Auf vier Rädern unterwegs im Internet.




Der jährliche Mobile World Congress (MWC) in Barcelona gilt mittlerweile als wichtigste Mobilfunkmesse der Welt. 5G ist eines der angestammten Themen, aber auch Voraussetzung für die Vernetzung von Automobilen in einem bisher nicht gekannten Maße. Fast alle Automobilhersteller, die etwas auf sich halten, sind in Barcelona dabei.

 

Klar, dass die spanische VW-Tochter Seat die Bühne für ein besonders eindrucksvolles Heimspiel nutzt. Seat stellt beim MWC auf seinem Stand u.a. die theoretischen Möglichkeiten der Datentechnik mit anschaulicher Hardware vor, z.B. mit dem Fahrsimulator Seat Connected Experience 2.0, der für den Kongress den Messestand dominiert und später für die Entwicklungsarbeit der Ingenieure zur Verfügung steht.

 

Was das für die Praxis für unseren Umgang mit Fahrzeugen bedeuten kann, probieren wir einfach mal aus. Fabian Simmer, Digital Officer bei Seat in Martorell vor den Toren Barcelonas, erlaubt uns den Zugang zum Simulator durch die Erstellung einer Seat ID, mit der wir unsere Daten sowie die Fahrzeugkonfiguration personalisieren. Vor uns eröffnet uns ein Riesenbildschirm den Blick von der Fahrerposition auf den Verkehr. Schon sind wir interaktiv in Barcelona unterwegs. Wir lenken, geben Gas und bremsen ab. Der Simulator reagiert darauf!

 

Aber wir werden in einem bisher nicht gekannten Maß mit Informationen versorgt, die uns den besten Weg durch den innerstädtischen Verkehr aufzeigen. Rechtzeitig vor dem drohenden Stau abbiegen? Kein Problem für Experience 2.0. Laneassist, Side Assist, Staupilot, die schon heute bekannten Systeme, beherrscht dieser Simulator alle. Zwischendurch zeigt das große Display in der Mittelkonsole urplötzlich den Paketboten, der vor der Haustür steht. Er darf das Päckchen im Vorraum ablegen, weil wir ihm Zugang gewähren. Und weil wir uns ein bisschen verspäten werden, schalten wir die Heizung zu Hause schon hoch.

 

Ist unser Kommandostand eigentlich noch ein Auto? „Sicher“, so Fabian Simmer, „man könnte den Seat der Zukunft auch als eine Erweiterung unserer Mobiltelefone ansehen“. Verkehrsinformationen in Echtzeit, die Abfrage des Wetterberichtes oder das Öffnen der Garage vom Lenkrad aus; alles ist durch die Vernetzung hier möglich.

 

Fahrtziel ist diesmal ein Parkhaus in der Innenstadt Barcelonas. Dank einer App ist der Stellplatz gebucht. Hinter der Schranke steigen wir aus und unser smarter Seat fährt von allein in die Parkbucht. Während der Fahrt hat Fabian Simmer schon mal eingekauft. Während wir gemütlich auf der Plaza einen Kaffee trinken, legt der Lieferant unsere Einkäufe in den Kofferraum. Ebenfalls per App ist er dazu autorisiert.

 

Die schöne neue Welt soll so nicht nur bequemer, sondern auch sicherer werden. Dafür steht Cristobal, der spanische Heilige für die Autofahrer. Und diesen Namen trägt auch ein Leon, den Seat für die Messe zum Konzeptfahrzeug umgerüstet hat. Cristobal soll zur Vision Zero werden, eine Vision der EU, die das Ziel hat, die Zahl der Verkehrstoten auf 0 zu drücken. Dieser Cristobal verfügt als Schutzengel über weit mehr als 15 Sicherheitsassistenten, deren Funktionen künftig dazu beitragen können, die Hauptursachen von Verkehrsunfällen wie Ablenkungen, Schläfrigkeit, zu hohes Tempo oder zu viel Alkohol zu reduzieren.

 

Fahrer der Cristobals sollten sich in der Zukunft nicht daran stören, dass sie vor Antritt jeder Fahrt den Wagen erst starten können, wenn sie in ein Röhrchen geblasen haben und der Detektor keinen Alkohol registriert. Besorgte Eltern werden durchweg erfreut zur Kenntnis nehmen, dass ihre Kinder das Fahrzeug zwar ausleihen dürfen, aber dann nur in einem vorher festgelegten Bezirk spazieren fahren dürfen und dabei mit dem einprogrammierten Tempolimit leben müssen. Natürlich ist der digitale Fahrtenschreiber mit dabei, der es Eltern nachträglich erlaubt, die Fahrt zu analysieren. Anderen Interessierten aber evtl. auch. Ob wir uns das auch alles wirklich wünschen? Nun ja, die Vision Zero ist eben ein hoch gesteckter Punkt, aber einer, das alle Entwickler antreibt.

 

Ein besonderes Bonbon für Technikliebhaber liefert auch Seats dritte Attraktion. Mit dem neuen Ateca als Konzept wird die Kooperation mit Shazam und Amazon Alexa vorgeführt. Nachdem wir im Simulator ohne weitere Schwierigkeiten auf dem kürzesten Weg nach Hause gefahren sind, aktiviert Fabian Simmer die Sprachassistentin Amazon Alexa. Mit ihrer Hilfe kann er die Garage von seinem Seat aus ohne Fernbedienung öffnen. „Benutzerinteraktion mit sprachgesteuerten Geräten ist eindeutig ein Zukunftstrend“, betont Fabian Simmer. Nicht zuletzt deshalb, um die Vielfalt der Funktionen ohne Ablenkung zu nutzen. (ampnet/TX)