Im Schatten des Prager Frühlings.




Skoda 1203? Da kommt auch der eine oder andere Automobilkenner leicht ins Grübeln. Exakt 50 Jahre ist es her, dass die Tschechen auf der Maschinenbaumesse in Brünn ihren Kleintransporter erstmals zeigten. Den Frontlenker gab es beispielsweise als Krankentransporter ebenso wie als Leichenwagen und in zahllosen Varianten bis hin zum Mikrobus.

 

Bereits in der zweiten Hälfte der 1950iger startete in Vrchlabí die Arbeit an einem leichten Nutzfahrzeug mit selbsttragender Karosserie im One-Box-Design, doch erst 1968 begann die Produktion. Das Debüt am 14. September 1968 stand jedoch im politischen Schatten der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Armeen von fünf Staaten des Warschauer Pakts, die am 21. August 1968 als Reaktion auf die Freiheitsbewegung des „Prager Frühlings“ einmarschiert waren.

 

Die Karosserie des Skoda 1203 war selbsttragend, kam also ohne den bis dahin üblichen Rahmen aus. Da für das ganze Programm möglichst viele Gleichteile benutzt werden sollten, erhielt der 1203 viele bewährte Komponenten anderer Modelle der heutigen VW-Tochter. Der 1,2-Liter Vierzylinder etwa wurde aus dem 1202 abgeleitet und leistete 49 PS. Die Instrumente und die Rückleuchten wiederum stammten vom 1000 MB.

 

Die Serienfertigung startete am 20. November 1968 im modernisierten Werk Vrchlabí, parallel zu dem bis 1973 gebauten Vorgänger 1202. Am Anfang wurde der 1203 ausschließlich als Kastenwagen ausgeliefert. Bei kompakten Außenmaßen von 4,52 m Länge, 1,80 m Breite und 1,90 m Höhe bot der Wagen einen 5,2 Kubikmeter großen Laderaum. Als Spitze wurden 90 km/h angegeben, der Verbrauch lag bei 11 Litern auf 100 km. Eine Blechwand mit Sichtfenster trennte die 2-sitzige Fahrerkabine vom Laderaum. Eine breite seitliche Schiebetür sowie die horizontale Klappe am Heck gaben den großen Laderaum frei.

 

Bis 31. Dezember entstanden 192 Lieferwagen und zudem 3 Mikrobusse mit Rundumverglasung. Etwas später erweiterte Skoda dieses Angebot.

 

Der Skoda 1203 wurde ausschließlich an den „sozialistischen Sektor“ verkauft, also an staatseigene Unternehmen oder Genossenschaften. Privatkunden mussten sich gedulden, bis diese Fahrzeuge ausgemustert und als Gebrauchtwagen angeboten wurden. (ampnet/TX)