Honda Civic Type R: Anspruch als Platzhirsch!


Seat nimmt für den Leon Cupra gut 4 Euro mehr, VW ist mit dem Golf GTI Performance gleich mehr als 20 Euro über dem Preis des Honda Civic Type R. Dabei sind beide Modelle aus dem VW-Konzern deutlich schwächer und nicht ganz so schnell. Honda bietet für nur 34.000 Euro den leistungsstärksten und schnellsten Kompaktwagen mit Frontantrieb.

Honda Civic Type R

Machen wir es erst einmal kurz: 310 PS, 400 Nm, 270 km/h in der Spitze und 5,7 Sekunden für den Standardsprint von null auf 100 km/h.

 

Sein Potenzial versteckt der potente Japaner erst gar nicht wirklich. Da sticht vor allem der mächtige Heckflügel ins Auge, dessen Spitzen an der Seite keck beim Blick in die Außenspiegel ragen. Ebenso lässt der große Heckdiffusor mit den zwei Doppelendrohren keine Zweifel an der puren Performance aufkommen. An der Seite fallen die unteren Schweller und die „Kieme“ im breiter ausgestellten Kotflügel sowie die Luftauslässe im oberen Radkasten auf. Da fällt die Front fast schon dezent aus. Bis auf den Splitter und das andersfarbige Kühlgitter ohne Blenden ist der Civic Type R dem normalen Civic hier fast wie aus dem Gesicht geschnitten.

 

Der 2,0-Liter Turbomotor erweist sich als so drehfreudig wie ein Sauger. Die Höchstleistung gibt er bei 6.500 U/min ab und setzt den tiefen roten Bereich 500 U/min später. Das max. Drehmoment stemmt der Honda bereits ab 2.500 Touren. So baut das Triebwerk ab 2.000 Umdrehungen spürbar Druck auf, erlaubt aber auch Stadtfahrten im fünften Gang bei etwas über 50 km/h und 1.500 U/min. Ab 4000 Touren wird es recht laut im Fahrgastraum. Dabei breitet der dynamische Japaner einen sonoren Bass als Klangteppich aus. 7,3 Liter Normverbrauch auf 100 Kilometer nennt Honda. Bei Autobahnrichtgeschwindigkeit meldete der Computer bei uns etwas über 5,0 Liter. Bei sportiver Fahrweise überschreitet der Kraftstoffkonsum aber sicher auch die einstellige Anzeige locker.

 

Dem Motor angepasst ist das Getriebe mit den nur 40 Millimeter langen Schaltwegen. Die Gassen sind eng geführt, so dass die Ganganzeige durchaus Sinn macht. Sie liegt ebenso wie der Tachometer etwas höher als der große analoge Drehzahlmesser und gut im Blick. Ein Head-up-Display erübrigt sich da. Ergonomisch geformte Schaltgriffe hin oder her, eine Kugel als Knauf ist bei aller Einfachheit wohl immer noch mit das Beste in dieser Hinsicht, wie wir feststellen durften. Lob verdienen auch die Sportsitze mit klar tieferem Hüftpunkt, die den Fahrer im Griff haben.

 

Kein Sportwagen, der heutzutage wirklich etwas auf sich hält, kommt ohne eine Sporttaste aus. „+R“ heißt sie bei Honda. Dieser Knopf links hinter dem Lenkrad stellt den Civic für die Rennstrecken ein und die Instrumentenbeleuchtung auf Rot um. Die ohnehin schon unmittelbar reagierende Lenkung wird extrem direkt, die Gaskennlinie hochgezogen und vor allem die adaptive Dämpfung noch einmal um gut 30 Prozent gestrafft. Was für den Rundkurs wohl Sinn macht, rumpelt allerdings auf etwas schlechter gepflegten Landstraßen recht unangenehm, während ohne das zusätzliche Type R der familientaugliche Fünftürer mit üppigen 490 Litern Kofferraumvolumen durchaus komfortabel, gut federt.

 

Verlassen kann sich der Fahrer im Type R auf ein souveränes Fahrwerk. Das ESP wird extrem selten benötigt, und wenn, dann spürt man es kaum. Das schrägverzahnte Sperrdifferenzial sorgt für hohe Traktion, auch in den Kurven. Die 19 Zoll-Räder sind exklusiv von Continental für den schnellen Civic entwickelt worden. Das Multifunktionsdisplay wurde um einige spezielle Gimmicks erweitert. So lassen sich u.a. die G-Kräfte, der Bremsdruck und die Gaspedalstellung sowie der Ladedruck abrufen. Ebenfalls mit an Bord sind ein Zeitmesser für die gefahrene Runde, die Beschleunigung von null auf 100 km/h und sogar für die „viertel Meile“.

 

Wer angesichts von 34.000 Euro noch etwas Geld übrig hat, der kann sich für 2.500 Euro extra noch das GT-Paket bestellen. Es beinhaltet ein hilfreiches Navi-System, ein Upgrade für die ganze Audioanlage, einen Fernlichtassistenten und eine rote Innenraumbeleuchtung. Erkennbar ist die „Top“-Version des Topsportlers an dem kleinen roten Zierstreifen im Frontsplitter. Gut angelegt ist die Mehrausgabe aber sicher auch für ein paar Rennstreckenrunden, um das Potenzial dieses neuen Honda Civic Type R wenigstens einmal im Jahr gefahrlos testen zu können.

 

Honda hofft, angesichts des im doppelten Sinne des Wortes gebotenen Preis-/Leistungsverhältnisses nicht nur die Fans der japanischen Marke zufriedenzustellen, sondern auch einige neue Anhänger zu gewinnen. Gut 600 Einheiten des ab sofort bestell- und ab September lieferbaren Civic Type R will die Zentrale in Deutschland noch 2015 verkaufen. Das wäre nach den 2014er Zahlen immerhin jeder elfte Honda Civic. (ampnet/SW)