Mitsubishi L200 I:


Parallelität der Ereignisse. Den Pick-up haben recht viele erfunden. In Amerika, in Asien und in Europa finden sich früh schon kleine Fahrzeuge mit Ladepritsche. Heute sind Pick-ups in vielen Regionen der Welt nicht nur Nutzfahrzeuge, sondern oft auch Kultobjekte, eine Entwicklung, an der auch Mitsubishi Motors entscheidend mitgearbeitet hat.

Mitsubishi L200

Schließlich produziert der älteste Automobil-Serienhersteller Japans seit immerhin 70 Jahre Pick-ups.

 

Ein konstruktiver Meilenstein war der Urvater aller Mitsubishi Pick-ups. Verfügte dieser von den Mizushima Motor Vehicle Works im Jahr 1946 als Prototyp und ab 1947 in Serie gebaute Typ TM3 A doch als einer der ersten Pritschenwagen mit gut 0,4 Tonnen über eine halb geschlossene Kabine mit Frontscheibe und Stoffdach. Seine Robustheit verdankte er auch einem massiven Leiterrahmen, der um 1960 zum Kennzeichen der großen Typen Junior und Jupiter mit gut 2,0 Tonnen wurde.

 

Eine Vorreiterrolle übernahm der Jupiter auch als einer der ersten Pick-ups mit optional erhältlichem Diesel. Dagegen führte der Mitsubishi Leo ab 1959 die mit dem Mizushima begründete Reihe der Mini Pick-ups in die Moderne, bis 1967 ein Pritschenwagen auf Basis der sehr markanten Fastback-Limousine Mitsubishi Colt 1000F zu dem wahren Trendsetter bis rund 0,5 Tonnen wurde.

 

Im Jahr 1970 startete Mitsubishi Motors in Kooperation mit der Chrysler Corporation die Entwicklung eines größeren Pick-ups, der sich im Design ebenfalls an Pkw-Formen orientierte. Chrysler war in die Formenfindung für diesen Pick-up einbezogen worden, weil das 1978 vorgestellte leichte Nutzfahrzeug primär für Nordamerika und andere Exportmärkte geplant war. Während der Vertrieb in den USA durch Chrysler unter den Namen D60 sowie Plymouth Arrow erfolgte, lancierte Mitsubishi den ab 1980 mit Allrad orderbaren Pick-up in anderen Regionen als L200...

 

In Japan wurde die dort Mitsubishi Forte genannte Einzelkabine mit der langen Ladefläche zwar nur bis 1986 verkauft, auf anderen Märkten war der Pritschenwagen dagegen zum Hype geworden. Im Auftaktjahr sind 45.000 Einheiten produzierten worden, mit dramatischsten Zuwächsen ging es weiter. 1979 verkaufte Mitsubishi weltweit bereits über 100.000 Pick-ups dieser ersten Generation, gut 5.000 Einheiten wurden auf dem US-Markt im Monat verkauft.

 

Als 1986 eine überarbeitete Version eingeführt wurde, produzierte man jährlich rund 130.000 Einheiten dieses Modells, das mittelgroße Pick-ups weltweit begehrenswert machte. Der klare Schritt weg vom klassischen Lastentransporter hin zum Crossover mit SUV-Elementen erfolgte 1991, als der neue Mitsubishi Strada den vormaligen Forte bzw. die allererste L200-Generation ersetzte. In den Exportmärkten trug der Strada wieder den Namen L200. So auch in Deutschland, wo er 1993 als erster Pick-up der Marke angeboten wurde und sich die Pole Position holte.

 

Mit 41.000 Neuzulassungen in den ersten 12 Jahren war dieser L200 meistverkaufter Pick-up in Deutschland und mit europaweit über 340.000 Einheiten im selben Zeitraum die Nummer eins auf dem Kontinent. Dazu beigetragen hat auch das Konzept des L200: Wie der „alte“ Offroader Mitsubishi Pajero konnte auch der L200 schweres Material ziehen und sich mit zuschaltbarem Allradantrieb mit Untersetzungsgetriebe abseits des Asphalts durchsetzen.

 

Zum Wendepunkt in der L200-Historie wurde die 1996 lancierte zweite Generation. Als Wegbereiter des neuen SUV-Segments gab sich der L200 nun trendiger denn je durch großen Grill, ausgestelltere Kotflügel, breitere Alu-Räder, Doppelrohr-Überrollbügel und komfortablem Pkw-Charakter in der Doppelkabine. Nicht fehlen durfte die größte Ladefläche seiner Klasse und ein satter 2,5-Liter Turbodiesel (100 PS).

 

Entwickelt worden war auch dieser L200 in Japan, gebaut wurde er aber in den neuen MMC Sittipol Produktionsanlagen in Thailand. Dort wurde nun die Fertigung der Pick-ups mit bis zu 1,0 Tonnen-Segment für alle Märkte zentralisiert. Tatsächlich übernahm Mitsubishi mit dem L200 die Pionierrolle als erster Automobilexporteur Thailands, ein Land, das sich daraufhin bald zu einem Kompetenzzentrum für die reine Produktion von Pritschenwagen entwickelte. Allein der Mitsubishi L200 erzielte in den bis 2005 gebauten Generationen zwei und drei kumulierte Exporterfolge von mehr als 700.000 Einheiten.

 

Seine sportlichen Talente sowie seine Offroad-Tauglichkeit bewies der L200 als souveräner Gewinner des „Cross Country Rallye World Cups 2003“. Im August 2005 wurde der L200 vom Mitsubishi Triton abgelöst. Dieses wieder von Mitsubishi Motors (Thailand) gebaute Modell befuhr Neuland als erster „Sport Utility Truck“. Tatsächlich stellte sich der auf den meisten Märkten unter dem Traditionsnamen L200 verkaufte Triton als raffiniert designter Pick-up vor, inspiriert vom Rallye-Racer Pajero Evo. Das dynamische Sport-Design verlieh dem Bestseller einen Hauch der Coolness, die bislang SUV und Crossover kennzeichnete.

 

An Pkw-Komfort ließ es dieser vierte L200 ebenso wenig missen wie an technischen Innovationen. Voran dieser permanente Super Select 4WD-Antrieb mit manuellem Mitteldifferential. Talente, die diesen Mitsubishi auf eine 9-jährige Bestsellerkarierre katapultierten, am Ende standen 1,3 Millionen verkaufte Pick-ups.

 

Genau 80 Jahre nach dem ersten Mitsubishi Pkw mit Allradantrieb und Diesel debütierte die aktuelle, fünfte Generation des L200. Kraftvoll und hocheffizient schlägt die jüngste Generation des Pick-up Klassikers ein neues Kapitel auf. Serienmäßig an Bord sind traditionelle Tugenden des L200: Langlebigkeit, sparsame Clear Tec-Diesel in zwei Stufen (154 PS bzw. 181 PS), serienmäßiger Allradantrieb mit Untersetzungsgetriebe und große Ladekapazität eines echten Transportspezialisten.

 

Was Ende 1946 mit dem kleinen, dreirädrigen Mizushima allein für den Wiederaufbau der heimischen Wirtschaft begann, setzten später Pick-up Modellreihen für den Weltmarkt fort. Darunter seit 1978 der Mitsubishi Forte, in vielen Ländern L200 genannt. Seit 1993 schreibt der L200 auch in Deutschland eine Erfolgsgeschichte, denn hier zählt er definitiv zu den Pionieren unter den Pick-ups. (ampnet/SW)