Infiniti Q30: A-Klasse nur in viel schöner!


Was Lexus für Toyota, ist Infiniti für Nissan. Als Toyota 1989 seine neue Premiummarke mit der Luxus-Limousine LS 400 an den Start brachte, konterte Nissan direkt mit seinem Premiumlabel Infiniti und deren Q45, einer Oberklasselimousine. Während Lexus bereits Mitte 1990 den Weg nach Europa fand, entschloss sich Nissan erst 2008 zu diesem Schritt.

Infiniti Q30

Auf dem deutschen Markt mühen sich beide Premium-Japaner eher ab. Nun bringt Infiniti mit dem Q30 seinen Vertreter der Kompaktklasse an den Start, der das Blatt wenden soll. Dank der sehr engen Kooperation zwischen Nissan/Renault und Daimler steckt jede Menge Mercedes A-Klasse unterm Blech des Infiniti. Und das ist auch gut so.

 

Wie hoch die Trauben für Importeure im Bereich der Premiumanbieter auf dem deutschen Markt hängen, zeigt ein Blick in die KBA-Statistik. 2015 wird Infiniti deutlich unter 1.000 Neuzulassungen bleiben, Lexus schafft diese Marke, aber nicht nennenswert. Werte, die Mercedes, Audi und BMW in jeder Woche übertrumpfen. Infiniti sieht nun seine Chancen im Segment der Kompakten. Es ist und bleibt das größte Segment auf dem deutschen Markt. Da müsste doch gegen die deutsche Konkurrenz noch was gehen? Weltweit gesehen ist Infiniti nämlich ein Erfolgsmodell.

 

Die enge Verwandtschaft zur A-Klasse sollte dem 4,43 Meter langen Q30 von Infiniti behilflich sein. Die Plattform entspricht der der neuen A-Klasse, die Motoren haben sich bei den Schwaben bereits oft bewährt. Infiniti setzt auf drei Benziner mit 122 PS, 156 PS und 211 PS, immer in Verbindung mit Allradantrieb, und zwei Selbstzünder mit 109 PS bzw. 170 PS. Die Preise beginnen bei den Benzinern bei 24.200 Euro, für einen Q30 mit Diesel sind mindestens 26.250 Euro fällig.

 

Natürlich hören es die Entwickler bei Infiniti nicht gerne, wenn die Rede auf die Plattform der A-Klasse kommt. Die „technische Verwandtschaft“ heißt das im offiziellen Sprachgerbauch. Doch auf die Frage „Weißt du wie viel Sternlein beim Q30 stehen?“, reicht als Antwort ein Blick unter die Motorhaube. Da findet sich der Stern diskret auf vielen Komponenten und Nebenaggregaten wieder. Auch bei Knöpfen und Bedienelementen im Innenraum, wie für Klima oder Sitzverstellung, finden sich Bekannte.

 

Beim Design geht Infiniti aber ganz eigene Wege. Die Gefahr die beiden ungleichen Geschwister auf der Straße zu verwechseln, tendiert gegen Null. Der Japaner wirkt vor allem ab der B-Säule harmonischer, mit dem flacheren Heckabfall, der für eine Coupé-artige Linie sorgt. Zwar ist der Infiniti mit 1,48 Meter genau so hoch wie die A-Klasse, die Bodenfreiheit ist jedoch höher, ebenso der Hüftpunkt für Fahrer und Beifahrer. Dies bewirkt eine flache, gestreckte Seitenlinie und bessere Sitzposition. Der selbstwusste Grill sorgt für Markenidentität, die zackige Linienführung der B-Säule soll beim Q30 am Ende bewusst polarisieren.

 

Der Innenraum ist jedoch die wahre Schokoladenseite. So viel Premium war in der Kompaktklasse selten. Das Design überzeugt, ebenso wie die Qualität der verwendeten Materialien und natürlich deren Verarbeitung.

 

Bei den aktiven Qualitäten haben sich die Entwickler eindeutig für eine komfortable Ausrichtung entschieden. Die Federung absorbiert kurze Stöße, Querfugen wie lange Fahrbahnwelle beeindruckend. Ebenfalls überzeugend ist das geringe Geräuschniveau. Der Infiniti Q30 bewährt sich nach wenigen Kilometern als begabtes Langstreckenfahrzeug, sorgt wegen seiner kompakten Außenmaße aber selten für Schweißtropfen in der Innenstadt. Zumal die markanten Kanten auf den Kotflügeln für eine gute Übersicht sorgen, die man nur noch sehr selten hat.

 

Bei der ersten Ausfahrt erwies sich der Diesel mit 2,2 Liter Hubraum und 170 PS als überaus souveräne Motorisierung, zumal bei dieser Version die Kraft grundsätzlich über alle vier Räder auf die Straße kommt. Das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Stufen verwaltet die Antriebskraft so dezent und zurückhaltend, dass der Gedanke gar nicht erst entsteht, etwas anderes als den Automatikmodus zu nutzen. Natürlich erreicht der Verbrauch in der Praxis nicht den Normwert von 4,9 Litern, aber die 6,5 Liter, die der Bordcomputer nach rund 300 Kilometer mit Stadtverkehr und kurvigen Landstraßen anzeigt, sind angesichts der Leistung stimmig.

 

Wo ist denn nun der Haken an diesem Infiniti? Das Fahrzeug selbst gibt sich kaum Blößen. Die Marke selbst hat freilich noch Hausaufgaben zu erledigen. Das deutsche Händlernetz umfasst bislang gerade einmal nur sechs Betriebe. Und damit lässt sich kein nachhaltigerer Käuferzuspruch generieren. Doch die Franko-Japaner mit schwäbischem Partner sind aktiv dabei, die erforderlichen Hausaufgaben in Angriff zu nehmen. Wie Sprecher Andreas Maenner versichert: „Wir arbeiten mit Hochdruck am Ausbau unseres Vertriebsnetz. Schon 2016 wird sich eine Menge tun“. Bestellungen für den Q30 nehmen die Händler ab sofort entgegen, die Produktion im englischen Sunderland nimmt derzeit Fahrt auf, sodass die ersten Fahrzeuge im Januar 2016 schon kommen... (ampnet/SW)