BMW Z4 M40i: Offener Bayern mit Japan-Genen!


Wenn zwei Automobilhersteller die Köpfe zusammenstecken, muss das nichts Gutes heißen. Da geht es um Massenmärkte, geringere Kosten z.B. bei der Produktion, höhere Margen... Bei Toyota und BMW sind die Zielsetzungen sicher nicht edler, das Ergebnis jedoch hoch interessant. Ein Hingucker für die Straße, gleich doppelt!

BMW Z4 M40i

D. Gauert


So bieten die Japaner einen neuen Toyota Supra als Coupé mit einem BMW Sechszylinder-Turbo an und die Münchener kleiden das Japan-Sportkonzept etwas weicher ins optische Gewand eines Z4 M40i. 340 PS stürmen seitdem durch eine Wandlerautomatik, die dem hecklastigen Roadster ordentlich Beine machen.

 

Augenscheinlich sind dem Z4 die Anleihen aus Japan nicht anzusehen. Die Optik bricht zwar mit der BMW-DNA, bewegt sich jedoch mehr nach Stuttgart als nach Tokio. So ist der Roadster auf deutschen Straßen ein Eyecatcher, der im Augenwinkel so manchen Lügen straft, der an einen SLK oder gar Mercedes-AMG GT denkt. Der in die Breite gewachsene Nierengrill rückt den Z4 aber ins rechte Licht. Die unverkennbaren M-Schriftzüge bieten Skeptikern darüber hinaus Orientierung. Doch ob nun Münchener DNA oder nicht: Dieser Z4 sieht als M40i in Frozen Grey 2 (+ 3.300 Euro) einfach fantastisch aus. Erstmals steht der Z4 neben einem Boxster und löst mehr Will-Haben-Gefühl aus!

 

Dabei sind die Etiketten geschwindelt. Wer einen rassigen M erwartet, wird enttäuscht; wer nur einen Roadster sucht, diesem fällt die Kinnlade spätestens nach dem Start herunter... Der 3,0-Liter Sechszylinder mit Twin-Scroll-Turbolader nimmt unter bollerndem Getöse seinen Dienst auf. Der Sportmodus öffnet die Klappen. Dann kann der Z4 gewaltig ins Horn blasen und lässt nackte Zahlen sprechen: 4,5 Sekunden vergehen für den Sprint auf 100 km/h. Diese Kräfte in einem bezahlbaren Roadster willkommen zu heißen, verheißt Vergnügen. Ab 60.950 Euro beginnt die Preisliste in München nämlich schon.

 

1.490 kg sind ein Wort zum Sonntag. Für einen Roadster, der vor allem Fahrspaß, Beweglichkeit und direktes Fahrgefühl bieten soll, geradezu ein Ausschlusskriterium. Puristische Konkurrenten wie der Mazda MX-5 überschreiten die Marke von 1.100 kg nur mit der Vollausstattung. BMW steuert mit einer optimalen Gewichtsverteilung von 50:50 dagegen. Mit Michelin Pilot Supersport in 255er und 275er Breite wird das Gewicht in puncto Bodenhaftung relativiert. Ein niedriger Schwerpunkt ist durch das elektrische Faltdach ohnehin immer geboten.

 

Das Highlight ist aber der Motor. Der Sechszylinder läuft seidenweich und lädt den Twin-Scroll-Lader schon früh auf. So stehen 500 Nm ab 1.600 U/min bereit, bei 5.000 Touren liegen die vollen 340 PPS an. Wer hier noch Schub vermisst, dem ist nicht mehr zu helfen... Wer aber eine präzisere Automatik vermisst, ist ein Kenner. Zwar gondelt der Wandler die Gänge unter Volllast präzise in den Antriebsstrang, im Schubbetrieb verzettelt sich die Automatik zu oft.

 

Besonders im Sportmodus schmälern teils unsinnige Gangwechsel die Freude. Wer beispielsweise auf der Autobahn ist, staunt nicht schlecht, wenn die Automatik ganze 2 Gänge herunterschaltet. Da hilft nur noch der Wechsel in den manuellen Modus, der ein bedarfsgerechtes Diktat ermöglicht. Hier wäre wohl ein Update perfekt?

