Der Über-Kombi.




Audi lanciert einen neuen RS 6 Avant, und legt damit die Messlatte für sich selbst und vor allem die deutsche Konkurrenz wieder einmal weiter nach oben. Das Avant-Konzept steht für sportliche Audis schlechthin, und das seit dem legendären RS2 Avant, vor einem Vierteljahrhundert gemeinsam mit Porsche auf Basis des Audi 80 B4 entwickelt.

 

Und so trifft der eigentlich etwas überstrapazierte Begriff der Ikone auf den neuen RS 6 Avant passgenau zu. Der Spitzen-Kombi aus Ingolstadt und Neckarsulm erscheint bereits in seiner vierten Modellgeneration; wie die erste und dritte Generation wird er von einem V8-Biturbo getrieben, nur in der zweiten Generation leisteten sich die Ingenieure einen V10...

 

Dessen Leistungsdaten (580 PS, 650 Nm) werden indessen vom neuen RS 6 Avant übertroffen: Das neue Modell holt aus 4,0 Litern Hubraum glatte 600 PS und bis zu max. 800 Nm Drehmoment. Erstmals verfügt die Maschine über ein Mildhybrid-System mit 48 Volt-Bordnetz und fast lautlosem Riemen-Starter-Generator. Bis zu 0,8 Liter pro 100 Kilometer will Audi so einsparen. Die serienmäßige Zylinderabschaltung ist einem am Ende bescheidenen Konsumgebaren ebenfalls zuträglich.

 

Der Zyklusverbrauch liegt bei 12,9 Litern pro 100 Kilometer, ein starker Wert angesichts der Fahrleistungen auf Supersportwagen-Niveau: Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 3,6 Sekunden, und je nach gewählter Stufe wird bei 250, 280 oder 305 km/h abgeregelt. Die Aerodynamik, hier besonders der Dachspoiler, sind natürlich auf satte 305 km/h ausgelegt.

 

Die enorme Kraft wird über eine 8-Stufen-Wandlerautomatik von ZF auf alle vier Räder geleitet; die Kraftverteilung ist mit 40:60 leicht hecklastig, wobei die Kraftverteilung je nach Bedarf und Schlupf auch blitzschnell zwischen 70:30 und 15:85 vorn/hinten eingeregelt werden kann. Die Automatik wurde im Vergleich zum Vorgängermodell angepasst und neu programmiert; es gibt eine Launch-Control-Funktion für max. Grip, die man(n) nicht mehr als 5- bis 7-mal nacheinander nutzen sollte.

 

Audi Sport hat die Karosserie des RS 6 Avant im direkten Vergleich zum regulären A6 Avant an beiden Seiten um je 40 mm herausgezogen, beim Vorgänger waren es 30 mm. Tatsächlich sind nur Vordertüren, Dach und Heckklappe mit dem A6 identisch. Erstmals hat der Audi RS6 Avant eine eigenständige Haube mit einer vertikalen Wölbung (Audi: Powerdome).

 

Kennern wird auffallen, dass sich auch die Scheinwerfer vom Audi A6 unterscheiden. Tatsächlich hat Audi Sport die vorderen Einheiten extra aus dem A7-Programm übernommen. Ihr weniger komplexer Umriss passt zur RS-Front mit großflächigen, geometrisch-harten Konturen, die sich übrigens auch am Heck widerspiegeln, in Form eines gewaltigen, evtl. etwas übertrieben nach oben gezogenen Zierbalkens.

 

Die gesamte Optik lässt sich übrigens durch verschiedene Materialen weiter modifizieren. Bislang haben die RS-Kunden zu 30 Prozent den Aluminium-Mattlook gewählt, 20 bis 30 Prozent optieren für Kohlefaser-Zierelemente. Der Rest wählt hier den Auftritt in schwarz. Die optionalen Keramikbremsen gibt es jetzt auch mit roten oder blauen Bremssätteln.

 

Die Radgrößen liegen bei 21 oder bei 22 Zoll; Audi bietet wahlweise eine Luftfederung oder ein extrem sportbetontes Stahlfahrwerk an. Außer der Serienlenkung steht auch eine Allradlenkung zur Auswahl.

 

Auch im Interieur glänzt der RS 6 Avant mit eigenständigen Elementen. Dazu zählen nicht allein die Sportsitze, sondern auch das abgeflachte Volant mit lenkradfesten Alu-Wippen sowie eine Digitalinstrumentierung mit einem selbst für Audi recht ausgesprochen futuristischen RS-Modus.

 

Aber: Der RS 6 Avant ist das Projekt, auf die markenphilosophisch die anderen RS-Modelle immer aufbauen. Und deshalb ist er absichtlich am pursten gehalten. Additive, rein stilistisch motivierte Lufteinlässe und fast alle Anbauteile bleiben den anderen Modellen vorbehalten.

 

Noch in 2019 ist der neue Audi zu bekommen; ab 120.000 Euro. (ampnet/TX)