Der Targa hätte eigentlich Flori heißen sollen.




1965 stellt Porsche auf der IAA in Frankfurt seinen 911 Targa vor, das erste Sicherheitscabriolet der Welt mit feststehendem Überrollbügel. Ein herausnehmbares Faltdach und eine runterklappbare Kunststoffscheibe im Heck ermöglichen Frischluftvergnügen in einer absoluten Vielfalt, wie es bei offenen Fahrzeugen bisher nicht möglich war.

 

Porsche reagiert mit dem neuen Konzept auf gestiegene Bedürfnisse bei offenen Fahrzeugen auf dem US-Markt. Bei der Suche nach einer guten Modellbezeichnung wird nach Rennstrecken gesucht, auf denen Porsche besonders erfolgreich ist und nimmt die „Targa Florio“ ins Visier.

 

Kurzfristig steht der Name „911 Flori“ im Raum, bis Inland-Verkaufsleiter Harald Wagner beiläufig den Namen „Targa“ ins Spiel bringt. Ohne 911. Dass der italienische Begriff auch noch „Schild” bedeutet, fällt aber erst den Textern auf. Im August 1965 meldet Porsche das Targa-Konzept zum Patent an, ab Herbst 1966 ergänzt der Targa beim 911, 911 S und 912 das bisherige Coupé und findet Anklang. Der breite Überrollbügel wird nicht als störend, sondern viel mehr als wertig empfunden. So bleibt Spott erspart, der in derselben Zeit das Golf Cabriolet traf, den alle Welt des Bügels wegen nur als „Erdbeerkörbchen“ betitelt.

 

Auch bei der nächsten Generation des 911, den von Spätsommer 1973 an gebauten Modellen der G-Serie, bleibt der Targa fester Bestandteil des Lieferprogramms. Erstmals ist die Karosserie dieses 911 nachhaltig modifiziert worden und verfügt nun, einer neuen Gesetzgebung in den USA entsprechend, über neue, kastenförmige Stoßfänger mit schwarzen Faltenbälgen an der Seite. Sie sind in der Lage, Stöße bis 8 km/h ohne Beschädigungen an der Karosserie aufzunehmen. An der technischen Konzeption des Dachs ändert sich nichts, wohl aber am optischen Bild, denn den einst in langlebigem, gebürstetem Edelstahl gehaltenen Bügel gibt es nun auch in Schwarz. Auch als im Januar 1983 mit dem 911 SC Cabriolet erstmals wieder ein vollständig offen zu fahrender Porsche im Modellprogramm ist, bleibt der Targa weiterhin eine feste Größe.

 

Bereits 1988 stellt Porsche mit dem 911 Carrera 4 Typ 964 den ersten allradgetriebenen 911 vor und damit die nächste Generation der Ikone aus Zuffenhausen. Porsche hält an der klassischen Karosserieform des 911 fest, doch darunter sind rund 85 Prozent aller Teile neu. Bereits im Jahr darauf steht mit dem 911 Carrera 2 nicht nur eine neue Variante mit klassischem Heckantrieb zur Verfügung. Es gibt nun: Coupé, Cabriolet und Targa. Nach wie vor verfügen der bis 1993 gebaute 911 Carrera 2 Targa und 911 Carrera 4 Targa über den klassischen Targa-Bügel sowie herausnehmbare Dachstück. 87.663 Targa entstehen.

 

Neben einer umfassenden Weiterentwicklung von Motor sowie Fahrwerk setzt die Generation 993 das Thema Targa ohne den Bügel um. In einer längs verlaufenden Sicherheitsstruktur befindet sich ab sofort ein Dach aus getöntem Wärmeschutzglas, das vom vorderen Scheibenrahmen bis zum Heckteil reicht. Aufgeteilt in elektrisch bewegliche Segmente, öffnet es auf Knopfdruck stufenlos und zieht sich wie ein Schiebedach hinter die Heckscheibe zurück. Reduzierte Windgeräusche in geschlossenem Zustand bei dennoch sonnendurchflutetem Innenraum sind wesentliche Vorteile der neuen Lösung. Weiterhin charakteristisch für diesen Targa, die spitz zulaufenden Heckfenster. Das neue Konzept verbindet erstmals offenen Genuss mit dem 911, ohne die Coupé-Linie zu ändern.

 

Mit dem 911 Carrera Typ 996 präsentierte Porsche 1997 eine völlig neue Konstruktion, erstmals mit wassergekühltem Sechszylinder-Boxer. Von 2001 an steht neben Coupé und Cabriolet auch wieder der Targa bereit. Wie der Vorgänger besitzt der 911 Targa ein elektrisches Glasdach, mit einer Fläche von mehr als 1,5 m². Glasfläche pur also.

 

2006 folgt der 911 Targa der nächsten Generation (Typ 997). Prinzipiell übernimmt der Sportwagen die Konstruktion des Dachs vom Vorgänger. Der Einsatz von Spezialglas ermöglicht aber eine Gewichtsreduzierung um 1,9 kg. Als Blickfang dienen hochglanzpolierte Aluminiumleisten an den seitlichen Dachkanten. Außerdem gibt es den neuen 911 Targa nur noch mit Allradantrieb, also als 911 Targa 4 und 911 Targa 4S.

 

2011 stellt Porsche die komplett neu konstruierte Generation des 911 vor. Auf die Karosserievarianten Coupé und Cabriolet folgt erst 2014 der 911 Targa. Erstmals gelingt es hier, die klassische Idee mit modernstem Dachkomfort zu verbinden. Wie der legendäre Ur-Targa besitzt das neue Modell diesen charakteristischen breiten Bügel wieder. (ampnet/TX)