Der Mercedes CLA als Quasi-Coupé.




Der Mercedes CLA ist das zweite Coupé der Marke, das mit vier Türen seinen Nutzen im Alltag zu steigern sucht, mit einem runden Rücken und Wucht um die Hüften als Sportler unter den Kompakten gleichermaßen punkten will. Der 4,69 m lange CLA basiert auf der A-Klasse, muss aber als Coupé mit dem starrem Kofferraumvolumen von 460 Litern bestehen.

 

Zum Einstiegspreis von 31.476 Euro gibt es den Basisbenziner mit 136 PS. Das Spektrum reicht über zwei weitere Ottomotoren, der ebenfalls 1,33 Liter große mit 163 PS  sowie der 2,0-Liter mit 190 PS bis zu dem gleichgroßen Spitzentriebwerk im CLA 250, das es auf 224 PS bringt und 39.508 Euro kostet. Bis zum Sommer fristet der CLA 180d ab rund 35.980 Euro ein einsames Dasein als einziger Diesel im Angebot. Sein auf einem Renault-Aggregat basierender Motor leistet 116 PS aus 1,5 Liter Hubraum, das Angebot wird erst im Juni um zwei leistungsstärkere Eigengewächsen mit dann 2,0-Liter Hubraum 150 und 190 PS erweitert.

 

Der neue CLA folgt den rein formalen Spuren des größeren CLS. Die niedrige Motorhaube mündet in der „Haifischnase“, die Front schnüffelt am Asphalt, die Scheinwerfer sind den Zeitströmungen und technischen Möglichkeiten folgend um satte 5 cm schlanker geschnitten. LED-Licht macht schmale Augenschlitze möglich. Die Dach- und Türlinie gefallen sich in einem Radius, der Außenspiegel ist aus dem Fensterdreieck an der A-Säule auf die Türschulter umgezogen. Dank umfangreicher Arbeit im Windkanal ist der Luftwiderstandsbeiwert gesunken und liegt nun bei (cW) 0,23. Hierfür wurde der Unterboden nahezu komplett eingekleidet, Lamellen im Kühlergrill öffnen nur dann, wenn Kühlungsbedarf besteht. Eine breitere Spur soll das Fahrverhalten aufwerten, vorn sind die Räder um 5,5, hinten um 6 cm auseinandergerückt, sie selbst haben auf 19 Zoll zugelegt. Neue zweiteilige Rückleuchten sind etwas teurer als einteilige, verbreitern aber die Ladebreite des Kofferraumdeckels um satte 26 cm.

 

Auch der Innenraum hat sich an die neue Designsprache bei Mercedes angeschmiegt. Auf Riesen-Bildschirmen werden Instrumente dargestellt, Daten vorgezeigt und der rechte Weg gewiesen. Zwar trifft dies nicht jedermanns Geschmack, über die ausgezeichnete Materialqualität und –Verarbeitung herrschen dagegen keine Meinungsverschiedenheiten. Die Bedienung fällt leicht, nur die Stilllegungen einzelner Assistenten gelingt nicht immer auf Anhieb. Was im Fall des Spurhalte-Wächters durchaus wünschenswert wäre, greift er doch immer wieder äußerst rücksichtslos ins Geschehen ein und bremst sogar einzelne Räder ab, wenn er der Meinung ist, dadurch eine Kollision vermeiden zu können. Ein Problem!

 

Doch noch ärger treibt es der Notbremsassistent, der gar manch eine tempolimitierende Schwelle im Wohngebiet als Hindernis erkannt haben wollte und entsprechend rabiat auf die Bremse trat. Kein Einzelfall beim von uns gefahrenen CLA, auch Kollegen, die bei der ersten Probefahrt mit dem neuen Stern unterwegs waren, berichteten leider von ähnlichen Manövern der Elektriker. Hier müssen die Stuttgarter also nachbessern.

 

Dafür hält der CLA in Sachen Agilität, was seine Entwickler versprechen. Ganz präzise die Lenkung, sanft ansprechend die Bremse, und wer das Fahrwerkssetting auf Komfort stellt, genießt eine angenehme Federung die auch schlechten Straßen ihren Schrecken nimmt. Für die strammere Gangart gibt das Sportprogramm mit allen dazugehörigen Schärfungen der Fahrparameter. Ob in Kurven oder geradeaus, das Coupé bleibt auf sicherem Kurs, verkraftet hohe Querbeschleunigung an scharfen Ecken.

 

Erstes Fazit: Der Mercedes CLA wird seine Freunde finden, die sich an seinen Formen erfreuen und auf vier Türen Wert legen und dennoch die Linien eines Coupés schätzen. Das breite Leistungsspektrum hält für jeden ein passendes Potenzial bereit, nur keine Sechszylinder-Motoren. Für die wäre unter der knappen Haube auch kaum Platz. Selbst die Speerspitze, der in New York gezeigte Mercedes AMG CLA 35 4matic, muss seine Leistung von 302 PS aus vier Töpfen generieren. (ampnet/TX)