Maserati Gran Cabrio: Nicht nur fürs Wochenende!


Seit dem Aus für das Beetle-Cabrio ist es mehr oder weniger unmöglich, zu einigermaßen erschwinglichen Bedingungen mit vier Personen offen zu fahren. Gar nicht oder nur für wenige erschwingliche Möglichkeiten gibt es jedoch noch reichlich. Wir haben uns eine davon ausgesucht; das Maserati Gran Cabrio. Fast schon ein Klassiker, aus dem Jahr 2009.

Maserati Gran Cabrio

Maserati


Ein Gran Cabrio kauft man sich zum Vergnügen, nicht, weil man einen fahrbaren Untersatz braucht. 144.320 Euro nennt die Preisliste als Basis.

 

Pininfarina gehört immer noch zu den weltweit ersten Adressen, wenn es um Autodesign geht. Warum, das ist am Gran Cabrio eindrucksvoll zu sehen. Immerhin ist der 2-Türer fast 5,00 m lang und 2,00 m breit, doch nichts wirkt in den Proportionen unbeholfen. Solch ein Maserati Gran Cabrio ist ein Edelschlitten von zeitloser Eleganz, gleichgültig, ob man den Dreizack in geschlossenem oder offenem Zustand ansieht. Der tief angebrachte Frontgrill scheint die ankommende Luft verschlingen zu wollen, die sanft gewölbten vorderen Kotflügel könnten Erinnerungen an die legendären „Birdcage“-Boliden aus den 60iger Jahren wecken.

 

Dass der Maserati ein bisschen in die Jahre gekommen ist, merkt man schon bevor man einsteigt. Heute käme das Auto vermutlich mit Türen auf den Markt, die ohne Schlüsselloch auskommen. Und wahrscheinlich mit einem Schlüssel, der mittels Öse irgendwo befestigt werden kann. In der alarmgesicherten Garage des heimischen Anwesens kann er ja eh gleich im Zündschloss bleiben, denn die angeblich so moderne Praxis des Druckknopf-Startens hat im Gran Cabrio noch nicht Einzug gehalten.

 

Generell ist aber Vorsicht geboten: Eine niedrige Bauweise, die geringe Bodenfreiheit eines echten Sportwagens und 2,94 m Radstand vertragen sich nicht unbedingt mit Mulden und Rampen. Völlig unbeabsichtigte Bodenberührungen können die Folge zu großer Vorfreude auf die erste Ausfahrt sein. Die korrekte Sitzeinstellung hat man am besten bei noch geöffneter Tür erledigt, der schmale Spalt, welcher nach dem Schließen zwischen Verkleidung und Sitz bleibt, reicht nur für eine Kinderhand.

 

Doch dann kann man es „krachen“ lassen. Obwohl der Motor laut dem Hersteller 4.750 Umdrehungen braucht, um 520 Nm Drehmoment frei zu setzen, geht auch schon weit unter diesem Wert die Post ab. Untermalt von einer souveränen 8-Topf-Sinfonie schiebt der Maserati gewaltig an, wenn nötig, in 5 Sekunden auf 100 km/h. Die rein optische Qualität des Motors steht der technischen nicht nach. Man sollte eine transparente Motorhaube bestellen können, damit man auch im Stand angeben kann!

 

Um die Soundfülle in all ihren Facetten auszukosten, empfiehlt es sich, das 6-Gang-Getriebe auf manuellen Modus zu stellen und mittels Paddel Übersetzungen und Klangfarben zu variieren. Die Paddel sind traditionell fest mit der Lenksäule verbunden, was in der Eingewöhnungsphase zu Fehlgriffen an den Lenkstockhebeln führen kann. Innen ist es klassisch-edel gehalten. Wünsche nach umfangreicher Karbon-Möblierung können die Rechnung schnell um einen rund fünfstelligen Betrag erhöhen.

 

Die möglichen Fahrleistungen lassen keinen Zweifel an der Sportlichkeit des Gran Cabrios zu. Die Gewichtsverteilung und das Sperrdifferenzial sorgen dafür, dass die Hinterräder die Kraft verlustfrei auf die Straße bringen. Seinem Wesen nach ist der Luxusliner aber eher ein Cruiser als ein Sprinter. Dafür sprechen nicht nur die komfortable Abstimmung und eine Lenkung, die man sich etwas direkter und wünschte, sondern auch die Tatsache, dass die Passagiere ohne Windschott gut gegen Zugluft abgeschirmt sind. Wer sich sein Gran Cabrio mühsam zusammensparen musste, wird dankbar sein: Maserati berechnet dafür aktuell 960 Euro.

 

Weniger als das Überland gebräuchliche Tempo muss man einhalten, will man das Dach öffnen oder schließen. Viele Cabriolets lassen dies bis 50 km/h zu, beim Gran Cabrio liegt das Limit bei 30 km/h. Luft und Sonne herein zu lassen, dauerte beim Testwagen 26,5 Sekunden. Das Gefährt auch mal offen stehen zu lassen, ist zwar nicht empfehlenswert, aber möglich, denn es gibt eine elektronische Innenraumüberwachung. Sie schlägt bereits an, wenn man nur mal eine Tasche auf den Rücksitz stellen will. Ist die Segeltuchhaube verschwunden, bleiben gut 173 Liter Gepäckraum. Wochenendtrips sind folglich die wahre Bestimmung.

 

Fazit: So kurzweilig und angenehm das Fahren in Maseratis großem Cabrio ist, so sehr wünschte man sich auch zeitgemäße Lösungen. Das gilt nicht zuletzt für die Ausstattung mit Assistenzsystemen. Wer nicht auf den Euro achten muss und auf Exklusivität Wert legt, ist mit dem Wagen gut bedient. Dass man, egal wo, unterwegs ein zweites Fahrzeug dieses Typs trifft, ist nämlich selbst in Italien extrem unwahrscheinlich. (ampnet/SW)