„Brexit“ ist und wird Job-Killer.


Während die tägliche Nachrichtenlage von der Pandemie bestimmt ist, schleppen sich die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien um ein Abkommen für die Zeit nach Ablauf der Übergangsphase dahin. Ein „harter Brexit“ wird immer wahrscheinlicher, von den Folgen könnte die britische, aber auch die deutsche Automobilindustrie betroffen sein.

Rücklicht

BMW


Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller fast 600.000 Pkw ins Vereinigte Königreich exportiert. Würden künftig Zölle erhoben und sich die Autos damit für britischen Kunden verteuern, dürften Einbußen die Folge sein. Schon seit gut 5 Jahren ist eine Zurückhaltung der Käufer auf der Insel zu spüren, denn die Höchstzahl von fast 821.000 Pkw (wie 2014) wurde nicht mehr erreicht.

 

Umgekehrt ist die Situation deshalb nicht ohne eine gewisse Pikanterie, da es eine britische Automobilindustrie im eigentlichen Sinne gar nicht mehr gibt. Traditionsreiche Marken wie MG, Morris, Rover oder Wolseley haben sich schon vor geraumer Zeit ins Nirwana verabschiedet. Aston Martin, Lotus, Jaguar und Land Rover haben nichts mehr mit England zu tun. Vauxhall gehört zu Opel und ist nach 88-jähriger Mitgliedschaft im GM-Konglomerat inzwischen beim französischen PSA-Konzern gelandet ist. Mini sowie Rolls-Royce gehören BMW, Volkswagen besitzt Bentley.

 

So vielfältig die Auswirkungen eines UK-Abgangs ohne Vereinbarung sein mögen, so einsilbig geben sich die betroffenen deutschen Eigener der englischen Marken. Erkundigt man sich nach den Vorbereitungen für einen „harten Brexit“, fallen die Antworten spärlich aus. Angesichts des politisch heiklen Themas will sich von den Verantwortlichen kaum noch jemand aus dem sprichwörtlichen Fenster lehnen. Einzig Torsten Müller-Ötvös, deutscher Chef von Rolls-Royce, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ein No-Deal-Brexit wäre das schlechteste Ergebnis für das Geschäft, da dies unsere weltweit vernetzten Produktions- und Vertriebsaktivitäten am stärksten stören würde“. Zwar sind die Zahlen der Edel-Schmiede mit 5.152 verkauften Fahrzeugen in 2019 eher gering, wegen der horrenden Preise der Autos geht es aber um ein erhebliches Geschäftsvolumen. Und die EU ist ein wichtiger Markt. (ampnet/TX)