Mazda3: Doch keine japanische Bescheidenheit!


Manchmal überraschen einen Japaner mit einem Begriff, der sich uns zunächst befremdet. Auch bei der Neuvorstellung des Mazda3 fiel so einer. Die Rede war von „optischem Lärm“. Was damit gemeint war, erschloss sich uns erst, als wir das erste Mal in dem neuen Kompakten des C-Segments saßen.

Mazda3

Mazda


Die Armaturen sind beeindruckend. Reduziert nur auf das Notwendige, zierlich, schlank und breit, gefertigt aus Materialien, die sich alle sehen lassen können, sich auch noch gut anfassen lassen und edel wirken: Leder mit Ziernaht. Und alles über die volle Breite unterstrichen von einer markanten und doch feinen Chromleiste.

 

Wo andere Aufwand treiben, geht Mazda einen anderen Weg, eben den ohne „optischen Lärm“. Dabei hat Mazda den normalen, den hörbaren Lärm ebenso gut im Griff. Der Mazda3 rollt auf gutem Asphalt fast so leise wir ein E-Auto: Windgeräusche gehen gegen null, Fahrgeräusche ebenfalls und der 122 PS-Benziner drängt sich auch nicht auf. Dank Zylinderabschaltung und 24-Volt-Mildhybridsystem arbeitet das Aggregat scheinbar mehr an der Einsparung von Kraftstoff als am Vortrieb. Ob mit der 6-Gang-Handschaltung oder dem 6-Gang-Automaten ist der Mazda3 zwar flott unterwegs, aber das mit einem Fahrwerk und in einem Design, dass mehr erwarten lässt.

 

Der Mazda3 mit dem Skyactiv-G 2.0 M Hybrid kostet 22.990 Euro. Und nun kommt es: Enthalten sind radargestützte Geschwindigkeitsregelung, Notbremsassistent, City-Notbremsassistent, Spurwechsel-Assistent, ein vollumfängliche Ausparkhilfe, Bildschirm für das MZD-Connect-System in 8,8 Zoll, Navi-System, Verbindung zu apple Car Play sowie Android Auto, Autoradio mit DAB-Empfang und 8 Lautsprechern sowie 16 Zöller, Klimaanlage und ein Head up-Display, das in die Frontscheibe projiziert, keine Billiglösung mit ausfahrendem Bildschirm.

 

Nun kommen wir noch zu den Äußerlichkeiten. Was Mazda sein „Kodo-Design“ nennt, ist ein geschickter Umgang mit glatten Flächen. Konvex geformt und ruhig bilden sie einen Körper, der Dynamik verspricht und mit Ästhetik lockt. Das zeigt sich bei der „Fastback“-Limousine überaus eindrucksvoll. Dennoch traut Mazda dieser Variante in Deutschland nicht so viel zu. 5 Prozent Anteil am Absatz soll sie bringen. Das mag auch daran liegen, dass sie nur mit einem Motor angeboten wird, einem ganz besonderen: Skyactiv-X.

 

Bei diesem Motor geht Mazda einen revolutionären Weg. Das Prinzip ist einfach. Das Gemisch in den Zylindern des Benziners wird hier so hoch verdichtet wie bei einem Diesel, bis der Benziner zum Selbstzünder wird. Die vorhandene Zündkerze hat nur die Aufgabe, den Zündzeitpunkt zu steuern. Und so wird der Benziner zum Diesotte. Der Skyactiv X soll 180 PS bieten. Die Mehrleistung steht jedem Mazda3 gut zu Gesicht, der geringere Verbrauch auch. Die Mazda-Techniker sprechen von bis zu 30 Prozent Minderverbrauch. Das ist ein Wort angesichts der Grenzwert- und Flottenverbrauch-Diskussionen in Deutschland.

 

Übrigens hat Mazda auch am Diesel gearbeitet. Der Skyactiv-D 1,8 Mild Hybrid erreicht Euro6d-TEMP nur mit einem NOx-Speicherkat, also ohne Harnstoffeinspritzung. Die Prognose für den Diesel im deutschen Markt: Mehr als 12 Prozent.

 

Ein Grund mag das Design sein. Der Mazda3 sieht nicht nach Diesel aus. Seine langgestreckte Motorhaube, das weit hinten sitzende Abteil mit einem Dach wie ein Coupés, die kleinen hinteren Seitenfenster und die breite C-Säule, der kurze Überhang hinten und vor allem auch das bemerkenswert dominante Heck sprechen viel mehr von der Freude am Fahren als von vernunftgetriebenem Fortkommen.

 

Das Heck wird Anlass zu Diskussionen geben. Solche heckbetonten Karossen kennt man von früher, z.B. bei Jensen Interceptor, dem Honda S600 oder auch bei der zweiten Generation des VW Scirocco, wo es den Namen eines Aerodynamikers trug: Kamm-Heck. Die Gegenargumente verstummten rasch.

 

Der Mazda3 wird am 22./23. April bei den deutschen Händlern stehen. Für dieses Jahr plant das Management den Absatz von 8.000 Einheiten. Danach darf es ein bisschen mehr sein, auch wenn in diesem Jahr noch das kompakte SUV Mazda CX-30 kommen soll, auf derselben Plattform und hoffentlich auch mit derselben optischen Stille und denselben guten Sitzen, wie sie im Mazda3 Einzug gehalten haben. (ampnet/SW)