Hat hier noch jemand Zweifel?




Spannende Zeiten für Volkswagen. Am VW ID 3, dem ersten E-Auto des Konzerns hängt so viel mehr als sonst an einem neuen Modell: Ist dieser Wandel beim ersten Mal zu schaffen? Ist die Marke stark genug, um die Kunden in eine neue Ära mitnehmen zu können. Oder kurz. Trägt die E-Strategie den Konzern wirklich für die Zukunft?

 

Diesel hin oder her, offenbar trägt das Vertrauen in die Marke auch in die neue Art der Mobilität. Verträge und Reservierungen laufen gut an: Neue Kunden von anderen Marken interessieren sich mehr für den ID 3 als es sonst bei Modellwechseln üblich ist. Und jünger sind sie auch noch.

 

Schließlich sieht der VW ID 3 selbst auch jünger aus. Der elegant runden Form traut man einen besseren Luftwiderstandsbeiwert als den von 0,27 zu. So windschlüpfig präsentiert sich der Wolfsburger nach seiner kurzen in sanftem Rund ansteigenden Schnauze mit dem Zwei-Augen-Gesicht mit LED-Scheinwerfern vor der flach stehenden Windschutzscheibe. Bis zum steilen Heck gleitet der Blick über das Auto ebenso widerstandslos wie die Luft: Ein angenehmer Zeitgenosse, welcher mehr über die meist extravagant gestalteten Räder als über seine Karosse zeigt, dass der ID 3 nicht in die Kategorie glattgeleckter Allerweltsautos gehören will. Das Auto will modern sowie richtungweisend sein.

 

Erst innen fällt einem auf, dass der ID 3 eigentlich ein Van ist. Weil vorn kein Platz für Motor und Getriebe benötigt wird, kann die Motorhaube in sanftem Schwung zur früh beginnenden und flachen Windschutzscheibe hin ansteigen. Hat der Fahrer seinen Platz inne, blickt dieser, wie bei fast allen Vans, auf eine weit vor ihm liegende Windschutzscheibe und durch die typischen Van-Dreieckscheibe, die weit vorn liegenden schlanken A-Säulen und eine geschickt mit Materialmix und Lichteffekten gegliederten Abdeckung der ganzen Armaturentafel-Landschaft vor der Scheibe.

 

Die Tafel trägt zwei Display, eines freischwebend oberhalb der Speichen des Lenkrads im Blickfeld des Fahrers und ein zweites für die Bedienung im Fahrzeug in der Mitte der Konsole als stehender Bildschirm. Über das Lenkrad hinweg blickt der Fahrer auf ein großzügiges Headup-Display und auf Symbole, die scheinbar auf die Fahrbahn projiziert werden (AR). Tasten unter dem Screen in der Mitte und auch am Multifunktionslenkrad erleichtern das Steuern der vielen Einstellungen für Technik, Ambiente und Infotainment. Schnell ist man heimisch...

 

Zwischen den Achsen bleibt ausreichend Raum für bis zu 5 Passagiere, dahinter fürs Gepäck. Die Batterie liegt sicher in einem crashgeschützten Kasten unter dem Boden. Besser gesagt: Sie bildet die Plattform!

 

In einer Beziehung ist der ID 3 aber ein Rückgriff auf die Vergangenheit, auf den ersten echten Volkswagen. Fahrer eines VW „Käfer“ werden sich gut erinnern, wie sie im Winter an den anderen Fahrzeugen vorbei durch den Schnee pflügen konnten, wegen des Antriebs der belasteten Achse. Und so hat nun der erste echte Stromer aus Wolfsburg nach 46 Jahren wieder Heckantrieb. Das bringt nicht nur wegen des Winters Vorzüge. Bei dem Drehmoment der E-Motoren sind durchaus gewollte Rutscher drin: Fahrvergnügen aus WOB. Der bereits angekündigte Allradantrieb wird daran hoffentlich aber nichts ändern.

 

Generell gleitet der ID 3. Sich so fahren zu lassen, kann erholsam sein, aber manchmal braucht der Mensch mehr. Dafür gibt es zum Glück den Sportmodus. Für jeden Typ und für jede Tour bietet der Wolfsburger den richtigen Fahrmodus. Das erste Modell der neuen Zeitrechnung von VW ist jedenfalls kein Verzichts-Modell, sondern wirklich ein vollwertiges und alltagstaugliche Familienauto aus Deutschland, mit richtungweisendster Technik und zu einem Preis, der aggressiv mit dem Vorurteil umgeht, E-Autos seien zu teuer. Was angesichts der Stütze vom Staat in Höhe von 9480 Euro ohnehin eine in der Klasse überholte Behauptung ist.

 

Der Einstiegspreis für das einfachste Modell liegt bei 35.754,95 Euro. Es geht auch teurer, z.B. mit größeren Akkus im SA-Modell mit 77 kWh und bis zu 549 km Reichweite ab 40.936,31. Aber später auch mal günstiger für die Variante mit ein 146 PS Aggregat. (ampnet/TX)