MAN springt in die VW-Lücke.




Wenn es mit dem Volkswagen nicht funktioniert, dann geht man eben mit kooperativeren Partnern eine Liaison ein. Der Crafter würde als Basis für Kastenwagenausbauten oder als Plattform für teilintegrierte Reisemobile funktionieren. Doch der Austausch gestaltet sich scheinbar schwer, die Reisemobilhersteller greifen daher gern auf den MAN TGE zurück.

 

Also auf das Schwestermodell des VW Crafter!

 

Gefertigt wird der TGE auf der gleichen Fertigungslinie wie der Crafter, nur dort, wo es wichtig ist, ist der Löwen als Markenzeichen. Knaus hat diesen MAN als Untersatz für den teilintegrierten Van TI Plus 650 MEG genommen, motorisiert mit einem 140 PS starken 2,0-Liter Diesel kostet das knapp 7,00 m lange Reisemobil 66.890 Euro. Ab 66.890 Euro.

 

Die Formen sind mehr oder weniger gängig, das Heck mit dynamischen Blinkleuchten und einer Art Diffusor im Stoßfänger stößt auf Zustimmung statt auf Kritik. Der zweifarbige Lack passt nicht.

 

Homogener wird das Bild im Inneren. Über die elektrische Einstiegsstufe und einen weiteren Tritt gewinnt man die nötige Höhe und gelangt über die barfußfeindliche Schwelle der Tür in den Innenraum. Hier wirkt alles wie aus einem Guss. Die grauen, braunen und beigen Farbtöne schaffen eine ruhige und entspannte Atmosphäre im Wohnraum, Formteile aus dickem Teppichboden schlucken den Trittschall. Alles wirkt aufgeräumt und durchgeplant, auch wenn die Spüle in der Küche ohne Abdeckung auskommen muss. Dafür gibt es einen 142 Liter-Kühlschrank und einen Gaskocher mit zwei Flammen. Stauraum und Platz gibt es im Überfluss, die Anrichte lässt sich mit einer klappbaren Erweiterung gar vergrößern. Auch ein Fach zum Stehendtransport von Flaschen hat der Oberschrank der Pantry, die Schubladen in dem Bock gleiten sanft, weil rollengelagert heraus und hinein, verriegeln sich flüsternd komplett automatisch.

 

Gegenüber steht die Dinette mit einer sitzgurtbewehrten Bank und Tisch, der sich über einen Unterbau vergrößern lässt. Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich aber nur gegen Aufpreis in die Sitzgruppe drehen. Oben gibt es nur einen Dachstaukasten dafür aber viele offene Ablagen, die ihre Inhalte dank einer üppigen Rüttelkante sicher bewahren. Ein Midi-Heki im Dach bringt Sonne und Luft. Das Beleuchtungskonzept ist stimmig und lässt sich mit mehreren Multischaltern, mit denen von verschiedenen Stationen des Wohnraums aus über hell und dunkel entschieden werden kann, ebenso einfach wie funktional bedienen.

 

Auf dem Weg nach hinten kommt der Waschraum, der per Lamellentür geschlossen werden kann. Die Kassettentoilette ist gut platziert, auch die Höhe ist angemessen. Gleiches gilt für das Waschbecken. Nur wer die Dusche in Betrieb nehmen möchte, muss umbauen. Denn dann wird die komplette Rückwand der Nasszelle nach vorne geschwenkt, sie verdeckt dann den Lokus und stellt eine ausreichende Fläche für die Körperpflege bereit. Dies gilt auch für den Stauraum und die Ablageflächen.

 

Das Ende bildet das Schlafzimmer mit längs verbauten Einzelbetten. Die haben die wahrhaft stattlichen Maße von 2,01x0,8 m, aber den Nachteil, dass ihre Matratzen am Fußende breiter als der Unterbau sind. Vor dem Schlaf leisten die Leseleuchten gute Dienste bei der Nachtlektüre, für Luft und viel Licht sorgt hier eine extra lange Dachhaube. Stauraum gibt es zur Genüge. USB- und 230 Volt-Steckdosen wurden im Schlafbereich nicht vergessen. Man fühlt sich definitiv wohl.

 

Unter Opulenz leidet der Knaus Van TI Plus nicht, zumindest nicht beim Gewicht. Reisefertig und mit einem für ein Wochenende angemessenen Frischwasservorrat zeigt die Waage 3.060 kg an. Bis zum Erreichen des zulässigen Gesamtgewichts bleiben also 460 kg, die genügen sollten... Allerdings lädt die große Heckgarage, die von beiden Fahrzeugseiten aus zugängig ist, auch zur Mitnahme schwererer Ausrüstung ein. Selbst E-Bikes kommen hier mühelos unter, zum sicheren Transport.

 

Der MAN TGE fährt sich angenehm und ruhig. Für Fahrkomfort sorgt die serienmäßige Luftfederung der Hinterachse, selbst miese Landstraßen mit ihren zahllosen Asphaltflicken-Teppichen verlieren ihren Schrecken. Vor allem aber knarzt und knackt es nicht in Auf- und Einbauten, auch die Kombi-Rollos von den Fenstern halten Ruhe. Mit 2,20 m Breite stellt der Teilintegrierte keine besonderen Herausforderungen an den Fahrer, zumal der Aufbau kaum breiter ist als das Fahrerhaus. Der Verbrauch liegt mit 11,3 Litern Diesel auf 100 km im Mittel auf üblichem Niveau. Die Abgasreinigung gelingt per SCR und Adblue.

 

Eine Besonderheit bietet der MAN beim Antrieb. Der Kunde bekommt für den Grundpreis angetriebene Vorderräder, der Heckantrieb kostet rund 2.000 Euro Aufpreis. Für die 4x4-Version verlangt der Hersteller dann 4.320 Euro mehr. Eine 8-stufige Automatik findet sich auch im Angebot, sie ist dann mit der stärkeren Motorvariante (177 PS) kombiniert und kostet mit dem Frontantrieb z.B. 4.070 Euro, mit dem 4x4-System 8.390 Euro. Damit verschafft sich Knaus ein Alleinstellungsmerkmal. (ampnet/TX)