BMW 7er: Klasse hat ihr Gewicht!


Der Siebener sei generell für BMW „ein wichtiger Schritt in Richtung automatisiertes Fahren“, betonte der BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich gleich mehrfach, als er damals in Portugal das neue Flaggschiff des Konzerns vorstellte. Da BMW aber nicht zu den Unternehmen der Automobilindustrie zählt, die dem Zug der Zeit hinterherschauen, hatte niemand etwas anderes erwartet. Aber gleich solch eine Betonung?

BMW 7er

Die ersten Kilometer auf der Autobahn von Porto entlang des Duoro hatten es eigentlich schon bewiesen. Es bringt auch auf den traumhaft leeren Autobahnen Vorteile, die ganzen Systeme des 7er-BMW fürs teilautonome Fahrens zu nutzen. Der Lenkeingriff des Spurhaltesystems schafft engere Kurven, wie sie in den Bergen der Portweinregion oft vorkommen. Das System lässt einem mehr Zeit, die Hand vom Lenkrad zu nehmen. Außerdem kann sich der Fahrer bis gut 210 km/h darauf verlassen, dass sein Auto den richtigen Abstand zum Vordermann hält und im Zweifelsfall auch hinter ihm zum Stehen kommt.

 

Das alles kennen wir schon und preisen es als Vorteil für Fahren im deutschen Standardstau. Jetzt wissen wir auch, wie erholsam und im Zweifelsfall lebensrettend es sein kann, wenn auf einer leeren Autobahn mit Geschwindigkeitsbeschränkung die Langeweile ins Cockpit einzieht, gleich gefolgt von der Müdigkeit. Der Einsatz des auch im 7er wieder richtungweisenden Infotainments und vielen Verbindungen zur Welt über das Internet kann das hinauszögern. Aber der Sekundenschlaf droht, wenigstens aber ein Bußgeld in drastischer Höhe. Da ist es gut, wenn ein weiteres System nicht nur Geschwindigkeitsbegrenzungen erkennt, sondern dafür sorgt, dass der BMW sich automatisch daran hält...

 

Die Kameras haben nicht nur die Verkehrszeichen im Blick. Sie bilden den kompletten Umkreis des Autos ab, erleichtern Einparken, warnen vor Querverkehr und auch vor einem möglichen Heckaufprall. Was heute möglich ist, um Sicherheit, Komfort und Verbindung zur Außenwelt zu verbessern, findet sich auch an Bord des Flaggschiffs.

 

Und doch ist es ein Auto, sogar eines auf den ersten Blick als großer BMW erkennbares und somit eines, das Eindruck schindet. Die neuen, flachen Voll-LED-Scheinwerfer stoßen direkt an die vergrößerte Niere und zeigen so Breite und eine ungewöhnliche Lichtgestaltung. Die ganze Linienführung der Karosse ist klar. „Die Form findet zwischen den Linien statt“, begründete Design-Chef Adrian van Hooydonk den Eindruck.

 

Zurückhaltung war auch beim Gewicht angesagt. Klaus Fröhlich sagte, man habe 200 kg wegkonstruieren müssen, um rund 130 kg unter dem Gewicht des Alten zu bleiben. Bei höherer Verwindungssteifigkeit nahm das Leergewicht ab. Mit mindestens 1.775 kg setzt der BMW in seiner Klasse einen neuen Maßstab. Mit dem Luftwiderstandsbeiwert von 0,24 zusammen sind das perfekte Voraussetzungen für die Fahrdynamiker und für die Freunde besserer Effizienz. Vor allem Effizienz!

 

Ein Reihensechszylinder im 740i mit 326 PS, 450 Nm Drehmoment und einem Norm-Durchschnittsverbrauch von 6,6 bis 7,0 Litern auf 100 km und ein V8 des 750i mit 4,4 Litern Hubraum, 450 PS, 650 Nm und 8,1 bis 8,3 Litern auf 100 km. Der Reihensechszylinder-Diesel im 730d bringt es auf 265 PS, 620 Nm und einen Normverbrauch von 4,9 bis 4,5 Litern. Der BMW 740e als Plug-in-Hybrid kommt mit dem Vierzylinder-Benziner auf 258 PS und einer Systemleistung von  326 PS, der im Schnitt nur 2,1 Liter und 49 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer berechnet bekommt.

 

Wir werden von einem Ambiente empfangen, wie man es von BMW gewohnt ist und von einem Flaggschiff erwartet. Der zentrale Bildschirm oberhalb der Mittelkonsole dient nicht nur als Monitor fürs Infotainment, sondern als zusätzliches Steuerelement, das als Touchscreen oder über Gestensteuerung funktioniert. Wer das Head-up-Display hat, bekommt seine Informationen in ein größeres Feld der Windschutzscheibe farbig projiziert. In der Armaturentafel im Blickfeld liegen die bestens bekannten klassischen Rundinstrumente, aber als virtuelle Darstellung.

 

Nach dem Druck auf den Startknopf meldet sich der Diesel kaum hörbar. 620 Nm Drehmoment sorgen schon ab 2.000 Umdrehungen für mächtig Schub. In 6,1 Sekunden ist der Spurt bis 100 km/h erledigt und danach geht es zügig weiter, laut Unterlagen bis 250 km/h. Vor Ort strafbar...

 

Hier wird der 7er zum Kurvenkünstler. Der Fahrerlebnisschalter hat eine neue Funktion dazubekommen: Adaptive. Die sorgt dafür, dass sich das Auto an den Fahrstil und mit Hilfe der Daten aus der Navigation an das Straßenprofil anpasst. Das funktioniert gut, wenn es auch den Verdacht aufkommen ließ, am Steuer säße ein „Weichei“. Bei aller Fahrdynamik bleibt ein 7er eben auch ein Luxusgefährt. Beeindruckt hat uns auch die Lenkung. Sie arbeitet sensibel und präzise. Einfach nur schön! (ampnet/SW)