Lexus RX 450h L: Mehr Komfort durch Länge!


Der RX ist das große SUV von Lexus, der noblen Tochter von Toyota, die auf vielen Märkten recht erfolgreich unterwegs ist und nur bei uns nie wirklich aus den Startblöcken gekommen ist. Vom RX hat der japanische Autobauer seit seiner Einführung 1988 insgesamt mehr als 2,7 Millionen Exemplare verkaufen können, in Europa waren es 250.000 Einheiten.

Lexus RX 450h L

Lexus


Aber in Deutschland bewegen sich die Zulassungszahlen der Baureihe auf homöopathischem Niveau, bei Lexus knallen die Champagnerkorken schon, wenn der Verkauf aller Modelle die 10.000 Einheiten knackt.

 

Gleichwohl war Lexus 2005 als erster Anbieter mit einer Hybrid-Version des 5-Sitzers auf dem Markt, seit 2015 sucht die aktuelle Generation den Weg zum Erfolg. Der könnte sich weniger steinig öffnen, wenn jetzt eine zusätzliche RX-Variante zu den Händlern kommt. Der RX 450h L ist das erste SUV mit sieben Sitzplätzen von Lexus in Deutschland. Kosten: Ab 67.000 Euro. Rund 8.000 Euro mehr, als für die kürzere Variante. Das Spitzenmodell der gestreckten Version in der Ausstattungsstufe Luxury Line kommt auf 79.800 Euro. Alle RX L haben einen Hybridantrieb mit einer Systemleistung von 313 PS und Allradantrieb, den ein eigener E-Motor für die Hinterachse bei Bedarf für den Fahrer/-in gerne realisiert.

 

Das Hybridsystem des langen Lexus ist identisch mit dem des kürzeren Bruders. Zwei E-Motoren, einer mit 167 PS vorn sowie einer mit 68 PS hinten und 335 Nm sowie 139 Nm Drehmoment, unterstützen den 3,5-Liter V6-Benziner tatendurstig. Sie helfen dem RX-Hybrid beim flinken Zwischenspurt auf die Sprünge oder bei mangelnder Traktion und helfen beim Konsumverzicht. Die Eigenschaft der E-Maschinen, aus dem Stand heraus ihr volles Drehmoment zu entwickeln, macht das Lexus-SUV trotz seines opulenten Leergewichts von wenigstens 2.205 kg hinreichend agil und spritzig. Das ist vor allem deshalb begrüßenswert, da der V6 ohne Aufladung und Direkteinspritzung arbeitet und die max. Durchzugskraft von 335 Nm erst bei 4.600 Touren erreicht. Für die Energieversorgung der E-Motoren ist ein Nickel-Metallhydrid-Akku zuständig, die unterwegs vom Generator des Verbrennungsmotors oder durch die Umpolung der elektrischen Antriebsmotoren im Schubbetrieb immer geladen wird.

 

Die Systemleistung von 313 PS reicht für eine Sprintzeit von 0 auf 100 km/h in 8,0 Sekunden. Die Spitze steht bei 180 km/h, den Verbrauch im Mittel gibt Lexus mit 6,0 Litern Benzin auf 100 km an. Im realen Betrieb werden daraus schnell 8,0 Liter. In der Stadt kann der RX 450h L kurze Strecken rein elektrisch fahren. Die „EV-Taste“ auf der Mittelkonsole gibt dem E-Antrieb den Vorzug. Allerdings reicht dieser nur für allerkürzeste Distanzen, spätestens dann, wenn das Einfädeln in fließenden Verkehr auf einer Beschleunigungsspur mehr Leistungseinsatz verlangt, springt der Benziner an, weil die Energiereserven der Batterie nicht genügen. 65 Liter Benzin sind in dem Tank untergebracht, das genügt in der Regel.

 

Die Bedienung des Hybrids erfordert Konzentration. Zwar sind sehr viele Funktionen selbsterklärend und lassen sich nach kurzer Eingewöhnung mühelos kontrollieren, doch ist die Zahl der Schalter und Tasten nicht eben klein. Auch der über einen verschiebbaren Controller gesteuerte Cursor auf dem zentralen Farbmonitor findet nicht immer auf Anhieb die gewünschte Position und schießt gerne über das Ziel hinaus. Deutlich besser sind dagegen Federung und Bremsen, beide Systeme versehen unaufgeregt und sanft ihre Aufgaben, ohne vorschnell an Grenzen zu stoßen. Vergleichsweise schwergängiger ist die elektrisch unterstützte Lenkung, ohne passable Rückmeldungen von Fahrbahnbeschaffenheit und Traktionszustand zu liefern. Der RX-Chauffeur erlebt bisweilen einen vom eigenen Fahrzeug deutlich entkoppelten Zustand des Daseins.

 

Dennoch sind Komfort und Qualität gewiss die tragenden Argumente, die einen Käufer des SUV-Hybrids überzeugen können. Die Verarbeitung ist nahezu perfekt, die Materialwahl überzeugend und die Ausstattungen beeindruckend. Verkehrszeichenerkennung etwa, Fernlicht-Assistent, Spurhaltewächter und Pre-Crash-Safety gehören bei allen Versionen zur Serie. Leichtmetallräder gibt es sowieso, den Fahrmodusregler und das Audiosystem auch. Selbst elektrisch verstellbare Sitze finden sich schon im Basismodell. All dies sind Posten, die bei Audi, BMW oder Mercedes für teures Geld extra geordert werden müssen. Daher erwartet Lexus im Modellmix auch einen entsprechend hohen Anteil von höherwertigeren Ausstattungen. Lediglich 5 Prozent der Kunden würden sich für die Basis entscheiden, so die Prognose. 60 Prozent wählen die Luxury Line, 35 Prozent die Executive-Ausführung. An der RX-Modellreihe soll der lange RX etwa 20 Prozent Anteil haben und so das Volumen der Baureihe beträchtlich erhöhen. Unterdessen fehlen dem Lexus-SUV Tugenden, die in dieser Klasse schlichtweg erwartet werden dürfen, obwohl sie nicht unbedingt gebraucht werden. Mit der Offroad-Tauglichkeit ist es nicht weit her, und als Zugfahrzeug taugt der RX 450h L gleich gar nicht. Für den Anhängerbetrieb gibt ihm Lexus nicht einmal die Erlaubnis. (ampnet/SW)