Fiat Tipo: Feierliches Comeback der Italiener!


Nachdem sich bei Fiat in den letzten Jahren fast alles ausschließlich um den 500 und seine Derivate gedreht hat, kehrt die Marke nun wieder ins Kompaktsegment zurück. Das in dem Fall komplett mit dem türkischen Partner Tofas entwickelte Modell soll für Zweckmäßigkeit im Alltag zum günstigen Preis stehen, ohne groß Verzicht üben zu müssen.

Fiat Tipo

Seit Februar rollt der Tipo durch Deutschland, eher unauffällig, denn zur Markteinführung startete Fiat mit dem Stufenheck. Die klassische Form der Limousine ist hierzulande wenig begehrt. Anderswo ist das anderes, und so hat Fiat in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten, Asien) in weniger als einem halben Jahr bereits über 35.000 Tipo verkauft, vor allem in der Türkei. Nun folgt der für den deutschen Markt wichtige 5-Türer, im dritten Quartal komplettiert der Kombi das Trio.

 

Mit 13.990 Euro bildet der 4-Türer den Einstieg in die Modellreihe. Der aus unserer Sicht formal gelungenste Vertreter der Tipo-Familie bringt stolze 520 Liter Kofferraumvolumen mit, das sind bei voller Bestuhlung nur 30 Liter weniger als beim Kombi. Die 440 Liter des 5-Türers gehören ebenfalls zu den Spitzenwerten in der Klasse, wenngleich für diesen Wert nicht zuletzt die relativ hoch liegende Fensterlinie verantwortlich ist und nach dem Umklappen der Rückenlehnen eine Stufe bleibt.

 

Auch die übrigen Innenraummaße liegen über dem Durchschnitt. Das gilt besonders für das Fond, wo bis zu 93 cm Knieraum geboten werden. Lediglich die wegen der Airbags leicht nach innen gewölbten Dachholme schränken die Kopffreiheit größerer Mitfahrer seitlich ein wenig ein. So glänzt der Kombi mit einer max. Laderaumlänge von 1,80 m. Er punktet auch mit cleveren Details. Der Zwischenboden des Gepäckabteils kann im 40-Grad-Winkel aufgestellt werden, und das Abdeckungsrollo kann ebenfalls auf halbem Wege fixiert sowie im Unterfach verstaut werden. Die Wände der beiden hinteren Seitenfächer können herausgenommen werden, um bei Bedarf den Laderaum zu verbreitern.

 

Als Antriebe stehen die bekannten Benziner und Turbodiesel mit jeweils 95 PS und 120 PS mit Hubräumen zwischen 1,3 und 1,6 Litern zur Wahl. Ein 110 PS starker Benziner mit Automatik rundet die Antriebspalette im Laufe des Jahres ab. Auch eine spezielle Eco-Version mit 3,4 Litern je 100 Kilometer ist in Arbeit. Sonst gehen die Werte bis 6,0 Liter.

 

Uns stand für die erste Ausfahrt nur der größere Diesel zur Verfügung, der aber auf jeden Fall eine Empfehlung (Effizienzklasse A+). Auch wenn er oben herum etwas zäh wirkt, sorgen die 320 Nm Drehmoment ab 1.750 Umdrehungen für flotten Schub von unten heraus. Der Tipo ist dabei sehr gut gedämmt. Oft drängen sich nur die Abrollgeräusche in den Vordergrund. Die Dämpfung ist eher sportlich straff. Die Lenkung arbeitet leichtgängig, aber jederzeit äußerst präzise.

 

Angesichts der unterdurchschnittlichen Verkaufspreise kann und will Fiat natürlich nicht gegen die Platzhirsche der Golf-Klasse konkurrieren. Die Italiener sind jedoch überzeugt, dem Käufer mit einem Kompakten fast zum Kleinwagenpreis einen attraktiven Gegenwert bieten zu können. So gewann der Neue die Auszeichnung „Best Buy Car of Europe 2016“ der „Autobest“-Jury. Das Ambiente ist schlicht, aber trotzdem nicht schlecht. Die schnörkellosen Rundinstrumente, dazwischen ist der Bordcomputer, sind schräg nach vorn geneigt und zeichnen sich durch große Ziffern aus. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut, ist das obere Armaturenbrett unterschäumt. Nur in den hinteren oder unteren Ecken des Innenraums lässt sich klar sparsamerer Einsatz ertasten.

 

Die Einstiegsversion Pop, die es nur für die beiden Basismotorisierungen gibt, bringt u.a. die Klimaanlage, Radio mit USB- und Aux-Anschlüssen, höhenverstellbaren Fahrersitz, geteilt umklappbare Rücksitze sowie die Berganfahrhilfe und elektrisch verstellbare, beheizbare Außenspiegel mit. Die mittlere Linie Easy hat das Uconnect-Radiosystem mit dem 5-Zoll-Touchscreen, Audiostreaming und Bluetooth, Lederlenkrad mit allen Multifunktionstasten, Lederschaltknauf und Fensterheber auch hinten. Der Tipo Lounge bietet ein noch einmal größeres Touchscreen-Display, Geschwindigkeitsregelanlage, Abbiegelicht, Licht- und Regensensor, Mittelarmlehne und eine 2-Zonen-Klimaautomatik. Für 1.250 Euro kann das Topmodell noch mit TomTom-Navi und digitalem DAB-Empfang, Rückfahrkamera mit dynamischen Linien, hinteren Sensoren und einer elektrischen Lordosenstütze aufgerüstet werden.

 

Auch für die beiden anderen Ausstattungslinien stehen eine Reihe von Zusatzpaketen zur weiteren Auswahl, mit denen sich das Fahrzeug der nächst höheren Versionen annähert. Dann ist es allerdings nicht mehr ganz so einfach mit der Preisrechnerei beim neuen Fiat Tipo. (ampnet/SW)