Manuel Reuter: „Es geht darum, die richtige Struktur aufzubauen“.




Insgesamt 203 Rennen hat Manuel Reuter zwischen 1985 und 2005 für die Marken Ford, Mercedes und vor allem Opel in der DTM bestritten, 1996 wurde der heute 60-jährige Mainzer DTM/ITC-Champion, 1987 sowie 2000 Vizemeister. Jetzt kehrt der zweimalige Sieger der 24 Stunden von Le Mans in die DTM zurück, als sportlicher Leiter und Teammanager des DTM-Einsteigers Grasser Racing Team (GRT).

 

Herr Reuter, hätten Sie mit einer Rückkehr in die DTM gerechnet?

 

Manuel Reuter: Ich habe in meiner Zeit im Motorsport gelernt, dass man sich alles vorstellen kann. Für mich ist diese neue Aufgabe ein weiterer Schritt, nachdem ich zuletzt schon in einer ähnlichen Position war. Und auch für GRT ist es der nächste Schritt. Das ist ein ambitioniertes Projekt, zumal ich davon ausgehe, dass das Level in der DTM höher sein wird als in der vergangenen Saison. Ich freu mich jedenfalls!

 

Wie kam es zu diesem überraschenden Wechsel?

 

Manuel Reuter: Gottfried Grasser und ich sind uns in den letzten Jahren immer mal wieder über den Weg gelaufen. Dann hat er mich angesprochen, es folgten einige Telefonate und ein persönliches Gespräch. Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns nicht nur sympathisch sind, sondern auch gleich ticken. Schließlich haben wir die Zusammenarbeit besiegelt.

 

Die DTM hat, neben zwei Siegen in Le Mans, Ihre Karriere geprägt, als Fahrer sowie später dann als TV-Experte. Jetzt die Rückkehr als Teammanager. Was reizt Sie an der neuen Aufgabe und welche Erwartungen haben Sie?

 

Manuel Reuter: Ich liebe Herausforderungen, immer schon. „Do the unexpected“ … das hat mich immer schon angetrieben. Die DTM mit den GT3-Rennwagen war der richtige Schritt und hat auf Anhieb tollen Sport geboten. Wieder ein Teil dieser DTM zu sein, wieder mitzuwirken sowie Vorstellungen umzusetzen, darauf freue ich mich sehr. Die Aufgaben eines Teammanagers heute sind nicht mehr mit denen von vor 15, 20 Jahren zu vergleichen. Ich werde viel mehr die Rolle des sportlichen Leiters haben. Es geht um die gesamte Teamstruktur, um eine offene Kommunikation im gesamten Team, um allgemeine Werte, wie wir mit den Menschen umgehen. Das ist eine umfassende, vielseitige Aufgabe. Ich habe viel gelernt, dies will ich einbringen.

 

Wie haben Sie generell die DTM 2021 verfolgt?

 

Manuel Reuter: Die DTM ist die DTM! Wenn man selbst in der DTM war, muss man die DTM auch verfolgen. Das habe ich immer gemacht. Nachdem ich meinen Helm 2005 an den Nagel gehängt habe, war ich von 2007 bis 2013 als TV-Experte immer vor Ort mit dabei und schließlich auch noch als Sprecher der damaligen DTM Driver Association gut involviert.

 

Mich beeindruckte 2021 aber das Konzept, mit einem Fahrer pro Fahrzeug. Das hat bestens funktioniert und ist weltweit ein tolles Alleinstellungsmerkmal. Und aus dem Grund sind einige Teams und Fahrer auf den Geschmack gekommen, in der DTM zu starten. Ohne Maßnahmen wie DRS oder push-to-pass, ohne diese Tools ist die DTM toll … echter Sport.

 

Teammanager, ist in der Regel eine organisatorische Herkules-Aufgabe, dazu in einem Team mit vier Autos und vier Fahrern, die höchste Ansprüche an das Team stellen. Wie werden Sie an die Aufgabe herangehen, wo wollen Sie Ihre Schwerpunkte setzen? Und welche Ziele haben Sie mit dem Team?

 

Manuel Reuter: Es geht darum, die richtige Struktur aufzubauen, Voraussetzungen zu schaffen, dass alle im Team ihr Bestes geben, und das vor allem miteinander. Es geht um die Kultur, um Werte im Team, um qualifizierte und motivierte Personen für jede Aufgabe. Da kann man viel richtig, aber auch falsch machen. Mentalität und Motivation sind sehr wichtig, das kann am Ende diesen Unterschied ausmachen. In diesem Punkt ticken Gottfried Grasser und ich völlig gleich, das haben wir schnell gemerkt. Wichtig ist auch, wie wir mit den Fahrern umgehen. Da spielen Emotionen eine große Rolle. Da profitiere ich natürlich besonders von meiner langen Erfahrung.

 

Wie bereits erwähnt, die DTM ist für GRT der nächste und absolut logische Schritt. Wir haben natürlich den Anspruch und die Ambitionen, irgendwo vorne mitzuspielen. Wir wollen auf das Podium und auch Siege feiern sowie in der Zukunft auch um die Meisterschaft kämpfen … dafür werden wir einen Schritt nach dem anderen gehen.

 

Was steht noch alles auf Ihrer To-Do-Liste bis zum ersten offiziellen DTM-Test Anfang April in Hockenheim? Was hat Priorität?

 

Manuel Reuter: Wo soll ich anfangen? Personal, Struktur, Infrastruktur, Logistik und viele, viele Basics. Dazu kommen der Aufbau der Fahrzeuge sowie das Trainieren der Performance-Boxenstopps.

 

Wie werden Sie sich organisieren, werden Sie umziehen? Immerhin liegen 220 Kilometer zwischen Ihrem Wohnort und dem Teamsitz in Knittelfeld?

 

Manuel Reuter: Ob ich mehr oder weniger Tage beim Team bin, wird sich aufgrund der Aufgaben zeigen. Ich werde mir dort sicherlich eine kleinere Wohnung nehmen. Aber ich kann auch mal nur für einen Tag zum Team fahren, so weit ist das ja nicht. Zudem leben wir im digitalen Zeitalter, in denen Zoom-Meetings auch dazu gehören.

 

Sie selbst sind mit Ford, Mercedes und mit Opel in der DTM gefahren. Nun mit Lamborghini, eine rassige Sportwagenmarke, dazu volle Werksunterstützung. Welche Emotionen löst das bei Ihnen alles aus?

 

Manuel Reuter: Lamborghini bringt Emotionen ins Thema, die bringt die Motivation für die Extra-Meile. Lamborghini ist einfach ein toller Hersteller, welchen man ruhig mit Ferrari vergleichen kann. Der Huracán ist ein Top-Rennauto, das wissen wir, und wir werden eine starke Unterstützung vom Werk erhalten. Das ist ein ganz wichtiger Baustein für unser DTM-Projekt und unsere Ambitionen. Die Tage steht mein erster Kontakt mit der Sportabteilung von Lamborghini bevor. Ich bin äußerst gespannt auf diese intensive Zusammenarbeit. (DTM/SW)