Elektronisch aufgerüstet.




Alfa Romeo will es wissen. Erst im Frühjahr hatte die italienische Marke die Motoren von Giulia und Stelvio gestärkt, jetzt steht sogar schon die Modellaufwertung für das kommende Jahr vor dem Garagentor. Dieses Mal der Schwerpunkt: Ein völlig neues Infotainmentsystem sowie mehr Sicherheit durch neueste Assistenten.

 

Ein klangvoller Name allein bietet in der heutigen Zeit keine Gewähr für anhaltend starke Verkaufszahlen. Alfa Romeo kann dafür als schlechtes Beispiel gelten. Zwar steht die italienische Traditionsmarke immer oben auf der alphabetisch geordneten Neuzulassungsstatistik des KBA, die Nachfrage nach den angebotenen Modellen hat spürbar nachgelassen. Nur knapp 3.500 Deutsche haben sich in den ersten 10 Monaten dieses Jahres für einen neuen Alfa Romeo entschieden, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch rund 5.000. Höchste Zeit also für Anreize!

 

Anstelle von neuen Lichtelementen, Heckschürzen, Lufteinlässen oder was man bei Facelifts sonst noch so alles als neue Errungenschaft feiert, haben sich die Ingenieure einer ernst zu nehmenden Baustelle direkt in der Innenausstattung angenommen. Das Navi- und Infotainmentsystem hatte wiederholt Anlass zur Kritik gegeben, obwohl es durch den Dreh-Drücksteller durchaus während der Fahrt gut handhabbare Einstellung erlaubte. Viele Kunden verlangen nach Touchscreens, denn sie wollen ihr Auto wie ihr Smartphones benutzen.

 

Der über der Mittelkonsole angebrachte Monitor ist zwar breit ausgelegt, bietet aber auf einer Bildschirmdiagonale von 8,8 Zoll genügend Platz, um die neu gestalteten Grafikinhalte übersichtlich zu platzieren. Aus der Sicht der Marke ist durch die verwendeten Widgets eine einfachere und intuitivere Bedienung möglich. Außerdem sind die Anzeigen mit Drag-and-Drop individuell konfigurierbar. Durch horizontales Wischen werden die Informationsseiten beispielsweise für Fahrdynamikregelung, Radio, Medien, Telefonanbindung, Navi-System oder Klimaanlage aufgerufen, wo dann die gewünschten Einstellungen einfach vorgenommen werden.

 

Beim typischen Fahrdynamiksystem DNA hat man jedoch eine Chance ungenutzt verstreichen lassen. Zwar ändert sich in Normal-, Dynamik- oder All-Weather-Modus die farbliche Unterlegung der Röntgengrafik des Fahrzeugs, weitere Informationen über das, was sich z.B. an Lenkung, Gasannahme oder Dämpfung tatsächlich ändert, erhalten die Passagiere aber nicht. Wer mit dem Dreh-Drücksteller bisher gut zurechtgekommen ist, kann ihn allerdings weiter benutzen.

 

Gezielt aufgerüstet werden Giulia und Stelvio im Bereich Vernetzung. Schrittweise werden im nächsten Modelljahr Dienste wie „My Assistant“ oder „My Remote“ installiert. Damit sind die automatische Auslösung eines Notrufs inkl. Übermittlung des Standortes verbunden sowie Öffnen und Verschließen des Autos per Smartphone oder Smartwatch. Außer dem Fernzugriff auf bestimmte Funktionen ist auch die Kommunikation mit digitalen Assistenten zu Hause möglich. Ergänzend können Daten und Fahrzeugparameter aufgezeichnet, Wetterinformationen abgerufen oder Routenplanungen vom Handy ans Navi-Gerät übermittelt werden.

 

Hinter dem neu gestalteten Lenkrad wurde ebenfalls eine umfassende Renovierung vollzogen. Der große TFT-Bildschirm ist per Knopfdruck so konfigurierbar, dass der Fahrer (die Fahrerin) die jeweils relevantesten Informationen im zentralen Blickfeld hat.

 

Das neue Assistenten-Sortiment ist dazu geeignet, den bisher leider zu verzeichnenden Rückstand gegenüber der Konkurrenz wett zu machen. Gemeinsam mit Bosch haben die Italiener auch die Voraussetzungen für autonomes Fahren nach Level 2 geschaffen. Bis auf weiteres erlaubt die Elektronik jedoch nicht, die Hände vollständig vom Lenkrad zu lassen...

 

Zusätzlich zu den bisher verfügbaren Assistenten wird im Jahr 2020 die Spurhalteautomatik angeboten, die bei aktivem Lenkeingriff reagiert. Die Lenkkorrektur kann auch dann erfolgen, wenn sich außerhalb des in den Außenspiegeln sichtbaren Bereichs ein anderer Wagen nähert und eine Kollision droht. Der aktive Totwinkel-Assistent unterstützt den jeweiligen Fahrer wie auch der Müdigkeitswarner.

 

Die Funktionen des Tempomaten wurden erweitert, dass jetzt eine aktive Abstandskontrolle zum Vorausfahrenden erfolgt, Verkehrsschilder durch die Bordkamera gelesen und die Geschwindigkeit gegebenenfalls an die vorhandenen Begrenzungen angepasst wird. Der Stau- und Autobahn-Assistent schließlich halten Giulia oder Stelvio bei starkem Verkehr mittig in der Spur und regeln die Tempi auf der Basis aktueller Begrenzungen.

 

Gleichzeitig mit der Modernisierung der Elektronik macht Alfa Romeo einen Schritt zurück in die Historie. Viele Alfisti, denen Bezeichnungen wie „Ti“ für Turismo internazionale, Sprint oder Veloce gut geläufig sind, werden sich über die Wiederkehr dieser Namen freuen. Für die Giulia wird es außerdem noch eine „Veloce Ti“-Ausführung geben. Die damit verbundenen Unterschiede in den Ausstattungslinien differenzieren sich in Materialauswahl, Rädergröße sowie der Verwendung diverser Holz- und Lederversionen im ganzen Interieur.

 

Was die zum Fahren völlig unverzichtbaren Bauteile wie Motor, Getriebe, Achsen und Fahrwerk angeht, brauchen sich potenzielle Kunden nicht mit Neuerungen vertraut zu machen. Das Angebot umfasst sowohl beim SUV Stelvio als auch bei der Limousine Giulia sechs Antriebe zwischen 160 PS und 280 PS, wovon je zwei Benziner und vier Diesel sind. Die 510 PS starke Version Quadrifoglio Verde wird ihre Renovierung erst im März nächsten Jahres erfahren. Zu den Preisen der erneuerten Giulia- sowie Stelvio-Modelle hat Alfa Romeo keine Angaben gemacht. (ampnet/TX)