Kia cee’d GT Track: Unnötiges Muskelspiel!


Keine Marke, die etwas auf sich hält, kann es sich heute noch leisten, ohne sportliches Kompaktmodell ins Rennen um die Publikumsgunst zu gehen. Bei Kia übernimmt der cee’d GT diese ehrenhafte Aufgabe. Vom Facelift im vergangenen Herbst fährt der kompakte Südkoreaner jetzt zu unserem Alltagstest.

Kia cee’d GT Track

2 Fraktionen balgen sich um die Führung in der Kia-Verkaufsstatistik: Die einen folgen dem SUV-Trend, die anderen sehen in der Vielseitigkeit eines Kompakten ihr Heil. So war das Modell cee’d vergangenes Jahr in Deutschland fast so beliebt wie der Sportage. Immerhin 8,3 Prozent der cee’d-Käufer wiederum entschieden sich für einen GT, der mit 204 PS Leistung zwar nicht ganz das Niveau des Klassenprimus VW Golf GTI erreicht, jedoch mit einem Basispreis von 24.990 Euro fast 5.000 Euro unter dem des Volkswagens liegt. Die 7 Jahres Garantie ist gar einmalig!

 

Optisch legt der geliftete cee’d GT einen starken Auftritt hin. Die nach hinten extrem ansteigende Gürtellinie vermittelt ohnehin schon eine recht ordentliche Portion purer Dynamik, dazu kommen bei diesem Modell die serienmäßigen 18 Zoll-Leichtmetallfelgen, die rot lackierte Bremssättel durchschimmern lassen. Gegenüber der Basis sind die Bremsscheiben vorn auf 320 mm Durchmesser vergrößert. Die Seitenschweller lassen den 5-türer optisch satter wirken und die neu gestaltete Frontpartie mit 2x4 LED-Spots als Tagfahrlicht signalisiert im Rückspiegel ein solideres Selbstbewusstsein...

 

Im Innenraum verleiht der cee’d GT seinem sportlichen Anspruch durch serienmäßige Sportsitze von Recaro Ausdruck, dazu durch das unten abgeflachte Lenkrad sowie rote Kontrastnähte z.B. am Lenkradbezug. Alu-Pedale und Einstiegsleisten aus dem gleichen Material ergänzen das Fitness-Outfit. Die genarbten Oberflächen sehen edel aus, leider birgt die stark geneigte Frontschreibe trotz dunklen Interieurs die Gefahr, die Frontpassagiere durch Spiegelungen zu nerven. Richtig bunt geht es im zentralen Display zu, wird die „GT“-Taste am Lenkrad betätigt. Die ganz normale Tachoskala wird dann durch eine orange, völlig digitale Anzeige ersetzt, links und rechts flankiert von einer blauen und einer roten LED-Säule, die über Drehmoment und Ladedruck informieren. Grün sind die auffälligen Schaltempfehlungen und die Statusanzeige für die Cruise-Control. In Weiß werden die Fahrdaten zu Verbrauch oder Reichweite angezeigt. Das mag überladen wirken, ist aber kontraststark, informativ.

 

Die Drehmoment-Skala reicht zwar bis 300 Nm, doch der offizielle Wert im Datenblatt liegt bei 265 Nm und wird ab 1.500 Umdrehungen erreicht. Das bedeutet, dass der 1,6 Liter große Vierzylinder kraftvoll und flüssig aus den Drehzahl-Niederungen heraus zieht, begleitet vom deftigen und satten Motorgeräusch, das durch eine steuerbare Doppelauspuffanlage orchestriert wird. An ihr vollzieht sich der zweite Effekt der „GT“-Taste: Die Schallkulisse wird deutlich rauer, sportlicher Sound für sportliches Fahren. Dass sich gleichzeitig die Kennlinie des Gaspedals veränderte, war nicht merkbar.

 

Bei herzhaftem Beschleunigen kann der kernige Sound als akustisches Beiwerk noch gefallen, für den Dauerbetrieb bei Langstreckenfahrt auf der Autobahn ist der GT-Modus nicht geeignet. Schon bei 130 km/h wirkt die kernige Klangfarbe eher lästig. Für entspanntes Reisen sollte man also lieber auf die sportliche Attitüde verzichten. Dann erlebt man, dass bei 200 km/h nicht der Motor, sondern der Fahrtwind die Schallquelle ist.

 

Der Testverbrauch von 9 Litern je 100 Kilometer geht völlig in Ordnung. Immerhin handelt es sich um ein leistungsorientiertes Gefährt mit 230 km/h Spitzengeschwindigkeit, da sind 1,6 Liter über der Prospektangabe für den Normverbrauch hinnehmbar. Beim Vergleich mit dem NEFZ-Wert des 2,0-Liter Motors im Golf GTI schneidet der Kia allerdings nicht mehr so gut ab: Das kleinere Zylindervolumen zahlt sich nicht in Spritersparnis aus und der Normverbrauch des Südkoreaners liegt 1,4 Liter über dem des Wolfsburgers. Hier kommt die fehlende Start-Stopp-Automatik ins Spiel, mit der sich in Zukunft beim Kia cee’d sicher noch ein paar Zehntel herausholen ließen.

 

Das Fahrwerk des GT ist zwar sportlich abgestimmt, ohne aber durch übertriebene Härte aufzufallen. Dass Kopfsteinpflaster nicht sein Geläuf ist, macht er unmissverständlich deutlich, ohne aber den Komfort für die Insassen zu vernachlässigen. Die 6-Gang-Handschaltung ist knusprig. Die Lenkung könnte man sich etwas direkter und griffiger vorstellen. Die Servo-Unterstützung sorgt zwar dafür, dass der Kraftaufwand denkbar gering ist, dadurch verliert sie aber auch an Gefühl und Rückmeldung...

 

Seinen Erfolg auf dem deutschen Markt hat Kia wesentlich einem hohen Ausstattungslevel zu verdanken. Der cee’d ist ein weiteres Beispiel für diese Politik, im GT Track sind für nur 27.990 Euro u.a. diese Merkmale inkl.: Xenon-Scheinwerfer nebst Reinigungsanlage, Abbiege/Kurvenlicht, Nebelscheinwerfer, Navi-System, Smart-Key, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera, Digitalradio, Sitz- und Lenkradheizung, automatisch abblendender Innenspiegel, 2-Zonen-Klima, Verkehrszeichenerkennung und Parksensoren. (ampnet/SW)