Fiat 124 Spider: Pasta mit Sushi!


Er ist wieder da! Genau 50 Jahre nach dem ersten Fiat 124 Spider von 1966 präsentiert der italienische Hersteller dessen aktuellen Nachfolger. Doch im Gegensatz zum Klassiker, der komplett in Turin entstanden war, stammt der neue 124 Spider aus einer Kooperation mit dem japanischen Automobilhersteller Mazda.

Fiat 124 Spider

Die Japaner aus Hiroshima stellten Plattform und Technik ihrer jüngsten MX-5 zur Verfügung. Und ihre Fertigungsanlagen. Fiat steuerte also die Motoren und noch das eigenständige Design bei. Für 26.490 Euro in der umfassend ausgestatten Version „Lusso“ (Luxus) ist ein harmonisches Ergebnis entstanden. Mit 140 PS kommt im offenen Zweisitzer schnell viel Freude auf!

 

Die an Kooperationen internationaler Autobauer reiche Geschichte führt als dünnstes Kapitel „italienische-japanische Zusammenarbeit“. Bislang hatten zwischen 1983 und 1986 nur einmal die Kollegen von Nissan und Alfa Romeo zueinander gefunden, um eine Schräghecklimousine mit Namen Alfa Romeo Arna auf die Straße zu bringen. Statt auf das Design der Italiener und die Fertigungsqualität der Japaner zu setzen, kam es genau anders herum... Das Ergebnis: Der Arna war einer der größten Flops in der Autogeschichte.

 

Nun haben beim 124 Spider Fiat und Mazda zueinander gefunden. Und diesmal alles richtig gemacht. Gestartet war diese Kooperation mit dem Ziel, Alfa Romeo mit einem neuen Spider zu versorgen. Nun bekommt die Mutter Fiat das Cabriolet. Der größte italienische Autobauer hat bei offenen Zweisitzern eine lange Tradition zu verteidigen. Der erste 124 begeisterte mit seiner bildhübschen zeitlosen Form, äußerst sportlichen Fahreigenschaften trotz 60 PS und einem leistungsgerechten Antrieb. Wenn auch die Begriffe „Kult“ und „Legende“ in Verbindung mit Pkw so strapaziert sind, wie Nerven und Geduld bei vielen deutschen Ämtern, so darf sich doch der 124 ohne Wenn und Aber mit beiden Bezeichnungen schmücken. Kein Wunder, dass er bis zum Jahr 1985 in der Produktion blieb. Gute 10 Jahre währte die Karriere des Nachfolgers Barchetta von 1995 bis 2005.

 

Nun schlägt der neue 124 Spider ein weiteres Kapitel auf. Die sehr enge Verwandtschaft zum MX-5, der es seit 1989 nun zur vierte Generation gebracht hat und der erfolgreichste Roadster aller Zeiten ist, lässt den direkten Vergleich nahe liegen. Doch das würde den beiden Brüder im Geiste nicht gerecht werden.

 

Der Fiat übernimmt ohne Einschränkung, das, was sich bim Mazda bewährt hat. Die kompakte Länge, von 4,05 Meter, den Heckantrieb mit dem längs eingebauten Vierzylinder unter der Fronthaube. Und natürlich das super genial einfach zu bedienende Stoff-Verdeck. Eine elektrische Verdeckbetätigung könnte das nur schneller schaffen, wenn sie mit einer höheren Geschwindigkeit arbeiten würde, als der Spider, der max. 217 km/h erreicht...

 

Die Sitze passen wie italienische Maßschuhe. Zumindest bis knapp 1,90 Meter Körpergröße. Doch auch der Lulatsch muss dann nicht mit wirklich gravierenden Einschränkungen beim Komfort leben/fahren. Und dank der unveränderten Übernahme darf der Spider-Lenker der knackigen Schaltung mit den kurzen Wegen eines Joysticks aus dem MX-5 einen weiteren Lorbeerkranz winden.

 

Motoren liefert Fiat nach Hiroshima. Einmal einen 1,4 Liter mit 140 PS. Während Mazda auf Sauger vertraut, setzt Fiat auf Turboaufladung. Das passt ausgezeichnet, denn das üppige Drehmoment von 220 Nm sorgt für einen sämigen Durchzug und fördert im „Flaniermodus“ schließlich eine schaltfaule Fahrweise. Mit der präzisen und direkten Lenkung lässt sich der 1.125 Kilo schwere Zweisitzer sportlich und präzise über kurvige Strecke zirkeln. Beim Fahrwerk ist den Entwicklern ein sehr vernünftiger Kompromiss gelungen. Für die sportliche Gangart ist genügend Straffheit vorhanden, fürs Bummel oder die Langstrecke bleibt noch ausreichend Komfort, um den italienischen Spider als rundum alltagstaugliches Auto zu qualifizieren.

 

Pasta oder Sushi? Wie bei beiden Spezialitäten der italienischen bzw. japanischen Küche bleibt die Wahl zwischen 124 Spider und MX-5 am Ende reine Geschmackssache. Die Preisliste leistet ebenfalls keine Hilfestellung. Beide starten ab 23.990 Euro, wobei die Basis des Mazda bei 131 PS liegt. Die 26.490 Euro teure Ausstattung „Lusso“ beim 124 geht schon eher hilfreich zur Hand. Sie bietet u.a. Ledersitze, Klima, 17 Zöller aus Leichtmetall oder elektrisch verstellbare und heizbare Spiegel. Ein reelles Angebot. Dann ist der 124 Spider ein Genuss. Ähnlich wie eine gute Pasta, die mit Essstäbchen gereicht wird. Und wer seine Pasta gerne als Hauptspeise in einer größeren Portion möchte, dem legt Fiat den 124 Spider Abarth ans Herz. Mit 170 PS, viel weniger Gewicht und einem Sound wie die Stimme von Gianna Nanini. Allerdings sind dann glatte 40.000 Euro auch fällig. (ampnet/TX)