Jeep Trailcat:


Ist Frankenstein unter die Autoschrauber gegangen? Irgendwie kommt einem das Monstrum bekannt vor, wahrscheinlich liegt es an den sieben Schlitzen im Kühlergrill. Oder ist ein Jeep Wrangler einfach in einen mit Zaubertrank gefüllten Pool gefahren? Nichts von beidem. Mit Concept-Cars zeigen Autohersteller, was geht. Beim Jeep Trailcat geht sehr viel!

Jeep Trailcat

Das liegt in erster Linie daran, dass unter der quietschgrünen Haube ein Motor bollert, der die Bezeichnung „Höllenmaschine“ verdient. Er stammt aus dem Dodge Charger Hellcat, jenem Brutalo-Coupé, mit welchem Chrysler vergangenes Jahr seine neue Interpretation eines Muscle Cars vorstellte. Der Achtzylinder schöpft aus 6,2 Litern Hubraum, und als wäre das noch nicht genug, macht ein Kompressor den Kolben ordentlich Dampf. 880 Nm Drehmoment, mehr als doppelt so viel wie im Wrangler mit V6 aus der Serie, geben nur eine Ahnung von der Urgewalt.

 

Doch vor der Fixierung des Fahrers per 5-Punkt-Gurt an der spartanisch gepolsterten Rennschale ist eine kleine Kletterpartie notwendig. Der Verzicht auf Türen sollte den Zustieg eigentlich erleichtern, tut er aber nicht, weil der Karosserieausschnitt hüfthoch über dem Boden beginnt. Auch sonst sind rund um die Passagiere nur wenige Blechteile zu sehen. Gut, der Käfig aus armdickem Stahlrohr soll wohl so etwas wie Vertrauen einflößen, aber dass es statt eines Daches nur eine gespannte Zeltbahn gibt, hat spezielle Gründe: Im US-Bundesstaat Utah, wo das Einzelstück seine Heimat hat, ist Sonnenschutz wichtiger, Regen eine Seltenheit...

 

Die Orientierung im Cockpit des Freiluft-Boliden ist erstaunlich einfach, entspricht es doch weitgehend dem Wrangler-Ambiente. Ein Automatik-Getriebe gibt es aber nicht, denn zur Übertragung der überbordenden Durchzugskraft hätte man sich wohl im Iveco-Regal umschauen müssen. Die Schlüsseldrehung weckt das V8-Orchester, das mit sonorem Bollern Arbeitsbereitschaft signalisiert. Doch fast wird der Big-Block-Klang von einem schneidenden Zirpen übertönt. Das hochfrequente Störgeräusch kommt von der Benzinpumpe, die komplett damit zu tun hat, das durstige HEMI-Aggregat mit seinem Lebenselixier zu versorgen. Da, wo andere Autos ihre Rücksitze haben, ist der 70 Liter-Tank montiert. Der schwarze Quader könnte auch für ein Zusatzgewicht gehalten werden.

 

Feinmotorisch sensible Fußgelenke sind hilfreich, will man nicht mit einem heftigen Satz springen. Gefühlt hat das Kupplungspedal einen Weg von nicht mehr als 5 Zentimetern, dafür jagt der Gashebel die Drehzahl der Kurbelwelle schon bei geringstem Druck hoch. Die 39 Zoll-Reifen geben ihr Bestes, wenigstens einen Teil dieser Urgewalt an den Boden weiter zu geben. Da keinerlei Traktionshilfe die Räder stoppt, ist das Monster bei etwas mehr Gas im Nu per Staubwolke verschwunden.

 

Es ist ein Heidenspaß, diese große Ausgeburt von Tollkühnheit und Ingenieurskunst über die Piste zu jagen. Selbst die Benzinpumpe nervt nach kurzer Zeit nicht mehr, man muss einfach nur immer richtig Gas geben, dass sich Motorensound und Windgeräusche die Waage halten. Man kann sich gut vorstellen, dass es auch hierzulande nicht wenige Jeep-Fans gibt, die bereitwillig ihren letzten Sparstrumpf leeren würden, um so ein Ungetüm ihr Eigen zu nennen. Doch ein angemessenes Freigehege müssten sie zur artgerechten Haltung dieser Katze gleich mit erwerben, ein Betrieb im öffentlichen Verkehr ist illusorisch. (ampnet/SW)