Dieser Renault streckt sich für die Reise.




Morphoz nennt Renault eine E-Studie, die eigentlich in Genf ihr Debüt feiern sollte. Der Clou: Auf Knopfdruck streckt sich das Concept-Car um 40 cm von 4,40 m auf abschließend 4,80 m Länge, wechselt somit vom City- in den Travel-Modus und legt beim Radstand um insgesamt 20 cm zu. Ein Novum. So etwas gab es in der (realen) Autoindustrie noch nie!

 

Der Wandel vom Kompaktwagen zu einem sichtbaren Modell der oberen Mittelklasse von der aktuellen Größe eines Renault Talisman geschieht auf doppelte Weise: Das Heck direkt hinter der C-Säule fährt aus, und der Vorderwagen rollt um 20 cm nach vorn. Während die Hinterräder unverändert ihre Position halten, machen die Vorderräder die komplette Vorwärtsbewegung mit. Um die aerodynamische Effizienz zu steigern, wird zugleich der Vorderwagen verlängert.

 

Resultat der einmaligen Metamorphose: Der Fußraum im Fond wächst, im Kofferraum wird Platz für zwei extra Koffer geschaffen, und unterhalb des Innenraums entsteht Raum für zusätzliche Akkus mit allein 50 kWh Kapazität, so dass die gesamte Batteriekapazität des Morphoz auf 90 kWh steigt. Damit kann die Studie 700 km auf der Autobahn schaffen. Im kurzen Zustand sind es 40 kWh und bis zu 400 km. Parallel zur Akku-Kapazität steigt im „Travel”-Modus auch die Leistung des E-Motors: Statt 136 PS stehen dann nun 218 PS zur Verfügung. Ein satter PS-Sprung.

 

Für den Wechsel in den Travel-Modus fährt der Morphoz eine spezielle Station an. Dort werden auf vollautomatischem Weg in Sekunden durch eine Klappe im flachen Unterboden die zusätzlichen Batterien installiert. Am Ende der Reise werden die Akkus hier wieder entnommen, und der Renault verwandelt sich wieder zurück in einen Kompaktwagen. Werden die Zusatzbatterien nicht benötigt, dienen sie u.a. der Energieversorgung von Self-Service-Fahrradstation, Verkehrsinfrastruktur und benachbarten Gebäuden zum lokalen Energiemanagement. Im Alltag erfolgt das Laden per Induktion an speziellen Stationen oder während der Fahrt auf hierfür speziell eingerichteten Straßenabschnitten.

 

Die Studie basiert auf der neuen modularen Plattform CMF-EV, aus der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi, die ausschließlich für die künftigen E-Fahrzeuge der Partner konzipiert wurde. Weit außen positionierte Räder und kurze Überhänge gehören ebenso zu den Merkmalen wie etwa der durchgängig ebene Fahrzeugboden. Die Plattform führt zu einer deutlich geringeren Fahrzeughöhe, ohne Raumverzicht für z.B. die Passagiere.

 

Den Fahrerplatz kennzeichnet ein futuristisches achteckiges Lenkrad. Im Zentrum befindet sich ein 10,2-Zoll-Display nur für fahrtbezogene Daten. Weiter sind im Cockpit keine Anzeigen vorhanden. Wünscht der Fahrer mehr Informationen oder größere Darstellungen, reicht ein Tastendruck, und ein L-förmiges volldigitales Panel mit weiteren Anzeigenfeldern für Fahrtinformationen, Navigation und On-Board-Entertainment gleitet aus der vorderen Cockpitwand unmittelbar heraus.

 

Der Beifahrersitz verfügt über einen Schwenkmechanismus. Wird das „Share”-Programm aktiviert, so fährt die Kopfstütze automatisch ein, und der symmetrische Sitz kippt um 90 Grad nach hinten. Die Gesäß- und Oberschenkelauflage schwenkt ihrerseits in aufrechte Position und bildet nunmehr eine Rückenlehne, deren oberer Abschnitt zur Kopfstütze wird. Beifahrer und Fondpassagiere sitzen sich nun gegenüber. Passend dazu lässt sich der robuste Monitor in der Mittelkonsole als Tisch verwenden.

 

Der Renault Morphoz erkennt den Fahrer bereits bei der Annäherung. Eine Lichtsequenz an den Türen signalisiert die korrekte Identifizierung und der Fahrer muss nur noch winken, zur Entriegelung der Türen, der Sitz fährt in die passende Position und die bevorzugte Lichtstimmung wird im Innenraum aktiviert. Eine ganz spezielle Halterung zwischen den Vordersitzen nimmt das Smartphone des Fahrers auf, das als wichtige Datenquelle dient, Autorisierung des Besitzers vorausgesetzt. Zusätzlich verarbeitet die künstliche Intelligenz in Echtzeit die Daten und Bilder der nach außen gerichteten Sensoren und Kameras. So weisen Lichtsignale an den Türinnenverkleidungen auf Fußgänger hin oder warnen, wenn sich nun ein Radfahrer im toten Winkel befindet.

 

Zusätzlich übernimmt die KI zukünftig die Aufgaben eines persönlichen Reiseassistenten, etwa indem sie die kürzeste oder schnellste Strecke zwischen zwei Terminen auswählt. Und im Travel-Modus kann sie unter Berücksichtigung von Ankunftszeit und Restreichweite auf interessante Orte entlang der Reiseroute hinweisen. Die Bilder der kameragestützten virtuellen Außenspiegel werden von der KI ausgewertet und mit weiteren Sensordaten abgeglichen, um bei Gefahr den Fahrer zu warnen. (ampnet/TX)