Die Raubkatze auf leisen Sohlen.




Die Briten haben im Frühjahr die Modellpflege des XE vorgestellt. Als stärkste Raubkatze stellt sich der XE P300 AWD. Die Limousine wird im Topmodell vom 2.0-Liter Benziner mit Twin-Scroll-Turbolader animiert, der 300 PS leistet. Mit ZF 8-Gang-Automatik und Allradantrieb macht der XE in 5,7 Sekunden einen Satz auf Tempo 100 km/h. Spitze: 250 km/h.

 

Die nackten Fakten überzeugen: Mit 7,5 Liter WLTP-Normverbrauch und starken Fahrleistungen ist ein Spagat gelungen. Wer nun glaubt, dass der P300 AWD dadurch zum Wilden wird, irrt. Der kultivierte Vierzylinder jagt zwar munter durch das Drehzahlband und kann durch den Twin-Scroll-Lader schon ab 1.300 Umdrehungen das max. Drehmoment von 365 Nm auf die Straße bringen. Durch seinen Allradantrieb werden die Kräfte nahezu unmerklich auf den Teer gebracht. 300 PS steckt der XE als Allradvariante einfach weg, von Übermotorisierung, ist keine Rede...

 

Der P300 AWD soll zeigen, dass schnelles Reisen nicht teuer und auch nicht laut sein muss. Mit einer zu 75 Prozent aus Aluminium gefertigten Karosserie, dem klassenbesten Luftwiderstandsbeiwert von 0,26 sowie effizienten Fahrprogrammen wird weder die Zapfsäule geplündert, noch die Nachbarschaft aus dem Schlaf gerissen. Dezent brummelt dieser XE.

 

Die Kultur, die Jaguar dabei im Blick hat, ist der ferne Osten. In China zählen Komfort, Prestige aber eben auch strenge Abgasnormen, die der Vierzylinder-Palette einfach Recht geben. Aus Sicht der Europäer und Amerikaner stellt sich der Umschwung wie eine Light-Version dar. Der Grund ist das Drehmoment aus vier Zylindern und die Geräuschisolation. Immerhin gut 1.700 kg müssen mit 400 Nm nach vorne gebracht werden.

 

Allen XE gemeint ist eine Doppelquerlenkerachse vorne und eine Alu-Integralachse hinten. Durch diese Achskonstruktion in Alu-Bauweise ist der XE komfortabel und schnittig zu fahren. So ist die Raubkatze jedoch uneingeschränkt Langstrecken-tauglich. Nur auf Schlaglöcher und enge Bodenwellensequenzen reagiert das Fahrwerk gelegentlich mit Zittern.

 

Mit einer direkten, elektromechanischen Zahnstangenlenkung holen die Briten nun nicht nur leicht gemachten Fahrspaß sondern auch zahlreiche Assistenzsysteme in den XE. Sie sind zu günstigen Preisen zu haben, teilweise serienmäßig. Für die Fahrdynamik sind u.a. Fahrprogramme, ein elektronisch gesteuertes Differential (torque on demand 4x4) und Stabilisierungshilfen verantwortlich. So wird die Kraft bedarfsgerecht auf die Hinterachse oder beide Achsen übertragen und die Briten-Limousine bei scharfen Bremsungen zusätzlich mit stabilisiert. In der Praxis kommt der XE durch torque vectoring on demand selbst bei einer Vollbremsung auf unebenem Untergrund schnurgerade zum Stehen. Dieses Konzept spricht beste Fahrsicherheit und erklärt zudem „fehlende Aggressivität“.

 

Einen Jaguar XE erkennt man im Verkehr sofort, optisch ordnet man ihn der Luxusklasse zu, der dieser gar nicht angehört. Damit ist dem Fahrer ein exklusiverer Auftritt als bei der Konkurrenz Gewiss, der nicht einmal gespielt ist. Schließlich findet sich im Innenraum eine serienmäßige, gut verarbeitete Lederausstattung und ein intuitives Bedienkonzept, welches digitale Anzeigen statt Knöpfe anbietet. Die gesamten Türverkleidungen, das Armaturenbrett, der Instrumententräger und die Mittelkonsole haben zur Modellpflege auch noch Soft-Touch-Oberflächen im Premium-Stil spendiert bekommen. Als aufpreispflichtige Gadgets stehen dafür z.B. ein digitaler HD-Panorama-Innenspiegel mit einem 50 Grad größerem Blickwinkel, Panorama-Glasdach, ein voll digitales Multifunktionsdisplay anstatt des analogen Tachos oder TFT-Head-Up-Display zur Wahl. Über eine Stereo-Videokamera kann der XE zudem den Notbremsassistenten und die Fußgängererkennung mit genügend Daten bis 100 m Entfernung füttern. Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h leitet der XE damit selbstständig eine Vollbremsung ein, wenn eine Kollision drohen sollte.

 

Man sieht, Jaguar hat den XE gründlich aufgefrischt und flößt ihm 300 PS auf wirtschaftliche Weise ein. Die Engländer unter indischer Führung laden hier zum Cruisen in eine aufgewertete digitale Lounge ein. (ampnet/TX)