Der 911er für die ganze Familie.




Nicht kleckern, sondern klotzen, heißt es bei Porsche: Mit 5 Antrieben werfen die Zuffenhausener ihren neuen Kombi, den Panamera Sport Turismo, auf den Markt. Er repräsentiert ein Fahrzeug-Konzept, das bei den direkten Nachbarn aus Untertürkheim gerade aus dem Programm genommen wird. Was weiß Porsche besser als Mercedes?

 

Zwar ist der Porsche nicht so avantgardistisch gezeichnet wie etwa der Mercedes CLS Shooting Brake, im Grunde steckt das gleiche Konzept dahinter, nämlich aus einer Coupé-haften Limousine ein mit mehr Platz und Praktikabilität gesegneten Kombi zu machen. Leichtfertig hat man die Entscheidung dazu bei Porsche offenkundig nicht getroffen: Rund 5 Jahre vergingen von der Vorstellung eines Show-Cars auf dem Pariser Autosalon und der Einführung des Serienmodells. Jetzt haben Kunden die Qual der Wahl in einer Leistungs-Spreizung zwischen 330 PS und 550 PS und für bis zu rund 7.000 Euro Aufpreis zu einer Limousine.

 

Weder fehlt es an einem Diesel, noch an einer hochmodernen Hybrid-Variante, die sich an der Steckdose für gut 50 Kilometer emissionsfreien Saft holen kann. Wobei es damit im Alltagsverkehr nicht anders ist, als mit herkömmlich angetriebenen Pkw: Zwischen theoretischem Verbrauch und praktischer Reichweite klafft ein Unterschied. So sind 30 bis 40 rein elektrische Kilometer für den Panamera 4 E-Hybrid eher Wirklichkeit. Der Teilzeit-Stromer nutzt eine Batterie-Kapazität von 14 Kilowattstunden und einen 136 PS starken E-Motor, um die Leistung zu erzielen.

 

Dabei wirkt der Wagen, der Porsche-intern längst nur unter dem Kürzel „ST“ läuft, wie die Probe des Öko-Gewissens für einen eingefleischten Sportwagenfan: Abgesehen vom 330 PS starken Basis-Benziner ist der E-Hybrid mit seinen 462 PS Systemleistung der langsamste der Runde, sofern dieses Adjektiv „langsam“ für einen bis auf 275 km/h spurtenden Kombi überhaupt erlaubt ist. Rund 300 Kilogramm Mehrgewicht fordern halt ihren Tribut. Gleichzeitig fordert der Händler mehr als 112.000 Euro Einsatz, die letztendlich mit einem Normverbrauch von 2,5 Litern auf 100 Kilometer entgolten werden sollen. Rein elektrisch, was bis zu 140 km/h möglich ist, nimmt sich der Wagen 15,9 kWh für seine Normdistanz.

 

Am anderen Ende der Umweltverträglichkeits-Skala steht wohl heute der Diesel, dessen zuletzt noch souverän getragene Schriftzüge von seinen vorderen Türen verschwunden sind. Den Diesel zeichnen zum Hybriden der  größere Kofferraum (1.390 zu 1.295 Liter), ein günstigerer Preis und 282 km/h Endgeschwindigkeit sowie über 1.000 Kilometer Reichweite aus. Voraussetzungen dafür sind ein Realverbrauch um 8,0 Liter auf 100 km (nach Norm 6,8) sowie der optionale 90 Liter-Tank...

 

Dass der Sport Tursimo mehr ist als Zahlenspiele um Leistungen und Volumina, zeigt er am besten von der Seite. Bis zur B-Säule gleicht er der Limousine wie ein Zwilling, ohne mit ihm identisch zu sein. Die feine Blechfalte, die sich vom vorderen Kotflügel beginnend bis hoch in den Dachkanten-Spoiler zieht, ist Merkmal vieler Umbauarbeiten. Schließlich musste das Design eigenständig und Porsche-typisch werden, aber die Karosserie auch verwindungssteif und das Gepäckabteil gut zu beladen sein. Eine Ladekante von 63 cm zeigt an, dass dies gelungen ist.

 

Innen sind das größte Novum und der größte Unterschied zur Limousine die hinteren Sitzgelegenheiten. Als „4+1“-Konfiguration will Porsche die Varianten mit dem zusätzlichen Platz als Mittel verstanden wissen, die zusätzlich zur Standardauslegung mit vier Einzelsesseln bestellbar ist. Dass der mittig verlaufende Kardantunnel nebst Konsolen-Aufbauten und Klima-Ausströmern den dortigen Mitfahrer zwingt, je ein Bein links und rechts davon zu platzieren, dürfte den für die Beförderung in Frage kommen den Personenkreis jedoch stark einschränken.

 

Fahrerisch hält der Luxus-Laster, was der Name verspricht. Trotz seiner Länge ist der Kombi ein Porsche und nah am Geschehen, baut keinerlei Distanz zwischen Lenker und Gelenktem auf. Auch das Gewicht, das je nach Motorvarianten um 2,0 Tonnen changiert, ist keine fühlbare Hürde. Selbst der E-Hybrid, inkl. Passagieren und einer Handvoll wohltuender Extras immerhin rund 2,4 Tonnen schwer, lässt keinen Anschein von Unwillen oder Behäbigkeit aufkommen. Agil und griffig schießt er ums Eck, der Kombi wirkt plötzlich wie ein drahtiger Athlet, der sehr dankbar ist, die Ergebnisse seines ganzen Trainings vorführen zu dürfen.

 

Aber: Ob Porsche etwas besser weiß als Mercedes, wird sich zeigen. Was man dort sehr wohl weiß, ist, dass ihre Kunden nicht knauserig sind. Da liefert der Hersteller die Ladestation gleich mit, denn so fällt es den umweltbewussten ST-Fahrern noch leichter, ihre finanziellen Mittel für die Verfeinerung der fahrtechnischen Möglichkeiten aufzuwenden. Natürlich ist ebenso wenig wie bei anderen Modellen die Fülle der Extras kaum überschaubar. Ob Luftfederungen, Keramik-Bremsen, Wank- und Niveauausgleich, adaptives LED-Licht und das Sortiment zusätzlicher Sicherheits- und Assistenzsysteme sind eine Einladung, den Preis des Zuffenhausener Modells über 150.000 Euro zu hieven. (ampnet/TX)