Ein Kombi für die Piste.




Es hatte seinen Grund, dass Audi den neuen RS6 Avant in Kalifornien vorstellte: Dort kehrt das Modell nach jahrelanger Auszeit zurück, denn die Amerikaner finden wieder Geschmack am Kombi. In Europa handelt es sich ohnehin um das beliebteste Karosseriekonzept in dieser Klasse, und ein Stufenheckmodell gibt es schon lange nicht mehr.

 

Dafür die Fließhecklimousine RS 7, aber der RS 6, der mit der gleichen Frontmaske aufwartet, sieht evtl. interessanter aus? Auch das Interieur ist identisch mit dem RS 7, und das ist gut. Direkt fallen diese wertigen Kohlefaser-Einlagen ins Auge, Verarbeitung und Oberflächen sind auf Premium-Niveau, die RS-Sitze bieten sehr guten Halt und lassen spüren, dass es sportlicher zur Sache gehen könnte. Die Head-up-Funktion, mit der Fahrdaten in die Windschutzscheibe projiziert werden, bereitet durch ihre Präzision und klaren Farben Freude. Und weil die Kunden es sich gewünscht haben, sind die Schaltpaddel wieder aus vollem Aluminium.

 

Die wenig befahrenen, ausgebauten Canyons nördlich von Malibu sind das ideale Terrain, um den RS6 kennenzulernen. Eine tolle Landschaft, verschiedenste Kurvenradien sowie Steigungen und Gefälle wechseln sich permanent ab. Dabei würden wir uns bei der Lenkung etwas mehr Widerstand wünschen. Sie ist zwar so direkt ausgelegt, dass selbst für den Volleinschlag kein Umgreifen nötig ist, wirkt aber insgesamt leider etwas künstlich. Die Bremse könnte im ersten Ansprechen viel schärfer zupacken. Beides ist aber auch eine Geschmackssache!

 

Es gibt einige Fahrmodi, wobei der Dynamic-Modus bei enger kurviger Strecke die beste Wahl zu sein scheint. Zum normalen Fahren ist der Comfort-Modus am besten geeignet, und nur wer sehr ambitioniert fährt, sollte in den Dynamic-Plus-Modus schalten. Spaß bereitet er definitiv…

 

Der Audi RS 6 bietet eigentlich ständig Leistung im Überfluss. Es gibt wegen der kurzen Ansaugwege nahezu kein Turboloch: Die Lader sitzen mittig zwischen den Zylinderköpfen. Das volle Drehmoment liegt bereits bei 2.050 U/min an. Der Spurt auf 100 km/h dauert übrigens nur ganze 3,6 Sekunden; die Spitze ist nach gewähltem Paket abgeregelt: Geizige RS 6-Besitzer laufen schon bei 250 km/h in den Abregler, die nächste Stufe liegt bei 280 km/h. Wer 305 km/h auskosten will, muss zusätzlich die Keramikbremse ordern. Auch hier wäre noch nicht Ende, wenn nicht die Audi-Entwickler der Vernunft die Ehre geben würden. (ampnet/TX)