Länge läuft in München.




Als die ersten Details zur 8er-Reihe von BMW durchsickerten, wunderten sich Beobachter über die ambitionierte Neupositionierung. Die Baureihe ersetzt die seit den 70igern etablierte 6er-Reihe; mit der neuen Kennung schien BMW die Baureihe oberhalb der 7er-Reihe zu positionieren. Jetzt kommt die viertürige Ableitung des 8er auf den Markt, das Gran Coupé.

 

Lagen zwei- und viertüriges Coupé bei der 6er-Reihe noch relativ dicht zusammen, hat BMW beim 8er die Spreizung vergrößert. Das zweitürige Coupé bewegt sich optisch weiter in Richtung Sportwagen, der viertürige Coupé gewinnt hingegen deutlich an Länge und liegt im Radstand jetzt zwischen 5er und kurzem 7er. Mit 5,08 m Länge und 1,93 m Breite zeigt sich das 8er Gran Coupé also mit echtem Gardemaß.

 

Stilistisch wirkt das 8er Gran Coupé sportlich und gestreckt, dabei jedoch unruhiger als der direkte Vorgänger. Der angedeutete Luftauslass hinter der Vorderachse ist lediglich eine Attrappe, und eben der Heckabschluss wirkt unruhig. Schade finden wir, dass die elegante dritte Bremsleuchte, die den Vorgänger zierte, auf ein konventionelles Maß geschrumpft ist.

 

Der Längenzuwachs kommt fast ausschließlich den Fondpassagieren zugute, während der Kofferraum mit 440 Litern sogar etwas geschrumpft ist. Hinten ist spürbar mehr Platz als im Vorgänger, und dank reichlich Knie- und Kopffreiheit lassen sich auch Langstrecken gut meistern. Mit einer Chauffeurlimousine sollte man das 8er Gran Coupé allerdings nicht verwechseln... Und dass BMW dieses Modell als Fünfsitzer zugelassen hat, sollte niemanden dazu verleiten, dieses Coupé ernsthaft auf Strecke als solches zu interpretieren: Der kompliziert zu bedienende mittlere Gurt ist gut versteckt, und die voluminöse Fondkonsole zwingt den Pechvogel auf dem Mittelplatz, mit gespreizten Beinen je einen Fuß im linken sowie einen im rechten Fußraum zu verstauen. Oldschool?

 

Die Armaturentafel ist wie beim 6er eigenständig gestaltet; sie wirkt für einen aktuellen BMW sehr modern. Die Instrumentierung unterscheidet sich jedoch kaum noch von den anderen Baureihen. Besonders elegant wirken übrigens die optionalen Bedienelemente in Rauchglas-Optik hier.

 

Einstiegsmotorisierung des 8er Gran Coupé ist ein turboaufgeladener 3,0-Liter Reihensechszylinder, der stolze 340 PS leistet. Damit sprintet das Coupé in nur 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, bei 250 km/h wird abgeregelt. In der Praxis zieht der 840i sauber durch; die Sprints sind sehr gut, und nicht brutal. Der Sechszylinder spricht spontan an, wobei die 8-stufige Automatik von ZF stets die ideale Übersetzung findet. Der Zyklusverbrauch laut BMW: 7,2 Litern pro 100 km.

 

Während das 8er Gran Coupé auf glatten Straßen souverän seine Bahn zieht, kommt es auf kurzen Bodenwellen immer wieder zu ausgeprägten Vertikalbewegungen. Die Fahrwerksabstimmung und Stabilitätskontrolle lassen die große Limousine trotz serienmäßigem Sportdifferential wenig kurvengierig wirken, und die für einen BMW sehr erfreulich leichtgängige Servolenkung wirkt ebenso wie diese mit großem Pedalweg agierende Bremse etwas gefühllos. Wer das BMW 8er Gran Coupé wirklich als ein sehr gutes Langstreckenfahrzeug nutzt, sollte sich auch den 840d mit 320 PS starkem 3,0-Liter Diesel ansehen. Mehr an Längsdynamik bietet wiederum der mit 530 PS sehr viel stärkere und emotionalere M850i, und es wird zudem auch noch definitiv ein M8 Gran Coupé kommen. (ampnet/TX)