Mercedes GLS: Wahrhaftige Stuttgarter Größe!


Dass SUV zu den Gewinnern der Automärkte zählen, ist bekannt. Dass Daimler in dem Markt wachsen will, zeigt der Mercedes GLS. Die Heimat sind die USA, wo Fahrzeuge gar nicht dick genug sein können. Hier zählt der Sternenträger mit 5,2 m Länge noch lange nicht zu den wahren XXL-Formaten, die kratzen schon fast an die 6,0 m.

Mercedes GLS

Daimler


Wie auch immer, der GLS kostet als 350 d 4Matic ab 85.923 Euro, der GLS 400 d 4Matic ab 90.386 Euro.

 

Die S-Klasse unter den SUV soll der große GLS sein, preist Mercedes die Tugenden an. Zunächst ist der US-Schwabe jedoch in wirklich allen Dimensionen gewachsen. Der Radstand ist um 60 mm, die Länge der Karosserie um 77 mm gewachsen. Um 2,2 cm ist der 7-Sitzer gar in die Breite gegangen. Deshalb gibt es ein spezielles Programm an Bord, das den Weg in die Waschanlage erleichtern soll. Auf Tastendruck fährt der stets mit der Luftfederung Airmatic ausgerüstete GLS in höchstmöglicher Position, was die Spurweite verringert und die Einfahrt in den Salon in vielen Fällen überhaupt erst möglich macht. Dann schließen die Fenster und das Schiebedach, der Regensensor wird deaktiviert, damit auch die Scheibenwischer sich nicht mit den Bürsten in die Haare bekommen und die Klimaanlage geht in den Umluftmodus, damit beißendes Schampoo-Odeur bei jeder Wäsche immer draußen bleibt.

 

Der größte Mercedes nutzt nicht nur die aktuellen sowie umfangreichen Assistenzsysteme der S-Klasse, das SUV will neben dem Urgestein der G-Klasse der zweite Extremsportler im Offroad-Parcour werden. Dafür gibt es ein Offroad-Paket, das für 1.760 Euro Aufpreis das serienmäßige, 9-stufige Getriebe um eine Geländeuntersetzung erweitert. Der effektive Kriechgang hilft sowohl bei Aufwärts- als auch beim Abwärtsfahren. Das Fahrwerk erlaubt Wasserdurchfahrten von mehr als 50 cm, über Stock und Stein kraxelt der GLS ohnehin.

 

Für noch mehr Geländetauglichkeit bietet Daimler das e-Active Fahrwerk an, welches jedes einzelne Rad bedarfsgerecht federt und die Fuhre mit einer Wippfunktion wieder flott macht, sollte man doch einmal im tiefen Sand sitzen. Allerdings, das geben auch die Experten aus Stuttgart zu, der Anteil jener Kunden, die solche Eigenschaften benötigen oder auch nur mal ausprobieren wollen, ist kaum messbar.

 

Praktischeren Nutzen hat für viele die hohe Anhängelast des GLS. 3.500 kg darf das SUV auf seinen Haken nehmen, dieser verschwindet mittels Knopfdruck hinterm Stoßfänger. Der Kugelkopf ist außerdem mit einem Sensor bestückt, der zusammen mit einer fein abgestimmten Software das Rückwärtsrangieren denkbar einfach macht. Einzig eine zusätzliche Rückfahrtkamera direkt am Heck jedes Trailers könnte die komfort- und sicherheitspendende Funktion toppen.

 

Die Formen des GLS lassen die Karosseriedimensionen verschwimmen. Geschickt verschleiern sie mit Radien und Linien das Format. Immerhin ist der Luftwiderstandsbeiwert verglichen mit dem Vorgänger um rund 30 Prozent auf 0,32 cW gesunken, auch wenn die Räder auf bis zu 23 Zoll zugelegt haben. Innen herrscht die aus der S-Klasse bekannte luxuriöse Atmosphäre, kuschlige Ledersitze, Ambientelicht und das Panorama des Cockpits mit seinen MBUX-Monitoren geben auch dem SUV den Stil der obersten Oberklasse. Allerdings nicht bis zum letzten Schliff. Der dicke Rahmen des Innenspiegels erinnert an die Hornbrille von Heinz Erhardt. Auch das Einsteigen ist eine anspruchsvolle Übung. Denn die Türblätter verhüllen beim GLS nicht wie bei manch anderem, weniger teuren SUV die Seitenschweller. Wer doch mal im Gelände war oder auch nur eine Regenfahrt überstanden hat, muss mit verschmutzem Beinkleid rechnen, weil der berührungslose Ein- oder Ausstieg nur schwer gelingt. Aber wie wir gelernt haben, Outdoor ist weniger das Ziel!

 

Zwei Diesel sind zunächst im Programm. Beide haben sechs in Reihe aufgestellte Zylinder und arbeiten mit 3,0 Litern Hubraum. Der GLS 350 d 4Matic bietet 272 PS und gibt 600 Nm Drehmomentspitze bei 1.200 U/min ab. Der Normverbrauch wird mit 7,9 Litern auf 100 km angegeben, von null auf 100 km/h sprintet das SUV in 7,0 Sekunden, und 227 km/h zeigt der Tacho bei Höchstgeschwindigkeit an. Der GLS 400 d 4Matic greift mit mehr Nachdruck ins Geschehen ein und erweist sich als recht empfehlenswerte Konfiguration des Antriebsstrang. 330 PS und 700 Nm sorgen in Verbindung mit der serienmäßigen, 9-stufigen Automatik in fast allen Situationen für souveränes Vorankommen. Die Verbrauchswerte des kräftigeren Diesel entsprechen denen des Basistriebwerks, aber den Standardsprint bewältigt der Wagen in 6,3 Sekunden die Spitze wird mit 238 km/h angegeben. Aber wofür?

 

Für das avisierte Spitzenmodell, den GLS 580 4Matic, gibt es noch keine Preisangabe, das SUV wird aber weit über 100.000 Euro kosten. Diesen Schwaben zeichnet ein 4,0-Liter V8-Benziner aus, der turbounterstützt 489 PS leistet und 700 Nm Drehmoment hat. (ampnet/SW)