Ein Rennwagen für die Straße.




Wenn die Testflotte des Audi R8 auf der spanischen Ascari-Rennstrecke ihre Aufwärmrunden dreht, fühlt man sich an die „alte“ Formel1 erinnert: In den 90igern bis 2006 dominierten dort volumige Zehnzylinder-Motoren das Feld. Das V10-Motorkonzept zeichnet sich durch ein einzigartiges Klangbild aus. Und dieses gibt es nur noch bei Audi bzw. Lamborghini.

 

Jetzt hat Audi die 2015 vorgestellte zweite Generation des Sportwagens R8 umfassend überarbeitet. Die zwei angebotenen Motoren bekommen mehr Leistung, es gibt Fahrwerksmodifikationen, und neue Anbauteile, die den R8 flacher, breiter und noch aggressiver wirken lassen.

 

Neben der 570 PS starken Basisvariante gibt es jetzt noch ein auf 620 PS gesteigertes Topmodell, das nicht mehr Plus, sondern Performance heißt. Beide Versionen gibt es mit geschlossener Karosserie oder auch als Spyder; letztere besitzt ein elektrisches Stoffverdeck und eine kleinen Heckscheibe, die sich auch bei geschlossenem Verdeck absenken lässt.

 

Der chromlose Kühlergrill ist breiter und spitzer geworden; oben sind drei funktionslose Lufteinlässe, die ein wenig an den historischen Audi Sport Quattro erinnern. Die Scheinwerfer sind innen dunkel abgesetzt, aber die Heckleuchten bleiben unverändert. Allerdings erstreckt sich unter diesen nunmehr auf voller Breite eine schwarze Zierblende, die Auspuffanlage präsentiert sich im Stil des Audi RS3. Im Interieur gibt es geringfügige Änderungen, und zwar vor allem im Bereich Farben und Stoffe.

 

Dort sitzt man weiterhin perfekt: Die Sportsitze passen wie angegossen, und es lässt sich für praktisch alle Körpertypen eine ideale Sitzposition finden. Direkt vor dem Fahrer sitzt die nach wie vor eindrucksvolle TFT-Instrumentierung, bei der sich die Navi-Karte im Vollformat einblenden lässt. Noch sinnvoller ist es aber, den Tourenzähler mittig anzuordnen.

 

Auch dies geht beim R8, und es ist die perfekte Einstellung, wenn man diesen Audi auf freier Strecke einmal fordern möchte. Dazu animiert die freisaugende, mit Zylinderabschaltung ausgerüstete V10-Maschine fast permanent. Und selbst wenn der R8 mit der obligatorischen Einführung des Otto-Partikelfilters seinen schaltbaren Auspuff verliert: Das Klangbild sucht noch immer seinesgleichen, dieser Motor dreht schier endlos nach oben, bis er erst bei 8.700 U/min in seinen roten Bereich kommt.

 

Das DL 800 Doppelkupplungsgetriebe schaltet blitzschnell, ohne jeden Verschlucker durch. Unverständlich ist allerdings im manuellen Modus, dass der Hebel zum Hochschalten nach vorn weggeschoben werden muss und zum Herunterschalten, etwa wenn man vor einer Kurve scharf abbremst, nach hinten zu ziehen ist. Das widerspricht der Bewegung des Körpers und ist bei Rennautos aus gutem Grund umgekehrt ausgeführt.

 

Die Messwerte halten, was der Klang verspricht: Die von uns gefahrene Performance-Variante sprintet in nur 3,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Spitze liegt bei 331 km/h. Alle R8-Varianten sind nach oben offen: Audi verzichtet bei dieser Baureihe auf eine Abregelung. Und sichert sich damit einen Platz in der Oberliga der aktuellen Supersportwagen.

 

Die Fahrwerksmodifikationen schieben die Möglichkeiten eines bereits sehr guten Wagens nochmals weiter heraus; sie liefern dem Fahrer eine weiter verbesserte Rückmeldung. Der ganze Vorderwagen ist über eine Querstrebe versteift, die Stabilitätskontrolle und die Lenkung wurden neu abgestimmt. Optional: Eine Dynamiklenkung mit variabler Übersetzung.

 

Vor allem mit der optionalen Dynamiklenkung erinnert das Fahrverhalten an ein Go-Kart, allerdings auf deutlich höherem Geschwindigkeitsniveau. Der Fahrer ist stets im Bild über den Fahrbahnzustand, und der R8 lässt sich ganz perfekt mit Lenkung und Gaspedal in der Spur halten, oder gegebenenfalls auch im kontrollierten Drift. Auch das ist der R8.

 

Zu den wichtigsten Konkurrenten des Audi R8 zählen der Porsche 911 und der Mercedes-AMG GT. Damit stehen drei sehr unterschiedliche Antriebskonzepte zur Auswahl: Der Porsche besitzt einen Sechszylinder-Boxermotor im Heck, der Mercedes-AMG GT setzt auf einen V8-Motor in der Front. Mit seinem V10-Mittelmotor bietet der Audi ein Fahrerlebnis, das mehr noch als seine Konkurrenten an einen Rennwagen erinnert...

 

Im Frühjahr 2019 steht der neue Audi R8 bei den Händlern. Die Preise beginnen bei rund 165.000 Euro für das Einstiegsmodell, während für die Performance-Variante knapp unter 200.000 Euro fällig werden. (ampnet/TX)