 

Aus Sportfahrersicht ist auch die Lenkung ein Manko. Diese ist adaptiv, was im Alltag angenehm ist. Sobald es um sportlichere Aktivitäten geht, verwässert die Lenkung jedoch merklich. Der Fahrer kann teils schwer einschätzen, wie sich die Lenkbewegung auf die Vorderachse auswirkt, eine direkte Übersetzung fehlt hier.

 

Das adaptive Fahrwerk spricht eine ähnliche Sprache. Die auf Komfort ausgerichtete Abstimmung bietet zwar Langstreckenqualitäten, lässt auf der anderen Seite aber zu viel Rollneigung zu. So hätte der Z4 zwar das Zeug zum präzisen Sportwagen, der Kunde soll aber König bleiben. Bei einem Kaufpreis von über 76.920 Euro für unseren vollausgestatteten Testwagen dürfte die Kundschaft im von 50 bis 65 Jahren am ehesten zu finden sein. Diese Gruppe wird den Z4 lieben...

 

Das Fahrverhalten insgesamt ist schön austariert. Weder Über- noch Untersteuern schmälern den Fahrspaß. Sobald die vollen 500 Nm auf die Differentialsperre an der Hinterachse treffen, wird die ganz saubere Kraftübertragung erreicht. Das geht so weit, dass selbst Abbiegen aus dem Stand mit durchgetretenem Gaspedal möglich ist, ohne etwa gleich Pirouetten zu drehen. Mit verantwortlich dafür sind auch die Serienreifen von Michelin, die ein ungeahntes Gripniveau ermöglichen. Zickig ist der Z4 also überhaupt nicht. Allenfalls etwas milchig um die Mittelachse. Für den Z4 muss man also Rennfahrer sein. Auch die Bremsen halten genug Reserven bereit, mit etwas Fading.

 

Ein großes Argument für gut betuchte Roadster-Fans ist der Innenraum. So schön geschwungen und mit hochwertigen Materialien bestückt, hat man den Z4 bisher nicht gesehen. Auch der voll digitale Tacho, der von einem zentralen 10,25-Zoll-Display unterstützt wird, hebt diesen Z4 ganz oben in die Businessklasse. Bezüglich der Fahrzeugkonfigurationen fühlt man sich im Menü fast wie ein Entwickler, da nahezu alle elektronisch gesteuerten Funktionen in der Tiefe verstellt werden können. Dazu noch Sprachsteuerung, apple Carplay, Android Auto und ein wirklich schön eingestelltes Soundsystem von Harman-Kardon.

 

Doch die hypermoderne Automobilproduktion wirft auch auf die Bayern einen Schatten. Während Lederausstattungen bis zum 3er E46 bei BMW meist von sagenhafter Qualität waren, zeigen sich in allen Nachfolgen, und leider auch im Z4, früh Abnutzungsspuren. Nach 6.000 km kann an den Sitzwangen der elegant gesteppten „Vernasca“-Lederausstattung bereits die Nutzung abgelesen werden. Wie sich das an sich edle und perfekt sitzende Gestühl auf 100.000 km hochgerechnet präsentieren wird, ist damit leider abzuschätzen. Ein ähnlicher Fehltritt sind auch die Spaltmaße, die nur am Übergang zur Heckschürze schön eng sitzen. An vielen Stellen sind die Spalte so groß, dass Bienen durchfliegen können, ohne sich anschließend die Frisur zu richten. Zwar ist alles gleichmäßig verarbeitet, Perfektion geht anders...

 

Der Z4 M40i ist ein Auto, das man kauft, um zu genießen. Im Roadster finden sich erstaunliche Fahrleistungen, Komfort und moderne Technik zu einem Gesamtpaket zusammen. Für echte Sportwagenfans dürfte der Toyota Supra oder ein Porsche Cayman die bessere Alternative sein. Für diejenigen, die den Sonntag mit guter Laune starten möchten und keine Fahrleistungen für die Rennstrecke benötigen, ist der Z4 M40i ein schöner Allrounder für gewisse sonnige Momente! (ampnet/SW)