Goodyear testet am Polarkreis.




Wo schätzungsweise 190.000 Rentiere durch die Wälder streifen, wo der Legende nach der Weihnachtsmann mit Frau wohnt, wo Hundeschlitten und Schneemobile zum Alltag gehören und wo die Aurola Borealis, das farbenprächtige Nordlicht, im Winter Kälte erprobte Touristen anlockt, dort unterhält Goodyear ein Testgelände zur Prüfung der Winterpneus.

 

Ende Januar ist es in Ivalo, im finnischen Teil des Lapplands, besonders frisch. Die tägliche Höchsttemperatur liegt etwa 300 Kilometer nördlich des Polarkreises im Schnitt bei minus 10 Grad. Nachts kann es auch auf weit unter 30 Grad in den negativen Bereich sinken. Und die Nacht kann dauern. Vom 30. auf den 31. Januar z.B. über 18 Stunden. Und vom 4. Dezember 2017 bis zum 8. Januar dieses Jahres herrschte durchgehend Polarnacht, die Sonne ließ sich also überhaupt nicht blicken.

 

Knapp 30 Minuten südlich von Ivalo liegt rechts der Europastraße 75 in mitten der Kiefernwäldern und nahe an der Grenze zu Russland ein 25 Hektar großes Gelände mit Eis- und Schneepisten. Dort arbeiten bis zu 10 Tester, die allesamt über herausragendes Talent zum Autofahren auf glattem Untergrund verfügen müssen, von Mitte November bis Anfang April täglich ein umfassendes Programm ab. Es gibt objektive Tests, bei denen ein Computer die Daten von Bremswegen, Rundenzeiten und Reifenverschleiß misst, registriert und auswertet. Andererseits liefert das Feingefühl der Tester den subjektiven Eindruck der Reifen. Hier spielen Hirn, Augen, Hände, Füße und das „Popo-Meter“ die Hauptrolle. Dabei beträgt das Pensum, das die Tester mit Unterstützung von Ingenieuren und Mechanikern absolvieren können, bis zu rund 240 Reifen pro Tag.

 

Wie wichtig die Wintertests unter extremen Bedingungen sind, belegen Prognosen für die nächsten Jahre. Danach wird der jetzige Kfz-Bestand von 350 Millionen Autos bis 2022 um 1,4 Prozent weiter wachsen, wobei besonders der Anteil von SUV erheblich zunehmen wird. Zwar machen Sommerreifen mit 59,9 Prozent mehr als die Hälfte des Reifengeschäfts aus, doch auch Winterpneus (33,5 %) spielen eine gewichtige Rolle. Den Rest machen Alljahresreifen aus. In Deutschland werden übrigens die meisten Winterreifen montiert. 33,8 Prozent der europäischen Fertigung für Matsch-, Schnee- und Eis-Pneus sind für Deutschland. (ampnet/TX)