Das Fahrrad ist kein rechtsfreier Raum.




Seit dem BGH-Urteil vom Juni 2014 gibt es keine Zweifel mehr: Einem Radfahrer ohne Helm kann nicht automatisch eine Mitschuld an Folgen eines Unfalls angelastet werden. Trotzdem empfiehlt der ADFC Kindern, älteren Menschen und besonders ambitionierten Fahrern, beim Radeln einen Helm zu tragen.

 

Die Entscheidung für oder gegen einen Kopfschutz sollte jedoch auf freiwilliger Basis von allen Radfahrern erfolgen.

 

Auch wer ohne Helm auf dem Rad unterwegs ist, hat vollen Anspruch auf Schadensersatz bei unverschuldeten Unfällen. Dies hat im Juni 2014 der BGH (Bundesgerichtshof) entschieden und mit seiner Entscheidung ein Urteil des OLG Schleswig vom Juni 2013 aufgehoben. Dieses hatte einer verunglückten Radfahrerin 20 Prozent Mitschuld an den Folgen eines Unfalls gegeben, weil sie keinen Helm trug. Und das, obwohl die Autofahrerin den Unfall allein verschuldet hatte. „Wenn ein Radfahrer vollkommen unverschuldet Opfer eines Verkehrsunfalls wird, darf ihm niemand seine berechtigten Schadensersatzansprüche streitig machen, egal, ob mit oder ohne Helm gefahren wurde. Die Richter haben hier zu Recht betont, dass ein Helm zwar den Schaden hätte verringern können, aber dass es weder eine allgemeine Helmpflicht noch ein allgemeines Verkehrsbewusstsein gibt, das eine Mitschuld etwa begründen könnte“, erläutert Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

 

Dabei weist der ADFC Forderungen nach einer allgemeinen Helmpflicht ausdrücklich zurück. Eine solche Pflicht halte man für unverhältnismäßig. Helme sollten ganz freiwillig getragen werden. „Denn Radfahren ist keine Risikosportart, sondern gesunde Bewegung im Alltag. Hausputz und Gartenarbeit sind statistisch gesehen deutlich riskantere Tätigkeiten, und hier käme niemand auf die etwaige Idee, Schutzmaßnahmen per Gesetz vorzuschreiben“. Zudem seien sich Experten und die Bundesregierung seit langem einig, dass eine Helmpflicht weder durchzusetzen noch zu kontrollieren sei. Sie würde aber die Fahrradnutzung drastisch senken und damit den Autoverkehr zunehmen lassen, was weder umwelt- noch gesundheitspolitisch dann zu verantworten sei. (TX)