Cadillac ATS Coupé: Amerikanische Alternative!


Ausländische Premium-Marken haben es in Deutschland nicht leicht, schon gar nicht solche US-Provenienz. Doch wenn eine US-Marke wie Cadillac sogar dort Aufmerksamkeit erfährt, wo man ansonsten eher Hausmannskost goutiert, dann hat sie wohl etwas richtig gemacht. Die Luxusmarke ist im Gespräch, und dahinter steckt System.

Cadillac ATS Coupé

Cadillac


„Wir haben die größten Chancen unter Kunden, die von den deutschen Luxusmarken gelangweilt sind“, sagt Uwe Ellinghaus, der das globale Cadillac-Marketing von New York aus dirigiert. Und der frühere BMW-Manager setzt nach: „Es wird Menschen geben, deren Stil und Charakter nicht zu einem Auto passt, in dem eben das halbe Viertel herumfährt“. Vielleicht aber zu einem Cadillac ATS Coupé, einer Ableitung jener hinterradgetriebenen, kompakten Limousine, die sich in den USA bereits als ernsthafter Konkurrent zum BMW 3er positioniert hat. Das Coupé ist länger und breiter als der Viertürer, gleichzeitig jedoch niedriger, und zeigt damit wuchtige Präsenz. Der eindrucksvolle Auftritt ist kein Zufall, denn das ATS Coupé muss im Modellprogramm auch das bisherige CTS Coupé ersetzen, das eben eine halbe Klasse höher gut positioniert war.

 

Vom radikalen Stil des früheren CTS hat sich das ATS Coupé teilweise verabschiedet. Aggressive Akzente setzen die vertikalen Scheinwerfer und Rückleuchten, die sich inzwischen zum Markenzeichen entwickelt haben. Insgesamt ist der Zweitürer jedoch eher klassisch gezeichnet, auch im Vergleich zur ATS-Limousine. Übrigens ist das ATS Coupé der erste Cadillac mit dem komplett neuen Markenlogo: Der bisweilen als eher kitschig empfundene Lorbeerkranz ist verschwunden.

 

Die Karosserie bietet klassengemäßes Raumangebot: Vorne ist reichlich Platz, auf den hinteren Sitzen lassen sich kürzere Strecken doch noch recht kommod bewältigen. Der Kofferraum fasst immerhin gut 295 Liter.

 

Beim Interieur-Design und den verwendeten Materialien spielt Cadillac inzwischen in der Oberliga. Leder, Aluminium sowie sauber abgenähte Flächen runden sich zu einem Ambiente, das sich wirklich hinter keinem etablierten Konkurrenten aus Europa mehr verstecken muss. Besonders praktisch ist die kabellose Ladefunktion für kompatible Smartphones. Nachholbedarf existiert allerdings noch bei dem mit Näherungs- sowie Gestenerkennung ausgerüsteten Telematik- und Bediensystem CUE. Die pure Bedienführung ist wenig intuitiv, und die verwendeten Symbole zeichnen sich vor allem durch zu viel US-Verspieltheit aus.

 

Unter der scharf konturierten Haube arbeitet ein Vierzylinder-Turbo, der aus zwei Litern Hubraum 276 PS holt und stolze 400 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle stemmt. Damit tritt das Cadillac ATS Coupé über das gesamte Drehzahlband hinweg kräftig an. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 6,2 Sekunden, die Spitze liegt je nach Ausführung bei 230 bzw. 240 km/h. Dabei klingt das Aggregat sonor und gedämpft sportlich; der von Audi und BMW vorgegebene Standard wird erreicht, wenn auch nicht übertroffen. Die serienmäßige 6-Gang-Wandlerautomatik arbeitet unauffällig, die Zahl der Übersetzungen ist aus unserer Sicht absolut ausreichend. Der Normverbrauch liegt bei 8,3 Litern pro 100 Kilometer, mit dem optionalen Allradantrieb steigt der Konsum auf 8,8 Liter; Werte, die sich bei zurückhaltendem Gasfuß auch im Alltag erreichen lassen...

 

Wie sehr die US-Entwickler die Anforderungen des deutschen Marktes verinnerlicht haben, beweist nicht nur der Antrieb, sondern auch das aufwendige Fahrwerk mit McPherson-Vorderachse und Fünflenker-Hinterachse. Dabei gibt es eine Variante mit passiven Dämpfern sowie ein elektronisch kontrolliertes und einstellbares Sportfahrwerk. Das 1,6 Tonnen schwere Coupé ist straff gefedert und verwindungssteif; mit der ebenso leichtgängigen wie präzisen elektrischen Servolenkung lässt sich der Amerikaner auf kurvigen Landstraßen perfekt dirigieren. Das agile Einlenkverhalten animiert dazu, den Grenzbereich aufzusuchen, und auch hier bleibt das Handling ganz leicht kontrollierbar. Das vorbildliche Fahrverhalten wird hier übrigens nicht durch Komforteinbußen erkauft. Besser kann es die deutsche Konkurrenz dann auch nicht.

 

Das ATS Coupé kostet in der Einstiegsversion Elegance ab 39.600 Euro; darüber figurieren die Varianten Luxury (43.000 Euro) und Performance (45.895 Euro) sowie Premium (48.895 Euro) in der Liste. Allrad ist nur für die beiden Top-Varianten lieferbar und kostet glatte 2.000 Euro Aufpreis.

 

Wem vier Zylinder in einem Cadillac ein bisschen zu wenig sind, muss sich noch bis Ende 2015 gedulden. Dann kommt das sportliche ATS-V Coupé auf den Markt, das aus einem Sechszylinder-Turbo rund 420 PS holen wird, und damit auf RS5, M4 und Lexus RC F abzielt. (ampnet/SW)