Mercedes-Benz 170 V Roadster:


Im Februar 1936 stellte Mercedes-Benz mit dem 170 V nicht nur einen Urahnen der heutigen E-Klasse vor, sondern auch ein Auto, das auch nach der Pause durch den II. Weltkrieg für die Marke wieder von großer Bedeutung war und dessen bedeutende Produktion erst nach über 16 Jahren feierlich endete.

Mercedes-Benz 170 V Roadster

Am 15. Februar 1936, also vor 80 Jahren, zeigte das Unternehmen auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (die IAMA in Berlin) den grundlegend neu entwickelten 170 V (Typ W 136), ein höchst modernes Fahrzeug der oberen Mittelklasse.

 

Mit dem Mercedes-Benz 170 V hatten die Entwickler das Automobil in einem vergleichsweise kompakten Format nahezu vollständig überdacht. Die Basis dafür war ein X-Ovalrohr-Rahmen, der verwindungssteifer und außerdem 80 Kilogramm leichter war als ein damals entsprechender Kastenrahmen. Insgesamt sank das Gesamtgewicht je nach Aufbau um 100 bis 120 Kilogramm im Vergleich zum direkten Vorgänger Mercedes-Benz 170 (W 15) aus dem Jahr 1931. Für den Antrieb sorgte ein neuer Vierzylindermotor mit 1,7 Liter Hubraum und 38 PS. Dieser hatte zwei Zylinder weniger, dafür aber deutlich mehr Leistung als der vorherige Sechszylinder mit gerade 32 PS. Das große Wort des Downsizings war damals allerdings noch in keinerlei Mund. Die Höchstgeschwindigkeit stieg um gute 18 km/h.

 

Für mehr Komfort sorgte die Einzelradaufhängung, aber auch das dank des längeren Radstands großzügigere Platzangebot. Dem Mercedes-Benz 170 V wurde von vielen damaligen Fachleuten ein ruhiger Lauf und hohe Langstreckenqualitäten attestiert. Daran hatte auch die aufwändige Motorlagerung ihren Anteil. Der „Schwebemotor“, wie er damals offiziell genannt wurde, war an zwei Punkten so im Rahmen gelagert, dass die Schwingungsachse durch den kompletten Massenschwerpunkt verläuft. Das Endergebnis dieser Maßnahmen war ein Schwingungsverhalten, das wohl dem eines Sechszylinders ähnelte.

 

Der neue Mercedes-Benz 170 V war in zahlreichen Karosserievarianten lieferbar: Als zwei- und viertürige Limousine, oder gar viertürige Cabrio-Limousine, Roadster, Cabriolet A, Cabriolet B und offener Tourenwagen. Für kommerzielle Einsatzzwecke war außerdem ein Kasten-Lieferwagen im Angebot. Zusätzlich diente der 170 V als Basis für sportliche Derivate sowie verschiedene Militärversionen. Bis zum kriegsbedingten Ende der ursprünglichen Produktion im Jahr 1942 wurden exakt 91.048 Einheiten gefertigt. Damit war der 170 V das bis dahin erfolgreichste Fahrzeug der Marke mit dem Stern.

 

Nach dem II. Weltkrieg stand die Produktion der damaligen Daimler-Benz still. Doch bereits Ende 1945 erhielt das Stuttgarter Unternehmen von der Besatzungsmacht eine Produktionserlaubnis. Auf Basis des 170 V entstanden ab Mai 1946 ganz nach den Erfordernissen der harten Zeit Kasten-, Pritschen- und auch Krankenwagen. Ab Juli 1947 wurden auch wieder „normale“ Personenwagen hergestellt. Nach dem Krieg fertigte der Autobauer noch einmal 49.367 Fahrzeuge dieses Typs, bevor die Produktion im August 1953 eingestellt wurde.

 

Federführend beim 170 V war zunächst Entwicklungsvorstand Dr. Hans Nibel, auf dessen plötzlichen Tod im November 1934 in gleicher Position Max Sailer folgte. Albert Heeß war seit 1926 als Konstruktionschef und Oberingenieur für sämtliche Fahrzeugmotoren und damit auch für die Entwicklung des Vierzylinder-Motors M 136 verantwortlich, der im 170 V Verwendung fand. Für die Serienreife des neuen Mittelklassewagens war der damalige Versuchschef Fritz Nallinger zuständig. Ein sehr junger Ingenieur betreute hier das Projekt, der kein Unbekannter bleiben sollte: Rudolf Uhlenhaut. Rudolf Uhlenhaut, gebürtiger Londoner, wurde später zum Gesamtvorstand. (ampnet/SW)