Formel E als Businessplan.




Marko Parroni ist bei der Schweizer Finanzinstitut Julius Bär unter anderem für das Marketing verantwortlich. Jedoch ist der gebürtige Schweizer, trotz aller Seriosität, nicht der klassische Banker. Sein Ursprung liegt im Automotive-Bereich, zuletzt bei Ferrari in Wiesbaden. Daher passt es doch wieder, ist Julius Bär doch seit Jahren in der Formel E prominent vertreten, auch wenn die Serie eine unbekannte war!  

 

Herr Parroni, bei Julius Bär handelt es sich um ein Bankhaus aus der Schweiz, und eidgenössische Finanzinstitute haben sehr selten den Ruf, Glücksspiele auf die Zukunft zu machen. Doch Julius Bär hat von Anfang an auf die Idee der Formel E gesetzt. Warum ausgerechnet einen neue Rennserie?

 

Marko Parroni: Diese Geschichte erzähle ich eigentlich sehr, sehr gerne und wenn man ein paar Hintergründe kennt, ist dieser Schritt eigentlich überhaupt nicht mehr so mutig gewesen. Und schon gar keine Wette auf die Zukunft!

 

Wie kam es also dazu, dass Julius Bär seit dem allerersten Rennen der Formel E als Globalpartner agiert? Julius Bär ist seit der erfolgreichen Akquisition von Merrill Lynch, dem Wealth Management außerhalb der USA, von seinem Setup her völlig anders aufgestellt. Heißt: Neue Länder und neue Regionen müssen bedient werden. Von daher ist auch klar, dass die Bedürfnisse bei der Bekanntheit der Marke ganz andere sind. Daher hat Julius Bär nach einem neuen Sponsoring gesucht, wo primär die Werte der Marke mit dieser kompletten Neuausrichtung in einen harmonischen Einklang gebracht werden konnten.

 

Ich selbst bin jedoch erst 2013 zu Julius Bär gekommen, mein Background liegt im Automotive, unter anderem bei Ferrari, und gerade einmal zehn Tage später, ich wusste von der Formel E noch gar nichts, wurde mir dieses Projekt auf den Tisch gelegt. Es waren vielleicht zehn Seiten. Mehr nicht … und ich war am Anfang sehr, sehr skeptisch. Du kommst selbst frisch aus der Automobilwelt und dann kommt so ein Projekt rund um die Elektromobilität, und du hast noch nie davon gehört. Noch nie … und dazu kommt, wir sprechen hier vom Oktober 2013, da war das Thema  nicht wirklich aktuell. Die Marktanteile damals waren bei irgendetwas um 0 Prozent … es war also zu dem Zeitpunkt nicht so überzeugend. Ich wusste zwar, es könnte einmal etwas sein, aber ich wollte mich auch nicht exponieren.

 

Ich war selbst neu bei Julius Bär, komme aus der Branche und hatte trotzdem noch nie etwas davon gehört. Und man redet in der Branche! Ich persönlich wollte nicht solch ein Risiko auf mich nehmen.

 

Sie hatten also das Gefühl, das Thema ist zu früh?

 

Marko Parroni: Ganz genau. Also um es genauer zu erläutern. Um die Bekanntheit unserer Marke weltweit zu steigern, war ich von dem Projekt zu dem Zeitpunkt nicht wirklich überzeugt. Ich war einfach skeptisch. Trotzdem kam es dann zum Treffen mit Alejandro Agag, im April 2014. Gerade einmal nur fünf Monate vor dem ersten Rennen in Peking. Erst hier habe ich die Vision verstanden, dass die Formel E kein Konkurrent zur Formel 1 werden soll, sondern es sich um ein neues Setup handelt. Frisch, mit neuem Target, ausgerichtet an die neue Generation. Es war das erst Mal, dass ich diese Balance mit dem Entertainment für mich mit dem Motorsport und dem Transfer an Nachhaltigkeit gefunden habe.

 

Unsere DNA ist das visionäre Denken und war also eindeutig im Einklang mit dem Projekt. Und wir haben die nächste Generation immer fest im Blick!

 

Am Anfang eher kritisch und dann absolut von der Vision überzeugt. So sehr überzeugt, dass Julius Bär ein Anteilseigner ist. Warum der Move?

 

Marko Parroni: Das kam aber erst später. Ich, oder wir, musste ja auch erst einmal schauen: Wie funktioniert die Formel? Wie kommt die Formel E an? Wie wächst die Formel E? Ich glaube, das Entwicklungstempo hat man sehr schnell gesehen. Die Formel E wächst immer noch jedes Jahr. Um es volkswirtschaftlich nicht ganz richtig zu betonen, die Formel E legt gewaltig zu.

 

Im Jahr 2016 habe ich das Thema der Teilhaberschafft dann dem Board präsentiert, weil es für mich zu diesem Zeitpunkt einfach sinnvoll erschien. Wir sind nicht allein nur eine Bank, unsere Kunden sind vor allem in der Regel vernetzte Unternehmer. Von daher war die Geschichte mit der Formel E in diesem Fall rund.

 

Für Julius Bär ist es das erste Mal, sich so zu exponieren. Wahrscheinlich ist es die nächste coole Story für uns in der Zukunft.

 

Ist die Formel E heute schon ein recht lukratives Geschäft?

 

Marko Parroni: Es ist gut, dass die Formel E so etwas wie einen bezifferbaren Wert heute hat. Die Frage kam schnell auf: Was kostet die Formel E denn?

 

Kommen wir ganz kurz zu Ihnen. Sie kommen ursprünglich aus der Automobil-Industrie. Was waren jedoch Ihre Verbindungen zum Motorsport?

 

Marko Parroni: Eine sehr interessante Frage, aber ich glaube, damit sprengen wir den Rahmen dieses Interviews endgültig.

 

Eigentlich seit ich denken kann waren Autos ein großer Teil meines Lebens. Und eigentlich sind sie es immer noch. Ich habe alle Schritte in der Automobil-Industrie durchlaufen, ich war auch Händler. Ich habe für den damaligen Fiat-Konzern einen Vertrieb geführt, dann war ich fünf Jahre bei FCA in der Schweiz, Verkaufsdirektor für alle Fiat- und Chrysler-Marken und dann mein absolutes Highlight!

 

Ich bin aus der italienischen Schweiz und war dann für die Marke Ferrari zuständig. Für die Region DACH mit Sitz in Deutschland. Das war für mich die Krönung. Dann bekam ich die Chance einen kompletten Wechsel zu machen, zu Julius Bär in ein Bankhaus. Aber mehr als 22 Jahre war ich in der Automobil-Industrie und die haben mich auch geprägt. Dies hat wahrscheinlich auch dazu geführt, dieses Projekt für Julius Bär mit der gleichen Passion vollumfänglich zu führen. Das ist auch wichtig. Das ist ein absoluter Gamechanger mit der Elektromobilität. Ich bin kein klassischer Marketingleiter für Julius Bär der ein neues Projekt versucht, sondern ich verstehe die gesamte Materie durch und durch. (SW)