Chevrolet Camaro: Im Vorfeld wird gespart!


Mit einem von Grund auf neuentwickelten Modell läutet Chevrolet die nächste Runde im Dauerkampf zwischen seinem Camaro und dem Ford Mustang ein. Im Gegensatz zu dem 2014 vorgestellten Mustang ist der Camaro jedoch kompakter und leichter geworden, und außerdem auch noch deutlich moderner.

Chevrolet Camaro

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Zwar ist der neue Camaro noch immer ein relativ großes Auto: Mit 478 cm Länge, 190 cm Breite und 135 cm Höhe nimmt er die Verkehrsfläche einer ausgewachsenen Limousine ein. Aber die Distanz zum Vorgänger macht sich trotzdem bemerkbar. Der Camaro ist zwar noch immer kein Wunder an Übersichtlichkeit, aber er lässt sich in der Stadt relativ gut dirigieren, vor allem jedoch auf engen Landstraßen präzise positionieren. Und mit dem V6 ist der Camaro um stolze 133 Kilo leichter geworden...

 

Die Fahrzeugarchitektur ist sehr eng mit dem Cadillac ATS verwandt, der in Sachen Fahrverhalten geradezu als Messlatte in seinem Segment gilt. Karosserie und Fahrwerk des völlig neuen Modells wirken steif, und der Wagen ist viel agiler als der etwas schwerfälliger wirkende Vorgänger, insbesondere dann, wenn der leichte Sechszylinder-Motor verbaut ist. Die Lenkung könnte mehr Servo-Unterstützung vertragen, punktet dafür mit genauem Einlenken.

 

Der Camaro kommt in den USA zunächst in drei Motorisierungen auf den Markt. Gefahren sind wir den 3,6-Liter V6-Motor mit 340 PS und das 6,2-Liter V8-Aggregat mit 461 PS, der das SS-Modell (Supersport) treibt. Im Angebot ist zudem ein 2,0-Liter Vierzylinder-Turbo mit 279 PS, später werden nochmals viel stärkere Varianten mit V8-Motoren nachgereicht.

 

Auf der Piste schlägt sich der Sechszylinder hervorragend. Der Motor dreht aus dem Keller bis 7.000 U/min sauber hoch, wobei sich der recht kehlige Sound des Vierventilers ab 5.000 U/min in ein eher aggressives Schmettern verwandelt. Das max. Drehoment liegt bei 385 Nm, die bei 5.300 U/min erreicht werden. Ergebnis: Der Spurt auf 100 km/h dauert rund 5,5 Sekunden, die Spitze dürfte bei 250 km/h liegen. Die Schaltung ist leichtgängig und präzise geführt; der sechste Gang ist als Schongang ausgelegt und empfiehlt sich vor allem für lange Autobahnetappen mit aktiviertem Tempomat, wo dieser Gang Geräuschpegel und Verbrauch deutlicher absenken kann.

 

Kann es der V8-Motor noch deutlich besser? Im Camaro SS wird die gleiche Maschine eingebaut, die unter der Haube der Corvette steckt; der 6,2 Liter große Zweiventiler leistet 461 PS und stemmt wuchtige 617 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. Doch trotz seiner Mehrleistung, die 100 km/h werden in über 4,0 Sekunden erreicht, bringt der V8 aber kein entscheidendes Plus an Fahrspaß mehr, was auch an der etwas träge agierenden 8-Gang-Wandlerautomatik liegen könnte. Das Hochschalten unter Vollast, kurz vor dem Drehzahlbegrenzer, beherrscht der Antrieb zwar perfekt, das Einlegen der nächsten Fahrstufe vollzieht sich dann wie ein Peitschenschlag. Manuelle Eingriffe sieht das Getriebe offenbar weniger gerne, phlegmatischer werden die Sonderwünsche umgesetzt.

 

Die „Kommandozentrale“, im wahrsten Sinne des Wortes, aus welcher die entsprechenden Befehle erteilt werden, ist im direkten Vergleich zum Vorgänger deutlich sportlicher und wesentlich eleganter ausgefallen. Die schlanke, horizontal geprägte Instrumententafel sitzt oberhalb einer recht flachen Mittelkonsole, die zwei tief angeordenete Luftausströmer zudem beherbergt. Die schlanke Tastenreihe für Heizung sowie Klimatisierung wirkt besonders futuristisch; das gleiche gilt außerdem für den praktisch rahmenlosen Innenspiegel. Das gesamte Ensemble ist aufgeräumt und übersichtlich, zudem hat die Materialqualität, die bisher eher auf „Fisher-Price“-Niveau lag, um mehrere Klassen zugelegt. Die Sitze sind für einen US-Sportwagen ungewöhnlich sportlich und eng konturiert, eine Wohltat auf kurvigen Landstraßen.

 

Ohne an Faszination oder gar Charakter zu verlieren, ist der Chevrolet Camaro in seiner neuesten Modellgeneration von der US-Ikone zu einem Sportcoupé mutiert, das, und zwar erstmals, auf internationalem Parkett bestehen kann. Dabei strahlt das neue Modell nicht nur neben seinem Vorgänger, sondern als Alternative zum Ford Mustang, dessen Glanz im direkten Vergleich gar verblasst. In der ersten Jahreshälfte 2016 kam der Camaro auch nach Deutschland, die Preise passten. Und kurz danach ergänzte sogar auch noch ein Cabrio dieses Modellprogramm. (ampnet/SW)