kein Sportwagen. Die Dynamiklenkung bietet aber hinreichende Präzision, die saubere Kurvenlinien erlaubt. Das Fahrwerk nimmt Unebenheiten mit Gelassenheit, Korrekturen sind in den Biegungen nur mit kleinen Lenkeinsätzen am belederten Volant nötig...

 

Was nicht bedeutet, dass der Kombi keinen Gefallen am Driften findet. Zwar regelt das ESP beherzte Ausritte ebenso sanft wie sorgfältig weg, den Kurvenverlauf aus der Seitenscheibe zu beobachten ist dennoch möglich und stillt den kleinen Abenteuer-Hunger zwischendurch. Ist aber keineswegs geeignet für öffentliche Straßen. Es gibt Verkehrsteilnehmer!

 

Verpackt ist die anspruchsvolle Technik in einem modifizierten Kleid. Die Radhäuser des RS 4 Avant sind um 1,4 cm fülliger ausgestellt als die der bisherigen Kombi-Versionen. Vorn und hinten schmücken spezifische Stoßfänger die Karosserie. Am Bug markiert ein breiterer Single-Frame das Potenzial. Markant: Dachreling sowie Spiegelgehäuse in Alu-Optik.

 

Wie alle RS-Modelle hat auch der starke Kombi Türschwellerleisten und eine Pedalerie aus Edelstahl sowie eine kleine Projektion, die das Sport-Logo vor der geöffneten Tür am Boden erkennen lässt. Innen gehören beheizbare, lederbezogene Sitze mit vorzüglichem Seitenhalt, Ambiente-Licht für stimmungsvolle Illumination und die elektrische Heckklappen-Betätigung zur Ausstattung. Bei den Assistenzsystemen gehören u.a. die pflichtgemäße City-Notbremsfunktion, die Totwinkel-Überwachung und die Einparkhilfe zur Serie. Dabei sind die Verkehrszeichenerkennung und das Drive-Select-Programm, mit welchem sich Schaltzeitpunkte der Automatik, Gasansprache und Lenkreaktionen perfekt anpassen lassen.

 

Verbunden ist der RS 4 Avant ebenfalls stets zufriedenstellend. Audi Connect mit vielen Dienstleistungen steht bereit, Bluetooth-Anbindung ist an Bord und der WLAN-Port nimmt es obendrein mit mindestens sieben Geräten auf. Mit Hilfe derer kann sich der Kombi-Freund auch über die verpassten Gelegenheiten informieren, etwa die verpasste Auswahl der Keramik-Bremse, ein für 6.000 Euro weiteres Tech-Feature im Bayern.

 

Die einzige aufpreisfreie Lackierung für den Kombi heißt Nardo-Grau und sieht gar nicht mal schlecht aus. Alle anderen Farben kosten 890 Euro mehr. Wer daran scheitert, den Kaufpreis von 78.900 Euro auf weit mehr als 100.000 Euro zu steigern, ist wohl dringend beratungsbedürftig.

 

Die Marke Audi Sport hat gewiss nicht zuletzt deshalb einen kräftigen Aufschwung erlebt. Nach 22.172 Fahrzeugen, die unter dem Label der Ingolstädter Hochleistungsmarke 2016 erschienen sind, sollen es 2018 bis zu 27.000 werden. Bis 2020 sollen sich bei weiterem Absatzplus eine ganze Reihe von E-Mobilen daruntermischen, das kündigt Marken-Chef Stefan Winkelmann an, allerdings ohne Zwang die Ankündigung selbst zu verantworten. Der gebürtige Österreicher verlässt Audi Sport nach 26 Monaten und wird Leiter einer anderen Konzernmarke: Bugatti!. (ampnet/TX)