Hennessey Venom F5:


In den USA herrscht schon immer eine eigene automobile Zeitrechnung! US-Automobile wurden schon immer nach dem PS-Motto „Darf es noch etwas mehr sein?“ entwickelt. Inzwischen hat zwar die Diskussion um den Klimawandel und Treibhausgase zu einem Umdenken geführt, doch die jährliche SEMA in Las Vegas feiert die alten PS-Werte.

Hennessey Venom F5

Der Star 2017: Der Venom F5 des texanischen Spezialisten Hennessey. Das Schlangengift (Venom) wurde einzig und allein entwickelt, um als schnellstes Serienfahrzeug der Welt in die Rekordbücher zu fahren. „Wir haben für den Venom F5 ein zeitloses Design entworfen, sodass er auch noch in 25 Jahren unangefochten seine Runden drehen kann. Der F5 ist ein vollkommen neu entwickeltes Modell vom Fahrwerk bis zum Antrieb“, philosophierte Firmengründer John Hennessey nun bei der Präsentation.

 

Angetrieben wird der Venom F5 von einem V8-Motor mit Twin-Turbo, der, so John Hennessey, 1.600 PS leistet und 480 km/h erzielen soll. Übertragen wird die Kraft über ein 7-Gang-Getriebe. Zwischen 0 und 300 km/h vergehen nach Werksangaben keine 10 Sekunden...

 

Der aktuelle Rekordhalter ist noch immer seit dem Jahr 2010 der Bugatti Veyron Super Sports mit 431 km/h. Zwar erreichte bereits im Jahr 2014 ein Hennessey Venom GT auf der NASA-Landepiste in Florida wohl 435 km/h, doch weil die NASA eine zweite von Guinness verlangte Fahrt zur Bestätigung verbot, steht noch immer der Bugatti in den Rekordbüchern.

 

Vom F5 Venom werden nur 24 Exemplare entstehen. Basispreis: Rund 1,38 Millionen Euro. Für den ambitionierten Farmer bietet Hennessey zum Discountpreis von gerade einmal gut 255 Millionen Euro den Veloci-Raptor, der auf dem Ford F150 aufbaut und neben einem 6x6-Antrieb dank Doppelturbo-Motor auch noch mindestens 600 PS bietet. Das sollte eigentlich für die zügige Fahrt über die Felder reichen. Besitzer eines mit 450 PS vergleichsweise hoffnungslos untermotorisierten Serien F150 Raptor können sich die zusätzlichen PS für rund 19.400 Euro unter die Haube transplantieren lassen. „Dieser Raptor ist die Spitze“.

 

Neben den Exoten gehörte in Las Vegas aber auch biederen Modellen nach entsprechendem Make-up der große Auftritt. Kia nutzte die SEMA, um den neuen Stinger noch etwas ausgefallener zu präsentieren und verpasste der Sportlimousine zahlreiche Anbauteile, um sich im kaum noch überschaubaren Markt der kosmetischen Tuner etwas bemerkbarer zu machen. Dazu gehören u.a. ein neuer Heckspoiler inkl. Diffuser sowie neue Belüftungsgitter in der Motorhaube. Unter der Haube zaubert eine Borla-Abgasanlage zusätzliche 15 PS aus dem 3,3-Liter Sechszylinder, so dass 380 PS bereit stehen und den Sprint auf 5 Sekunden verringern.

 

Bei Toyota stand u.a. ein überarbeiteter Camry im Fokus. Der Wagen bekam für den Messeauftritt neue in 3D-Druck aufgebaute Seitenteile und Motorhaube. Dem Innenraum spendierten die kreativen Tuner ein im Baseball-Look gehaltene Lederausstattung. Und Magna Flow lieferte die Auspuffanlage, die bei Vollgas lautesten Sound liefert.

 

Wie sich Kindheitserinnerungen und Muscle-Cars miteinander verbinden lassen, zeigte Chevrolet auf seinem Stand, wo das Unternehmen die 50-jährige Partnerschaft mit Hot Wheels feierte. „In der bekannten Chevrolet Performance Designabteilung arbeiten viele Designer, die sich von Hot Wheels beeinflussen ließen. Unsere spezielle Camaro Hot Wheels 50th Anniversary Edition zeigt, wie sich diese große kindliche Fantasie und Begeisterung in die Wirklichkeit überträgt“, erklärte in Las Vegas Tom Peters, Leiter Exterior Design bei Chevrolet Performance Cars, die sehr ungewöhnliche Verbindung zwischen Spielzeug und Sportwagen. Und wichtiger: 2018 geht das Design-Kit für 4.995 US-Dollar in den Verkauf.

 

Eine buntere und schrillere Messe als die SEMA ist kaum vorstellbar. In Las Vegas ist (fast) alles erlaubt, was dem leistungshungrigen und wohl auch mehr oder weniger exhibitionistisch veranlagten Publikum gefällt. Schließlich sind Kunden nicht an gesetzliche Vorschriften gebunden, die bei den Herstellern die Kreativität deutlich einschränken. Einmal auf der Straße darf an den Autos nach Herzenslust geschraubt werden. Der durchschnittliche deutsche TÜV-Prüfingenieur sollte sich daher gar nicht erst nach Las Vegas wagen. Die Tuningwut macht auch vor Oldtimern nicht halt. Sie werden bis zur Unkenntlichkeit verbaut.

 

Neben dem immer mehr und schneller gab es in Las Vegas dieses Jahr auch eine zarte Gegenbewegung. Bei Hyundai stand ein Ioniq Hybrid, der nach technischer und optischer Überarbeitung als „HyperEconiq“ 20 Prozent weniger Benzin verbrauchte als etwa das Serienmodell. (ampnet/SW)