Bestseller auf dem Sprung.




Eine unangenehme Leibesübung gehört in der deutschen Volvo-Zentrale in Köln inzwischen zum Standard: Spagat. Einerseits haben Mitarbeiter die Konzernpolitik zu vertreten, die den baldigen Verzicht auf Verbrenner propagiert. Andererseits müssen sie ihre Kunden bei der Stange halten, die in der Vergangenheit zu mehr als 3/4 Diesel-Fahrzeuge bestellten...

 

Und auch beim neuen Kompakt-SUV XC 40 wird das kaum anders sein!

 

Basierend auf der recht neuen „Compact Modular Architecture“ (CMA)-Plattform der chinesischen Konzernmutter Geely kommt die Fortsetzung der S40/V40-Baureihe ab März auf den deutschen Markt, aber nicht mit einem E-Motor, sondern mit konventionellen Verbrennungsaggregaten. Eine Stromvariante ist aber immerhin für 2020 avisiert. Nicht so lange warten muss man auf das Einstiegsmodell mit Frontantrieb. Es soll im Sommer 2018 verfügbar sein, einen Dreizylinder mit Benzin-Motor ab gut 31.350 Euro. Bis dahin dürften die schwedischen Topmodelle mit Benzin und Diesel einiges an netten Erlösen in die Volvo-Kassen gespült haben.

 

Wie bedeutsam der Diesel für Volvo in Deutschland ist, belegt nicht nur die Tatsache, dass die schwedische Marke entgegen der landläufigen Praxis ihre Selbstzünder günstiger anbietet als die eigenen Ottomotoren. Alles, was sich in Deutschland Premium nennt, hatte in den ersten exakt 10 Monaten des Jahres 2017 einen deutlich geringeren Dieselanteil bei den Neuzulassungen gehabt als bei Volvo. Audi, BMW und Mercedes rangierten klar unter 60 Prozent, selbst Jaguar kam nur auf 74,5 Prozent. Bei Volvo waren es 78,2 Prozent. Aber man darf bei dieser Rechnung nicht übersehen, dass Volvo kein Vollsortimenter ist und deshalb auch beispielsweise keine Sport- oder Kleinwagen sowie Cabriolets anbietet.

 

In der Preisliste sind die beiden ersten XC40-Varianten wie folgt: 44.800 Euro für den Diesel mit der Bezeichnung D4 (190 PS) und 46.100 Euro für den T5-Benziner (247 PS). Beide Versionen verfügen über Allrad, der in verschiedenen Fahrmodi zwischen Comfort und Offroad ideal bewegt werden kann. Die Kraftübertragung erfolgt per 8-Gang-Automatik. Diese Preise dürfen als durchaus selbstbewusst positioniert gelten, zumal der Wagen mit 4,43 m Länge und 2,70 m Radstand erkennbar versucht, aus der Kompakt-Kategorie nicht heraus zu ragen. Gleichzeitig sorgen ein expressives Außendesign und sehr hohes Sicherheitsniveau dafür, eine wahrnehmbare Rolle im immer noch wachsenden Segment zu spielen.

 

Um die Anschaffung finanziell weniger schmerzhaft zu machen, verfügen die zunächst angebotenen Ausstattungslinien Momentum und R-Design bereits über Leichtmetallräder, größere Touchscreens, Klimaautomatik, Einparkhilfe hinten und Ledersitze samt Sitzheizung. Sicherheits- sowie Assistenzsysteme wie etwa eine City-Notbremsfunktion, Spurhalter samt Lenkeingriff und der Kollisionsschutz beim Linksabbiegen sind ebenfalls vorhanden. Wer auf Abstandstempomat, Totwinkelüberwachung sowie Querverkehrswarnung beim rückwärtigen Ausparken nicht verzichten will, kann ein 1.600 Euro teures Zusatzpaket ordern. Es beherrscht das teilautonome Fahren bis zu 130 km/h. Es hält den Volvo XC40 in seiner Spur, steuert aber auch schon gegen, wenn der Fahrer eine aus seiner Sicht noch tolerable Abweichung zulässt. Wem es mehr um Schärfung der Optik geht, kann abgesetzte Dächer und große 21 Zöller bestellen.

 

Die hintere Spur ist um 25 mm größer als die vordere, was zur Präsenz auf der Straße beiträgt. Während außen die klare Kante dominiert und die Verwandtschaft zu den Geschwistern XC60 und XC90 unverkennbar ist, setzt die Innengestaltung auf Platzgewinn durch originelle Lösungen. Der Verzicht auf Lautsprecher in den Türverkleidungen z.B. schafft neue Ablagen in größerer Dimension als üblich, ein Laptop-Fach unter dem Sitz oder eine induktive Ladestation unter dem senkrecht stehenden Hauptmonitor auf der Mittelkonsole legen Zeugnis von dem Bemühen ab, die Bedürfnisse der Passagiere zu erkennen und Angebote dazu zu machen. Für die Individualisierung des Raums können Kontrastfarben bestellt werden, darunter ein frischer Orangeton für den Teppichboden, der die Uniformität dunkler Armatur- sowie Dachhimmel-Verkleidungen wirksam kontrastiert. Die Ladekapazität liegt bei 460 bis 1.336 Litern. Der Boden des Laderaums kann horizontal und vertikal zur Bildung von Abteilen eingesetzt werden, die Ladekante ist dabei gerade 74 cm hoch.

 

Der Volvo XC40 soll in erster Linie Neukunden gewinnen. Das bedeutet, dass sie vom Audi Q3, dem BMW X1, einem Mercedes GLA oder auch anderen Importeuren weggelockt werden müssten. Eine Prognose oder Absatzerwartung mag man mit Hinweis auf die Markteinführung nicht nennen. Schließlich sei 2019 das erste volle Jahr, in dem sich der junge Schwede der Konkurrenz stellt. Neu ist die Idee „Volvo Care“, eine Art Mietsystem, die für ein festes monatliches Entgelt die Nutzung, Wartung, Inspektionen, Steuern und Versicherung bietet. Nach und nach will Volvo dieses System auf alle Modelle der Marke weiter ausdehnen... (ampnet/TX)