BMW 507:


40 Jahre ist er mit Kürbissen zusammen in einer Scheune in Kalifornien verrostet, soweit seine Aluminiumkarosserie das zuließ. Dann erbarmte sich ein ehemaliger NASA-Offizieller seiner und wollte ihn wieder in den Zustand zurückversetzen lassen, in dem Elvis ihn einst in Deutschland gekauft hatte. Die Rede ist vom BMW 507.

BMW 507

Von Anfang der 70iger an stand er rund 40 Jahre in einer Lagerhalle für Kürbisse unweit von San Francisco, bis er 2009 von Jackie Jouret, einer Journalistin des US BMW-Magazins „Bimmer“, entdeckt wurde. Anhand seiner Fahrgestellnummer 70079 und mit Hilfe des BMW-Archivs sowie Recherchen des letzten Besitzers ließ sich die Geschichte des Autos mit Leichtigkeit rekonstruieren.

 

Demnach rollte dieser von Albrecht Graf Goertz gestaltete Sportwagen wenige Tage vor der Frankfurter IAA 1957 vom Band, wo er als Star den BMW-Stand zierte. Dann reichten ihn die Münchner als PR-Testwagen herum, bis ihn ein paar Monate später der damals primär als Bergkönig bekannte Rennfahrer Hans Stuck übernahm, Vater des später „Strietzel“ genannten Hans-Joachim Stuck. In den Alpen holte der Wagen 1958 ein paar Siege. Doch im Herbst des gleichen Jahres kam der Sportwagen zu einem Händler in Frankfurt, der ihn dem damals 23 Jahre alten und in Deutschland stationierten US-Soldaten Elvis Presley für eine Probefahrt überließ. Der „King“ war so begeistert, dass er den Gebrauchtwagen auf der Stelle kaufte, ihn zunächst für Fahrten zwischen seinem Wohnort Bad Nauheim sowie der US Army Base in Friedberg einsetzte und nach Ablauf der Dienstzeit mit in die USA nahm.

 

Dort verließ ihn jedoch die Begeisterung für den BMW 507 ziemlich bald. Ein Radiomoderator kaufte das Auto für lächerliche 4.500 US-Dollar, um es bei Rennen einzusetzen. Zuvor aber tat er dem bildschönen Wagen brutale Gewalt an: Den 3,2 Liter großen BMW V8 (150 PS) ersetzte er durch ein bärenstarkes Chevrolet Aggregat. Weil dieses im Motorraum des ursprünglichen 507 keinen Platz fand, ging das nur mit tiefgreifenden Umbauten: Teile des vorderen Rahmenträgers wurden entfernt, Getriebe und Hinterachse ersetzten die Amerikaner ebenso wie die Instrumente im Cockpit. Nach weiteren Besitzerwechseln landete der Wagen in einer Scheune im Sonnenstaat.

 

Weitere Jahre vergingen, bis im Frühjahr 2014 Spezialisten der BMW Group Classic das Auto zusammen mit vielen Ersatzteilen, die der letzte US-Besitzer gesammelt hatte, per Container nach München holten. Dort nahm der Wagen zunächst unrestauriert einen Platz im BMW-Museum ein, bevor er eine grundlegende Erneuerung erfuhr. Diese gestaltete sich wesentlich schwieriger als die Dokumentation.

 

Der kompletten Demontage von Alu-Karosserie und Stahl-Bodengruppe, von Fahrwerk und nur mehr rudimentär vorhandenem Interieur folgte ein Säure- und Laugenbad, dem die alten Lackreste zum Opfer fielen. Dann begann eine aufwändige, oftmals aber vergebliche Suche nach eventuell noch vorhandenen Ersatzteilen. Viele Komponenten mussten per Hand nachgefertigt werden. Für das Armaturenbrett stand ein ursprüngliches Muster Pate. Die Lederausstattung entstand exakt nach dem Vorbild alter Fotos und Kataloge. Beim Neuaufbau der Sitze war das originale Stahluntergerüst nach sorgsamer Entrostung wieder zu gebrauchen. Fensterkurbeln und Türöffner wurden in einem modernen 3D-Verfahren nach Original angefertigt.

 

Größten Aufwand erforderte der Motor, der aus Einzelteilen komplett neu aufgebaut wurde. Der einst herausgeschnittene vordere Rahmenträger musste ebenfalls nachgefertigt und wieder in die Bodengruppe integriert werden. In Material und Verarbeitung entspricht auch die Holznagelleiste zur Befestigung des Verdecks ganz dem Stil der 50iger Jahre. Der Lack erfolgte nach den gleichen Methoden von einst.

 

Wie der Neuaufbau des V8-Motors und die Verwendung originalgetreuer Teile und Fertigungsverfahren entspricht auch die Auswahl des Lacks exakt den Vorgaben des letzten Besitzers Jack Castor, einem einstigen Raumfahrt-Spezialisten der berühmten NASA. Er hatte von Beginn an den Wiederaufbau des Roadsters im Original-Auslieferungszustand des Jahres 1958 im Sinn gehabt. Sein großer Wunsch, den BMW 507 mit den Augen des „Kings“ sehen zu können, blieb dennoch unerfüllt. Jack Castor verstarb im November 2014 im Alter von 77 Jahren. In Pebble Beach wurde deshalb auch seiner gedacht. Der dort erstmals gezeigte BMW 507 ist nicht nur der Sportwagen des „Kings“, sondern auch das Vermächtnis Jack Castors und obendrein auch ein echtes Meisterstück der BMW Group Classic. (SW)