Die Traditionalisten fahren ins E-Zeitalter.




Am 1. Mai 1909 stellte Firmengründer Harry Frederick Stanley Morgan sein erstes motorisiertes Dreirad vor, welches von einem 7 PS Peugeot-Motor angetrieben wurde und das auf Anhieb erfolgreich war. Seitdem hat sich nur wenig geändert. Immerhin kam schon 1936 der Morgan 4/4 auf den Markt, der fast unverändert bis heute hergestellt wird.

 

Offensichtlich liegen die Verantwortlichen in Malvern Link mit ihrer Politik richtig, denn in der Vergangenheit wurden die eher zaghaften Versuche, modernere Modelle zu produzieren von den Kunden mit der roten Karte beantwortet. In den 1960igern versuchte Morgan einmal, dem Zeitgeist zu folgen, brachte ein Coupé auf den Markt und verschreckte damit die Kunden nachhaltig. Morgan und modernes Design? Am Ende noch eine Kunststoff-Karosserie? Oder ein Coupé? „Nein, danke“, sagten die Fans und wandten sich wieder den rollenden Fossilien zu.

 

Mit dieser Ausrichtung war die Firma über die Jahrzehnte erfolgreich. Während um Malvern Link die britische Automobilindustrie verschwand, bastelte man in den West Midlands fast unbeeindruckt weiter an seinen Modellen. Wie zu Zeiten des Kutschenbaus spielt dabei Eschenholz eine im wahrsten Wortsinn tragende Rolle. Tradition macht sich offensichtlich bezahlt, denn heute ist Morgan weltweit die älteste Automobilmarke im Familienbesitz, und das Minimum an Veränderung ist gewollt.

 

Aktuell besteht die Modellpalette der Manufaktur aus den Modellen 4/4, Roadster und 3-Wheeler. Für die Jubiläumsmodelle spendierten die Marketingexperten den drei Modellen Sonderausstattungen; spezielle Lackierungen, Ledersitze und neue Auspuffanlagen. Ohne Aufpreise. Zudem weist eine silberne „110“ auf der Motorhaube die Version zum Jubiläum aus. Der 3-Wheeler als Basisangebot wird vom Zweizylinder angetrieben, dessen 68 PS für 185 km/h ausreichen.

 

Einen ganz eigenen Rekord hält der Plus 4. Allerdings hat der Wagen inzwischen doch von den Errungenschaften der moderneren Industrie profitiert und nutzt die 154 PS eines Ford-Vierzylinders für den Antrieb. Morgan verstand es stets, sich bei Volumenherstellern zu bedienen und die Technik unter dem antiquierten Blech zu platzieren. Auch der große Sechszylinder im Roadster stammt von Ford und entwickelt 280 PS, was sich wiederum in eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h übersetzt. Wie der Plus 4 hat das Jubiläumsmodell des Morgan Roadster eine neue Frontschürze, Ledersitze und natürlich verchromte Endrohre.

 

Mag man sich bei Morgan auch nicht von den klassischen Formen trennen, der Zukunft kann man sich nicht vollkommen verschließen. Die traditionsbewussten Freunde der Marke müssen 2019 besonders stark sein, denn auch in Malvern Link schlägt die Stunde der E-Mobilität. Mit staatlichen Subventionen und einer eigenen Investition von 6,9 Millionen Euro wird die Marke Hybrid- und E-Modelle auf den Markt bringen. Mit dieser Entwicklung „wollen wir die CO2-Emissionen deutlich verringern und gleichzeitig den Benzinverbrauch senken“, erklärt ein Sprecher. Der elektrisch angetriebene 3-Wheeler wurde schon auf dem Genfer Salon im Frühjahr vorgestellt. „Wir sind jetzt in der Lage, die besten Hybrid- und E-Antriebe zu entwickeln, die noch vor Ende des Jahrzehnts in die Modelle integriert werden“, erklärte Geschäftsführer Steve Morris. „Und so werden wir neue Kunden für unsere Marke gewinnen“. (ampnet/TX)