Die Technik im Cayenne...




Wie man eine Auto-Präsentation als kulturelles Ereignis inszeniert, war auf der Dachterrasse des Porsche-Museums in Zuffenhausen pertfekt zu beobachten. Nahtlos soll der neue Porsche Cayenne die Erfolge aus den letzten 15 Jahre fortschreiben. Doch eine spannende Frage blieb: Wird es die dritte Generation des Sport-SUV auch mit Diesel geben?

 

Vorstandschef Oliver Blume ließ sich von den insistierenden Fragen der internationalen Journalisten nicht beirren. Eine Antwort zum Diesel war ihm nicht zu entlocken. Schon zuvor war während der Präsentation der Name des deutschen Motoren-Erfinders kein einziges Mal gefallen.

 

Dabei wären von den bisher weltweit rund 760.000 verkauften Einheiten wohl weniger abgesetzt worden, hätten sich die Schwaben nicht doch dazu entschlossen, den Selbstzünder mit in ihr Programm zu nehmen. Zuletzt war der Cayenne wahlweise mit V6- oder V8-Diesel zu haben. Das aktuelle Dilemma: Die Motoren stammen im Kern aus der Audi-Werkstatt und den Ingolstädter Aggregaten haftet seit der Aufdeckung der Motorenmanipulationen im VW-Konzern ein negatives Image an. Auf der anderen Seite orderten in der Vergangenheit weit mehr als 3/4 der deutschen Kunden ihren Porsche Cayenne mit einem Diesel...

 

Weltweit sieht das anders aus. In den wichtigen Cayenne-Märkten USA und China spielt dieser Antrieb keine Rolle, in Nordamerika wurde ihr Verkauf inzwischen sogar eingestellt. Man werde „die Märkte sehr genau analysieren“, so Oliver Blume, und „zu gegebener Zeit“ eine Mitteilung geben. Ein wahrscheinliches Szenario ist, abzuwarten, bis im Konzern eine dauerhafte Lösung des Abgasproblems verfügbar ist. Bei einem globalen Diesel-Anteil für den Cayenne von rund 14 Prozent ließe sich die Einbuße wohl verschmerzen, deutsche Kunden müssten sich dann aber deutlich stärker mit Benzin- oder Hybrid-Varianten anfreunden.

 

So steht das neue Flaggschiff der Zuffenhausener mit zwei Benzinern also auf dem Dach des Museums. Der einfach aufgeladene V6-Benziner hat 2.995 ccm Hubraum und leistet 340 PS. Der Preis fängt bei 74.828 Euro an. Der Biturbo kommt mit 2.894 ccm aus und leistet 440 PS und kostet ab 91.964 Euro. Es gilt als ausgemacht, dass analog zum kürzlich gefeierten Panamera die leistungsmäßige Spitze eines Cayenne Turbo S als Plug-in-Hybrid repräsentiert wird. Ihm darf man getrost bis zu 700 PS zutrauen, spekulativ bleibt jedoch die Einreihung ins Angebot.

 

Die Motoren erreichen ein max. Drehmoment von 450 bzw. 550 Nm und sollen für 245 und 265 km/h gut sein. Ihr Gewicht, das laut Oliver Blume trotz höherwertiger Grundausstattung um gut 65 kg unter dem Vorgänger liegt, wird mit 1.985 und 2.020 kg angegeben. Im kombinierten Zyklus sollen die SUV weniger als 10 Liter Super je 100 Kilometer verbrauchen. Wie nah das an der Wirklichkeit ist, wird die Praxis dann aufzeigen.

 

In Länge und Breite geringfügig gewachsen, mit sichtbar weiter nach vorn geneigter C-Säule bleibt das Styling von großen Lufteinlässen an der Front und einer leicht nach hinten abfallenden Dachlinie bestimmt. Keine echten Überraschungen auch an der Heckpartie, wo die geteilten Rückleuchten der von 911er und Panamera präjudizierten Form folgen. Das durchgehende LED-Band soll schon deshalb eine sehr prägnante Signatur darstellen, weil die meisten Verkehrsteilnehmer den Cayenne nach Mutmaßung von Designchef Michael Mauer „sowieso vor allem von hinten sehen“ würden. „Spür- und sichtbar verbessert“ präsentiere sich der Innenraum, wo die „Balance zwischen digitaler und analoger Welt“ sich im traditionell auf der linken Lenkradseite sitzenden Zündschloss einerseits und dem 12,3 Zoll großen HD-Hauptbildschirm andererseits manifestiere. Am Ende ist auch ein Cayenne ein Porsche!

 

Technische Aufwertungen wie etwa das neue 8-Gang-Tiptronic-Getriebe, optionale Hinterachslenkung, 48 Volt-Bordnetz sowie vorausschauender Tempomat und Stau-Assistent heben das Arsenal der elektronischen Helfer auf einen aktuellen Premium-Stand. Ebenso wie auf den Preis darf man auf die Wirkungsweise des „Felgenschutz-Assistenten“ recht gespannt sein, der zu den Innovationen dieser Generation zählt. Dieses Merkmal dürfte sich regen Zuspruchs erfreuen, denn die Felgen bis zu 21 Zoll sind zweifellos besonderer Fürsorge in dem Fall würdig. (ampnet/TX)