Leuchtendes Vorbild zart gedimmt.




393 Neuzulassungen registrierte das KBA im letzten Jahr vom BMW i8. Nur jedes vierte Fahrzeug davon wurde privat gekauft, ein Teil dürfte auf Händler entfallen und ein anderer Teil auf den Hersteller selbst, der ein Interesse daran hat, das Auto auf den Straßen zu sehen. Ist der Hybrid-Sportler den Deutschen zu fortschrittlich?

 

Der BMW i8 kostet laut Liste 130.000 Euro. Gemessen am Konzept, der Karbon-Bauweise und dem Hybrid-System fast ein Schnäppchen. Woran liegt es also, das andere Sportwagen in diesen PS- und Preisregionen ohne Mühe vierstellige Verkaufszahlen erreichen, der i8 aber nicht?

 

So richtig daran geglaubt hat niemand, als BMW ankündigte, aus dem 2009 gezeigten Concept-Car „Vision Efficient Dynamics“ würde binnen 38 Monaten ein Serienfahrzeug. Nicht nur das trat ein, sondern es wurde auch noch mit erstaunlich geringen Veränderungen realisiert. Die Fakten der Technik lauten: E-Motor auf der Vorderachse, Dreizylinder-Benziner hinter der Passagierkabine, Lithium-Ionen-Akku für das rein elektrische Fahren und Aufladen an der Steckdose. Nimmt man hier den mit Range Extender ausgestatteten BMW i3 zum Vergleich, ist die Anordnung der wichtigsten Bauteile praktisch identisch.

 

Spektakulär sieht es aus, wenn die Flügeltüren des i8 hoch schwingen. Die breiten Schweller der Karbonzelle verlangen, dass man sich einen anderen Bewegungsrhythmus zum Einsteigen angewöhnt als sonst. Das verlangt Übung, ist aber schnell erlernt und man kann elegant in die Sitzschalen gleiten. Was die Insassen wahrnehmen, ist wahrscheinlich nicht weit von dem entfernt, was William Shatner alias Captain Kirk beim ersten Drehtag zur „Enterprise“ erlebt haben muss. Das Cockpit-Styling ist nicht weniger aufregend als die Außenhülle, elegante Schwünge und lichte Abdeckungen, das Design der Anzeigen ändert sich nach Modus, natürlich sind Lade- und Reichweitenanzeige im Pilotenblickfeld...

 

Gut, dass es vertraute Elemente gibt wie den Getriebe-Wählhebel und den Dreh-Drück-Steller für die iDrive-Bedienung. Das Navi markiert in grünen Linien den Radius, der mit der aktuellen Batterieladung erreicht werden kann. Die Sitzschalen sind äußerst bequem, gut zu justieren und seitenstabil genug, um den Passagieren auch bei rasanterer Fahrt ein sicheres Gefühl zu vermitteln. Für ein Sportcoupé herrschen geradezu üppige Platzverhältnisse in dem Bayern.

 

Die Reichweite des ganzen Energievorrates, im normalen Tank befinden sich mindestens 30 Liter Kraftstoff, bei kostenpflichtiger Bestellung des größeren Behälters 42 Liter, gibt BMW mit max. 600 Kilometern an. Das dürfte für die Fahrt zur nächstgelegen Küste oder Bergregion reichen. Was nicht reicht, will man länger als 2 Tage bleiben, ist der Kofferraum. Das 154 Liter Fach ist schmal und man muss die Taschen hieven.

 

Von zartem Pfeifen untermalt, rollt der i8 los, der E-Motor schiebt mit 250 Nm ab der ersten Umdrehung an. BMW hat dem E-Motor ein 2-Gang-Getriebe spendiert, damit vom Anfahren bis zur elektrisch möglichen Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h gleichmäßiger Zug sichergestellt werden kann. Hat der Fahrer keinen anderen Modus vorgewählt, schaltet sich der 231 PS starke Verbrenner bei 65 km/h automatisch zu. Seine Kraft verarbeitet eine 6-Gang-Automatik.

 

Nun wird im Sportwagen-Segment jedoch mit anderer Währung gezahlt, als z.B. im Umfeld des i3. Sie heißt „Performance“ und will ein optisch rassiger Zweisitzer dort mithalten, braucht es Biss und Ausdauer. Und BMW selbst hat den Wagen zum Öko-Sportler erklärt hat, Genuss ohne Reue also, ein dynamisches Ausnahme-Talent mit grünem Anstrich.

 

Der BMW i8 ist ein faszinierendes Coupé und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, die hohen Ansprüche sportlichen Fahrens mit denen der Umweltverträglichkeit zu versöhnen. Dass er es nicht in allen Disziplinen mit den konventionell angetriebenen Vertretern seiner Leistungsklasse aufnehmen kann, hat seinen Grund u.a. darin, dass die Konkurrenz ein paar Jahrzehnte länger Zeit hatte, ihre Produkte zu optimieren. Als ein Vorbild für kommende Generationen hochdynamischer und -effizienter Sportwagen taugt der Bayer aber doch. (ampnet/TX)