Mobilitätslösung für die Zukunft.




Die globale Städtestruktur ist in einem klaren Wandel. 2030 wird die Zahl der Millionen-Städte nach Ansicht der Zukunftsforscher von derzeit rund 130 auf 700 wachsen. 2050 bevölkern dann fast 10 Milliarden Menschen die Erde. Mercedes Benz Vans, die Transporter-Sparte von Daimler, hat sich über die künftige Versorgung, den Transport Gedanken gemacht...

 

Ergebnis ist ein 5,14 Meter langes Gefährt, das sich elektrisch, autonom fortbewegt und je nach modularer Bestückung bis zu 12 Passagiere oder 10 Europaletten befördern kann. Basis des Denkmodells, dem Daimler jetzt als Studie Vision Urbanetic eine Form gab, ist eine selbstfahrende Plattform, die wahlweise mit einem Modul für einen Personentransport oder einem Fracht-Container bestückt werden kann. Das aus Aluminium und als Leichtbau-Fahrzeug realisierte Transportmittel soll fahrerlos auf die Reise gehen. Dies bringt zum einen mehr Platz für die Passagiere und zum anderen ein deutlich höheres Transportvolumen. Außerdem wirkt es im Zuge des stetig steigenden Mobilitätsbedarfs einem Mangel entgegen. Die Branche klagt bereits heute über einen erheblichen Bedarf an Fahrern, der kaum mehr erfüllt werden kann und weiter zunehmen wird. Gerade der überbordende Lieferverkehr nach der Güterbestellung im Internet stellt hier die größte Herausforderung dar.

 

Volker Mornhinweg, Chef der Transporter-Abteilung von Daimler, stellt sich dabei eine Entwicklung in drei Abschnitten vor. Zunächst könnten die Vision Urbanetic auf Fabrikgeländen oder Flughäfen starten, wo ein definiertes sowie geschlossenes Umfeld erste Schritte relativ einfach macht. Die Fahrzeuge bewegen sich auf einem begrenzten Terrain und könnten die Materialversorgung bei Herstellern oder Personentransport auf dem Vorfeld der Airports übernehmen. Mit der zweiten Stufe wagt man sich in den öffentlichen Raum. Dabei ist an definierte Strecken, etwa im ÖPNV gedacht, wo die Transportmodule im Liniendienst fahren werden und an festgelegten Haltestellen stoppen. Die Königsdisziplin soll dann auf freien Strecken gemeistert werden, wenn Transportkabinen tagsüber Pendler zum Job oder abends zu den Freizeitstätten befördern, zudem für Privatfahrten angefordert werden können. Nachts, nach einem Wechsel des Transportmoduls, erfolgt die urbane Versorgung (Güter).

 

Personentransporter könnten interaktiv mit Fahrgästen kommunizieren. Herbeigerufen per App, erkennen sie über Sensoren die Fahrgäste und signalisieren ihnen die jeweilige Aktion. „Bereit zum Einsteigen“, oder „Ich halte“. Über LED-Lichtschienen am Grill und an den Seitenwänden zeigen sie, wenn ein Fußgänger erkannt wird oder auch wenn dieser die Fahrbahn überqueren kann. Dies soll das Mobilitätssystem gefahrlos in den städtischen Verkehr der Zukunft mit einbinden.

 

Die Form der Vision Urbanetic wirkt aerodynamisch günstig, ähnlich dem Ei, wenngleich das Transportsystem innerstädtisch keine Rekorde fährt. Der Innenraum mit den beim Personenmodul fast komplett umlaufenden Sitzbänken erinnert an eine futuristische Kabine. Hinter der Schiebetür gibt es Sitz- oder Stehplätze, würde das Konzept in der Form umgesetzt, wären die vielzähligen Streben zwischen den klein gehaltenen Fenstern zu bemängeln, die den Aufbau wie einen Käfig erscheinen lassen und die Aussicht behindern. An der Decke könnte ein ums Panoramafenster umlaufendes Display Informationen vermitteln, fast wie ein Reiseführer.

 

Gesteuert werden sollen die Module von einem komplexen Algorithmus, der eigenständig auf Veränderungen und reale Umstände reagiert. Wenn die Meldung von anderen Fahrzeugen eingeht, dass es in einem Gebiet regnet, leitet dieser automatisch zusätzliche Fahrzeuge in diesen Bezirk, da bald mehr Beförderungsmittel benötigt werden.

 

Zu einem Zeitplan will sich Volker Mornhinweg nicht äußern, dafür sei es angesichts der komplexen Anforderungen bei einer Umsetzung noch zu früh. Gleichwohl stehe man mit verschiedenen Metropolen in Kontakt, um Möglichkeiten der Realisierung zu prüfen. Die Verlockungen einer solchen Mobilitätslösung für Großstädte sind unterdessen groß. Die aus Platzmangel in zweiter Reihe parkenden Lieferfahrzeuge gehörten der Vergangenheit an, damit würden Staus abgebaut werden. Pünktlichkeit und Transparenz könnten sich verbessern, die automatisch fahrenden Kabinen sind wesentlich auskunftsfreudiger, geben vor allem bessere Prognosen über Fahrzeit sowie Störungen ab als manch ein Busfahrer. Flottenbetreiber dürften sich über eine deutlich höhere Effizienz freuen, Stadtplaner müssten weniger Parkflächen anlegen, die Flächennutzung würde wie auch die Verkehrssicherheit gewinnen. (ampnet/TX)