Der Saft-Zwerg.




Das Ding ist der Hit. Entstanden ist es ausgerechnet in dem Land, in dem großvolumige Achtzylinder, fette Straßenkreuzer und dicke Pick-ups seit Jahrzehnten zum Alltag der automobilen Fortbewegung gehören. In diese großvolumige Welt passt das zweisitzige E-Auto Tango T600 wie ein Kondomautomat in den Vatikan. Aber: Die Zeiten ändern sich.

 

Das erste, was am Tango auffällt, ist seine „Größe“. Das Teil ist gerade mal 257 cm lang und 152 cm hoch. Das sind fast Smart-Abmessungen. Der Knüller ist jedoch die Breite: Mit 99 cm ist der Tango arg schmal geraten. Es gibt breitere Motorräder.

 

Ebenso wie bei einem Motorrad sitzen die beiden Passagiere des T600 hintereinander, so wie einst im seligen Messerschmitt Kabinenroller.

 

Die Idee zu seinem automobilen Schmalhans hatte Rick Woodbury im Jahre 1982. Damals steckte der Mann wieder einmal mit seinem Auto in Los Angeles in einem Stau. Und in fast jedem Auto, das mit im Stau war, saß nur eine Person. Das brachte Rick Woodbury auf die Idee. Solch ein schmales Hemd könnte im dichten Stadtverkehr zwischen den anderen Fahrzeugen hindurch fahren wie ein Motorrad. Was der Hersteller „lane splitting“ nennt. Mittlerweile denken sogar US-Politiker darüber nach, ob solche schmalen Fahrzeuge möglicherweise sogar gemeinsam nur eine Spur befahren dürfen. Revolutionär!

 

Erst 1999 gründete Rick Woodbury in Spokane (US-Staat Washington) die beheimatete Firma Commuter Cars. Der Name ist Programm: Ein Commuter ist ein Pendler. Einer ist z.B. George Clooney. Der fährt auch einen Tango T600. Er kann sich das Mini-Mobil auch leisten. Mit einem Preis von 240.000 US-Dollar ist der T600 kein Auto für Jedermann.

 

E-Autos sind in den USA „hipp“. Aber der Tango T600 ist ein extremer Stromer. Im Spurt auf dem morgendlichen Weg zum Büro lässt der T600 selbst gestandene Sportwagen hinter sich. In knapp 4 Sekunden soll der Tango auf 100 km/h kommen. Grund: Commuter Cars gibt es mit bis zu 600 kW, was sagenhaften 816 PS entspricht. Hinzu kommt ein max. Drehmoment von mehr als üppigen 1.355 Nm. Zwei E-Motoren lassen die Wahnsinns-Kraft auf die Hinterräder der Dimension 215/45-R15 los. Vorne sind es 195/45-R14-Reifen.

 

Eine Fahrgastzelle aus Kohlefaser-Verbundmaterial soll zusammen mit einem integrierten Überrollkäfig für die Sicherheit der Passagiere sorgen. Offenbar klappt das ganz gut: 5 Sterne soll der Tango im Sicherheits-Test errungen haben. Auf US-Straßen kann die kleine Knallerbse nie legal ihre Endgeschwindigkeit ausfahren. Die soll bei bis zu 240 km/h liegen. Abheben wird der Tango bei dem Tempo nicht. Er wiegt halt.

 

Die halbe Portion hat ein patentiertes Stabilitätsprogramm an Bord. Mit einer Akku-Ladung soll der T600 eine Reichweite von bis 300 km haben. Mit einem Adapter-Set kann man das E-Mobil an jeder Steckdose laden. Eine 80-prozentige Ladung soll laut Hersteller an einer 200 Ampere-Ladestation nur 10 Minuten dauern. Da nicht jeder so viel Leistung wie im T600 braucht, sind auch schwächere Versionen in Planung. Etwa ein T200 und ein T100. Diese sollen dann auch etwas günstiger werden. Bei entsprechender Nachfrage, so heißt es aus den USA, wäre evtl. gar ein Preis um 30.000 US-Dollar denkbar (www.commutercars.com). (ampnet/TX)