Christine „GZ“ Giampaoli Zonca: „Ich bin absolut bereit für mein Comeback“.




Während des Qualifyings zum Extreme E Saisonauftakt 2022 verunglückte Christine „GZ“ Giampaoli Zonca beim Debüt für Veloce Racing schwer. Nur drei Monate nach dem Fußbruch samt doppeltem Bänderriss gibt die Italienerin in einem Interview mit Veloce erstmals Auskunft. „GZ“ berichtet über die Folgen des dramatischen Vorfalls und verrät, wie ein Mentaltrainer im Vorlauf auf das Renn-Comeback geholfen hat. 

 

Zurückblickend auf den Desert X Prix, wie hast Du Dich beim ersten Rennen in dem neuen Team eigentlich gefühlt?

 

Christine „GZ“: Als ich den Tag begann, bin ich, glaube ich, eigentlich wie immer herumgesprungen. Mein einziger Gedanke war, dass ich in den Wagen steigen und mein Bestes geben will. Ich fühlte mich bereit, alles war großartig!

 

Ich war nicht wirklich am Limit. Ich machte ein paar kleine Fehler, die mich ein wenig zurückwarfen, aber die Jungs am Funk sagten zu mir, dass wir auf der Strecke am schnellsten waren. Dann erinnere ich mich noch, wie ich die Düne hinunterfuhr und versuchte, so weit wie möglich innen zu bleiben. Es gab bereits ein paar Spurrillen, und ich weiß nicht wirklich, was passiert ist, denn am Ende des Tages habe ich das Gefühl, dass es nicht ein echter Fehler war … es ist aber passiert. 

 

Was ging Dir nach dem Unfall durch den Kopf?

 

Christine „GZ“: Meine Hände waren wieder am Lenkrad, mein Fuß war unten, ich rollte, und ich dachte: „Komm schon! Fahr einfach wieder auf vier Rädern und wir bringen das zu Ende“ … doch dann lag ich plötzlich auf dem Kopf und versuchte, auszusteigen. Ich merkte, dass ich das nicht konnte, weil mein Fuß feststeckte.

 

Die Jungs waren superschnell und holten mich aus dem Wagen und brachten mich zurück ins Fahrerlager. Sobald sie jedoch versuchten, mich auf den Boden zu legen, fühlte sich mein Fuß tot an. Ich merkte, dass etwas richtig schief gelaufen war.

 

Und hat Dich das alles beeinflusst?

 

Christine „GZ“: Es war alles so ernst. Ich dachte, mir geht es gut, es ist nur mein Fuß. Aber sie ließen mich nichts machen, also warteten wir einfach im Krankenhaus. Ich habe ihnen immer wieder gesagt, dass ich in gut einer Stunde ein Rennen habe, also muss ich schnell wieder raus. Die Ärzte sagten jedoch immer wieder: „Nein“ … der Arzt sagte: „Der Fuß ist am Mittelfuß gebrochen, zwei Bänder sind gerissen …  normale Menschen brauchen etwa vier Monate“, also um sich zu erholen. Was aber sind denn bitte normale Menschen? Gut, ich will es in einem Monat schaffen … der Physiotherapeut plante relativ schnell mit maximal zwei Monaten.

 

Denkst Du anders über den Motorsport heute?

 

Christine „GZ“: Mental hat es mich in gewisser Hinsicht beeinflusst. Ich bin folglich von „alles wird gut“ zu „ich wurde operiert und konnte nichts tun“ gewechselt.

 

Als einen Teil Deiner Rehabilitation hast Du auch ein Neurotraining absolviert. Was genau bedeutet das eigentlich?

 

Christine „GZ“: Daran arbeite ich seit dem letzten Jahr, und ich glaube, das hat mir sehr geholfen. Im Neurotraining wird mit deiner Müdigkeit, deinen Nerven, deinem Stress und deiner Reaktion gearbeitet. Immer alles als eine Einheit!

 

Würdest Du anderen Sportlern das Neurotraining empfehlen, um das Stigma aller psychischen Erkrankungen zu brechen?

 

Christine „GZ“: Jeder Sportler sollte einen Mentaltrainer haben. Die Leute haben ein bisschen Angst, wenn man Psychologe sagt, aber diese ganze Zeit hat mir die Möglichkeit gegeben, nachzudenken und zu sehen, wie ich auf eine andere Art und Weise besser werden kann. Wir verdrängen das Thema der mentalen Gesundheit, weil wir Fahrer und Athleten sind, wir sind stark und geben bei allem, was wir tun, 150 Prozent. Ich denke, wir müssen das auf eine andere Art und Weise sehen.

 

Durch den Mentaltrainer hat sich mein Limit verschoben, es ist sehr viel höher!

 

Das klingt nach einem Comeback?

 

Christine „GZ“: Mein Kopf ist jetzt definitiv bei 100 Prozent. Ich bin bereit, wieder in den Wagen zu steigen. In einer anderen Situation wäre ich vielleicht nicht so. Aber mit all dieser Hilfe bin ich voll dabei! Ich bin bereit, zurück zu kommen und es dann in Sardinien ab dem 6. Juli in der Extreme E wieder krachen zu lassen! (Extreme E/SW)