Der fatale Fehler der Briten.




Etwas über 80 Jahre ist es her, dass am 26. Mai 1938 der Grundstein des Volkswagen-Werkes gelegt wurde. Keine 10 Jahre später wäre VW fast zur Beute der Briten geworden. Doch Großbritannien kam nach dem II. Weltkrieg zu einer Fehleinschätzung zu dem VW Käfer: „Wir sind der Auffassung, dass die Konstruktion keine besondere Brillanz aufweist“.

 

Vor dem vernichtenden Urteil hatten Experten zwei Varianten des Käfer bis auf die letzte Schraube zerlegt: Eine Limousine (Bj 1946) und einen auf dem Afrika-Feldzug erbeuteten technisch baugleichen Kübelwagen der Wehrmacht. Monatelang wurde alles unter die Lupe genommen.

 

Für die Untersuchung gab es zwei Fragen: Kann die britische Industrie von den Deutschen etwas lernen? Und macht es womöglich Sinn, das Werk technisch auszuweiden und die Gerätschaften auf die eigene Insel zu verfrachten? Denn die Briten, unter deren Nachkriegsverwaltung mit ganz Nordwestdeutschland auch der Großraum Wolfsburg stand, hatten nach dem gewonnenen Krieg das Recht, den Käfer und das ganze Werk mit den Patenten und Produktionsverfahren als Kriegsbeute zu erhalten.

 

Zwar bestand die Demontagegefahr des Werkes tatsächlich noch einige Zeit, doch eher theoretisch. Denn die Briten suchten damals angesichts ihrer im Kriegseinsatz stark ramponierten Militärfahrzeuge nach Ersatz. Es lag nahe, die wenngleich durch Bombenschäden noch beschränkten Produktionsmöglichkeiten des VW-Werks zu nutzen und auf diese Weise den Bedarf an Fahrzeugen zu decken. So wurde das Management des VW-Werks von den Engländern mit äußerst großem Weitblick auf diese Wettbewerbslage und auch mit Rücksicht auf akute eigene Bedürfnisse bereits 1945 mit dem Bau von 20.000 neuen Limousinen beauftragt.

 

Am Ende hielten fast alle Gremien eine Demontage für unverantwortlich gegenüber den Einwohnern Wolfsburgs, weil alternative Arbeiten fehlten.

 

So war aber vor allem die Einschätzung zum Käfer aus heutiger Sicht, mit dem „German People’s Car“ sei weder militärisch noch zivil etwas anzufangen, eine grandiose Fehleinschätzung angesichts des späteren Welterfolgs dieses Automobils. Ohne Weitsicht, sondern vielmehr mit verengten und egoistischen Absichten mäkelte die britische Industrie an der komplizierten Heizung des Käfer herum, sie monierte den damals schwachen Motor, sie hielt den Fahrzeuglärm für unerträglich und fand obendrein, dass das Fahrzeug auch ausgesprochen hässlich sei. (ampnet/TX)